Rüstungsindustrie
Was über die mutmaßlichen Anschlagspläne gegen den Rheinmetall-Chef bekannt ist

Nach Informationen von US-Geheimdiensten sollte auf den Vorstandsvorsitzenden des Rüstungskonzerns Rheinmetall, Papperger, ein Attentat verübt werden. Wie der Fernsehsender CNN berichtet, wurden die Pläne russischer Agenten schon Anfang des Jahres aufgedeckt. Worum es genau geht: ein Überblick.

    Einsatzfahrzeuge der Polizei stehen vor dem Firmengelände vom Rüstungskonzern Rheinmetall.
    Das Firmengebäude des Rüstungskonzerns Rheinmetall (picture alliance / dpa / Swen Pförtner)
    Und es gab offenbar auch Vorbereitungen für Anschläge auf andere europäische Firmen. Dem CNN-Bericht zufolge wurden die deutschen Behörden Anfang des Jahres informiert, dass ein Attentat auf Papperger geplant sei. Auftraggeber sei die russische Regierung gewesen. Der 61-jährige Rheinmetall-Chef sei daraufhin besonders geschützt worden. CNN beruft sich auf fünf mit der Situation vertraute Beamte aus den USA und anderen westlichen Staaten. Ein deutscher Regierungsbeamter bestätigte dem Sender demnach, dass man in Berlin entsprechende Warnungen aus den USA bekommen habe.

    Wie konkret waren die Pläne?

    Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet unter Berufung auf europäische Sicherheitskreise, dass sich Verdächtige sowohl in der Nähe der Düsseldorfer Konzernzentrale als auch an Reisezielen von Papperger im Ausland aufgehalten hätten. Die Schutzmaßnahmen seien deshalb ständig angepasst worden. Die Lage habe sich inzwischen etwas entspannt, da die mutmaßlichen Agenten an ihren Plänen anscheinend nicht festgehalten hätten.

    Was ist über die mutmaßlichen Attentäter bekannt?

    Die Männer sollen aus unterschiedlichen Ländern der ehemaligen Sowjetunion stammen. Mindestens einer sei Russe, heißt es im "Spiegel"-Bericht. Einige der Männer hätten sich bereits im Schengenraum aufgehalten, teilweise seien Einreisen erst geplant gewesen. Leitende Beamte gehen davon aus, dass es sich bei den Personen um sogenannte "Proxies" russischer Geheimdienste gehandelt haben könnte, also von Moskau speziell für einen Auftrag angeheuerte Agenten. Für Festnahmen sei die Hinweislage allerdings nicht ausreichend gewesen.

    Warum wurde Rheinmetall als Ziel ausgewählt?

    Rheinmetall ist einer der größten europäischen Lieferanten für Panzertechnik und Artilleriegeschosse für die Ukraine und nach eigener Darstellung der größte Hersteller von Artilleriemunition in der westlichen Welt. Im Juni hat Rheinmetall eine Reparaturwerkstatt für Schützenpanzer in der Westukraine eröffnet. Geplant ist auch die Produktion neuer Panzer. Deshalb galt Rheinmetall-Chef Papperger für die deutschen Sicherheitsbehörden schon länger als gefährdet. Er könne wegen seiner herausgehobenen Stellung Ziel eines russischen Anschlags werden, so deren Vermutung.
    In der Vergangenheit gab es bereits einen Brandanschlag auf Pappergers Gartenlaube auf seinem Anwesen in Niedersachsen. Er soll schon seit längerem Personenschutz erhalten. Der Chef des Dax-Konzerns hat wiederholt mit deutlichen Worten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilt.

    Gab es weitere Ziele?

    Dem CNN-Bericht zufolge war das aufgedeckte Vorhaben Teil einer größer angelegten Mordanschlagsserie auf Führungskräfte von Rüstungskonzernen in ganz Europa, die mit ihren Waffen den ukrainischen Verteidigungskrieg gegen Russland unterstützen.
    Inzwischen prüfen deutsche Rüstungsfirmen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für ihre Manager. So erklärte etwa ein Sprecher des Zulieferers Hensoldt, die Meldungen seien Anlass dafür, die ohnehin hohen Standards zu überprüfen. Das Unternehmen mit Sitz in Taufkirchen bei München produziert das Radar für das Flugabwehrsystem IRIS-T, mit dem sich die Ukraine gegen russische Angriffe verteidigt.

    Welche Reaktionen gibt es bisher?

    Viele deutsche Politiker äußerten sich angesichts der angeblichen russischen Anschlagspläne gegen Rheinmetall-Chef Papperger entrüstet. Der Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, der FDP-Politiker Faber, sagte der "Bild"-Zeitung, sollten Informationen vorliegen, welche russische Stellen in den Plan verwickelt seien, müssten Ausweisungen von Diplomaten und gegebenenfalls internationale Haftbefehle folgen. Der CDU-Verteidigungspolitiker Kiesewetter sagte im ZDF, als eine Konsequenz sollten die deutschen Nachrichtendienste gestärkt und auf Augenhöhe mit jenen der Nachbarstaaten gebracht werden. Bundesinnenministerin Faeser wollte sich zum konkreten Fall nicht äußern. Die SPD-Politikerin sagte aber der Deutschen Presse-Agentur, man nehme die erheblich gestiegene Bedrohung durch die russische Aggression sehr ernst. Das reiche von Spionage, Sabotage und Cyberattacken bis hin zu Staatsterrorismus.
    Der Kreml wies die Medienberichte über Anschlagspläne als falsch zurück.
    Diese Nachricht wurde am 13.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.