
Beamte: Leck wahrscheinlich in USA, Unterlagen wurden möglicherweise manipuliert
„Der Fokus liegt jetzt darauf, dass es sich um ein US-Leck handelt, da viele der Dokumente nur in US-Händen waren“, sagte der ehemals hohe Beamte im Verteidigungsministerium, Mulroy, der Nachrichtenagentur Reuters. Das Ministerium bekräftigte, man habe das Justizministerium formell um eine Untersuchung gebeten. Zwei US-Regierungsbeamte sagten Reuters, sie könnten nicht ausschließen, dass die Dokumente manipuliert worden seien. So könnte versucht werden, die Ermittler hinsichtlich der Herkunft der Papiere in die Irre zu führen oder falsche Informationen zu verbreiten, die den US-Sicherheitsinteressen schaden könnten.
Sensible Dokumente u.a. zu ukrainischem Luftabwehrsystem und zur Justizreform in Israel
Reuters hat mehr als 50 als „geheim“ und „streng geheim“ eingestufte Dokumente durchgesehen, die auf Internet-Plattformen veröffentlicht wurden. Unter anderem fiel auf, dass Zahlen zu geschätzten russischen Verlusten in der Ukraine unerwartet gering waren. Auch ist nicht klar, warum mindestens ein Dokument als „nicht klassifiziert“ gekennzeichnet ist, obwohl es streng geheime Informationen enthält. Laut der Nachrichtenagentur haben Unterlagen teilweise den Vermerk „NOFORN“. Das bedeutet, dass sie nicht an ausländische Staatsangehörige weitergegeben werden dürfen.
Ein Dokument, das auf den 23. Februar datiert und als „geheim“ gekennzeichnet ist, beschreibt, das ukrainische S-300-Luftabwehrsysteme bei derzeitiger Nutzung nur noch bis zum 2. Mai eingesetzt werden könnten. Solch streng gehütete Informationen könnten für Russland von großem Nutzen sein.
In einem anderen Dokument vom 1. März heißt es, der israelische Geheimdienst Mossad habe Proteste gegen die Justizreform der Regierung angeregt. Die USA hätten dies durch Signalaufklärung erfahren. Das würde darauf hindeuten, dass die Vereinten Staaten einen ihrer wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten ausspioniert haben. Der Bundesnachrichtendienst NSA ist nach eigenen Angaben verantwortlich für die Bereitstellung von Auslandssignalaufklärung, kurz SIGINT.
Ein weiteres Dokument enthielt Details über interne Diskussionen zwischen hochrangigen südkoreanischen Beamten über den Druck der USA auf Südkorea, die Ukraine mit Waffen zu beliefern.
Prorussiche Elemente hinter Leck?
Es sei nicht ausgeschlossen, dass prorussische Elemente hinter dem Leck stünden, hieß es. Es könnte sich um den schwerwiegendsten Geheimnisverrat seit dem Jahr 2013 handeln. Damals waren hunderttausende Dokumente, Videos und Interna auf der Webseite der Enthüllungsplattform WikiLeaks erschienen.
Diese Nachricht wurde am 10.04.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.