Was ist passiert?
Zwei Explosionen haben die iranische Stadt Kerman erschüttert. Mehr als 90 Menschen wurden getötet, mehr als 200 verletzt, erklärte der nationale Rettungdienst. Am Tag der Tat war noch von mehr als 100 Toten die Rede. Der Anschlag ereignete sich auf einer Straße zum Grab des früheren Generals Soleimani, der vor genau vier Jahren im Irak durch einen Drohnenangriff ums Leben gekommen war. In der Nähe seines Grabs in Kerman detonierten die Sprengsätze, als Anhänger zu seinem Gedenken zum Friedhof kamen.
Die zwei Taschen mit Sprengstoff seien im Abstand von zehn Minuten explodiert, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Irna den Bürgermeister von Kerman. Handelt es sich tatsächlich um einen gezielten Angriff, wäre es der tödlichste Anschlag in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik.
Wer ist verantwortlich?
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag in der iranischen Stadt Kerman mit mehr als 80 Toten für sich reklamiert. Das erklärte die Gruppe über ihre Propaganda-Kanäle.
Inzwischen gilt als gesichert, dass mindestens beide Explosionen im Iran durch Selbstmordattentäter verursacht worden waren. Am Freitag gab der iranische Geheimdienst bekannt, dass er neun Menschen im Zusammenhang mit dem Anschlag festgenommen habe. Die Festnahmen erfolgten in sechs Provinzen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf eine Mitteilung des Geheimdienstes berichtete. Die Personen seien Teil eines Netzwerkes von Unterstützern der Attentäter gewesen.
Bei einer Razzia der Unterkunft der beiden Selbstmordattentäter in Kerman seien weitere Sprengstoffgürtel gefunden worden. Einer der beiden Attentäter habe die tadschikische Staatsbürgerschaft gehabt. Unabhängig überprüfen lassen sich Informationen des iranischen Geheimdienstes nicht.
Wie sind die Reaktionen?
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verurteilte den Anschlag am Donnerstag in einer Erklärung. Die Führung in Teheran stufte das Attentat als Terrorakt ein und erklärte den Donnerstag zu einem Tag der öffentlichen Trauer im ganzen Land. Irans Präsident Raisi kündigte an, die Täter und ihre Unterstützer zur Rechenschaft zu ziehen. Er sagte einen geplanten Staatsbesuch in der Türkei ab. Religionsführer Chamenei erklärte, die katastrophale Tat werde eine harte Antwort nach sich ziehen. Den Opfern und Familien sprach der 84-Jährige sein Mitgefühl aus.
Auch aus dem Ausland wurden Beileidsbekundungen übermittelt. Das Auswärtige Amt in Berlin schrieb auf X, man verurteile den Terrorakt. Die Menschen im Iran hätten eine Zukunft in Frieden und Sicherheit verdient. Der EU-Außenbeauftragte Borrell betonte nach einem Telefonat mit Außenminister Amir-Abdollahian, er verurteile die Tat auf das Schärfste und sei solidarisch mit dem iranischen Volk.
Wer war General Kassem Soleimani?
General Soleimani gehörte den iranischen Revolutionsgarden an, die Spezialeinsätze außerhalb Irans durchgeführt haben. Die USA töteten ihn vor vier Jahren im Irak durch einen Drohnenangriff. Von Regierungsanhängern wird Soleimani als Märtyrer verehrt.
Diese Nachricht wurde am 04.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.