Berlin
Was Union und SPD in den Sondierungsgesprächen vereinbart haben

CDU, CSU und SPD haben ihre Sondierungsgespräche abgeschlossen. Wenn die Parteigremien grünes Licht geben für Koalitionsverhandlungen, geht es ins Detail. Erste Vereinbarungen haben die Verhandlungsführer schon getroffen. Hier finden Sie eine Übersicht.

    Die Parteivorsitzenden Söder (CSU), Merz (CDU), Klingbeil und Esken (beide SPD) stehen nebeneinander an Rednerpulten. Merz schaut Richtung Kamera, die anderen geradeaus.
    Die Parteivorsitzenden Söder (CSU), Merz (CDU), Klingbeil und Esken (beide SPD) bei der anschließenden Pressekonferenz in Berlin (dpa /AP / Markus Schreiber)

    Migration

    An den deutschen Landgrenzen sollen künftig auch Menschen zurückgewiesen werden, die ein Asylgesuch stellen - allerdings nur in Abstimmung mit den Nachbarstaaten. Möglich sind Zurückweisungen grundsätzlich nur da, wo es stationäre Grenzkontrollen gibt. Die hat Bundesinnenministerin Faeser (SPD) zwar in den vergangenen Jahren nach und nach für alle Landgrenzen angeordnet; wer einen Asylantrag stellen will, darf aber in der Regel einreisen. Das wollen Union und SPD nun ändern.

    Staatsangehörigkeitsrecht

    Das von der Ampel-Koalition reformierte Staatsangehörigkeitsrecht soll weiter Bestand haben. Die verkürzten Wartefristen für eine Einbürgerung und den Doppelpass für Nicht-EU-Bürger sollen bleiben. 

    Steuerreform

    Die "breite Mittelschicht" soll laut Sondierungspapier entlastet werden. Geplant ist eine Reform der Einkommensteuer. Außerdem soll die Pendlerpauschale in der Steuererklärung erhöht werden.

    Rente

    Wer als Rentner oder Rentnerin freiwillig arbeitet, soll bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können. Die sogenannte Mütterrente soll ausgeweitet werden: Auch für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, sollen drei statt wie bisher maximal zweieinhalb Erziehungsjahre bei der Rente angerechnet werden.

    Pflege

    Angesichts immer weiter steigender Milliardenkosten wollen Union und SPD "eine große Pflegereform" auf den Weg bringen.

    Stromsteuer

    Zur Entlastung von Unternehmen und privaten Haushalten soll die Stromsteuer auf den in der EU erlaubten Mindestwert sinken. Das soll zu Entlastungen um mindestens fünf Cent pro Kilowattstunde führen. Union und SPD wollen daneben die Übertragungsnetzentgelte halbieren, ein Bestandteil des Strompreises. 

    Überstunden

    Zuschläge für Mehrarbeit, die über die tariflich vereinbarte bzw. an Tarifverträgen orientierte Vollzeitarbeit hinausgehen, sollen steuerfrei gestellt werden.

    Mindestlohn

    Union und SPD halten an der unabhängigen Mindestlohnkommission fest. Für die weitere Entwicklung des Mindestlohns solle sich diese "sowohl an der Tarifentwicklung als auch an 60 Prozent des Bruttomedianlohns von Vollzeitbeschäftigten orientieren", heißt es im Papier, das als Basis für die anstehenden Koalitionsverhandlungen dient. "Auf diesem Weg ist ein Mindestlohn von 15 Euro im Jahr 2026 erreichbar."

    Bürgergeld

    Das Bürgergeldsystem soll überarbeitet werden. "Wir werden das bisherige Bürgergeldsystem neu gestalten, hin zu einer Grundsicherung für Arbeitssuchende", sagte der CDU-Vorsitzende Merz. "Für Menschen, die arbeiten können und wiederholt zumutbare Arbeit verweigern, wird ein vollständiger Leistungsentzug vorgenommen."

    Mietpreisbremse

    Die Mietpreisbremse soll zunächst für zwei Jahre verlängert werden. Dieses Instrument für den Mieterschutz wäre sonst Ende 2025 ausgelaufen.

    Gastronomie

    Die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie soll dauerhaft auf 7 Prozent sinken. Die Mehrwertsteuer in der Gastronomie war bereits in der Corona-Zeit von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden - allerdings nur vorübergehend.

    E-Autos

    Um die schleppende Nachfrage nach Elektroautos wieder stärker anzukurbeln, planen Union und SPD wieder "einen Kaufanreiz". Eine bestehende Kaufprämie war Ende 2023 wegen Haushaltsnöten von der Ampel-Koalition gestoppt worden, woraufhin die Nachfrage zurückging.

    Nahverkehr

    Das beliebte Deutschlandticket für Busse und Bahnen wird Bestandteil der Koalitionsverhandlungen. Über "die Fortsetzung" über das Jahresende hinaus soll beraten werden.

    Landwirtschaft

    Das von der Ampel-Koalition beschlossene Aus für Agrardiesel-Vergünstigungen für Bauern soll gekippt werden.

    Wahlrecht

    Eine erneute Reform des eben erst geänderten Bundestagswahlrechts soll geprüft werden. Kritik gab es vor allem, weil bei der Wahl am 23. Februar einige Direktkandidaten, die ihren Wahlkreis gewonnen hatten, kein Mandat erhielten.
    (mit Material der Deutschen Presse-Agentur)
    Diese Nachricht wurde am 09.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.