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"Was zählt, ist Führungsstärke und nicht das Geschlecht"

Nicht die Quote sei das richtige Mittel, um Frauen in Unternehmen zu fördern. Erfolgversprechend sei vielmehr eine leistungsorientierte Unternehmenskultur, sagt die Wirtschaftsprofessorin Sonja Bischoff. Diese führe nachweislich dazu, dass der richtige Mensch an den richtigen Platz kommt, ganz gleich ob Mann oder Frau.

Sonja Bischoff im Gespräch Jörg Biesler |
    Jörg Biesler: Sie bleibt also umstritten, die Quotenregelung in den Vorständen und Aufsichtsräten der DAX-Unternehmen. Die Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerin Sonja Bischoff war Leiterin einer Studie zu Männern und Frauen im Management, guten Tag, Frau Bischoff!

    Sonja Bischoff: Ja, guten Tag, Herr

    Biesler: Noch mal ganz zurück hinter die allgemein akzeptierte Meinung, dass es gut ist, wenn mehr Frauen mitreden in den Chefetagen: Warum wäre das eigentlich gut oder vielleicht doch nicht?

    Bischoff: Also, was zählt, ist ökonomische Kompetenz, betriebswirtschaftliches Know-how und Führungsstärke. Das ist wesentlich und nicht das Geschlecht.

    Biesler: Aber man sagt doch, kombinierte Teams aus Männern und Frauen würden effizienter arbeiten, können Sie aus Ihrer wissenschaftlichen Arbeit nicht bestätigen?

    Bischoff: Nein, nein, das kann ich aus der wissenschaftlichen Arbeit heraus nicht bestätigen, sondern es kommt immer auf die Leistungsorientierung an, und zwar auf die Leistungsorientierung der Unternehmenskultur, weil die nachweislich dazu führt, dass der richtige Mensch an den richtigen Platz kommt, ob Mann oder Frau.

    Biesler: Das würde bedeuten, wenn ich eine Frauenquote einführen muss, um Frauen die Möglichkeit zu eröffnen, zum Beispiel in den Vorstand oder in den Aufsichtsrat zumindest in zählbarer Zahl – ich glaube, in den Aufsichtsräten sind es im Augenblick elf Prozent, in den Vorständen ungefähr drei Prozent –, also in besser zählbarem Anteil hineinzukommen, dann muss ich was an der Unternehmenskultur ändern?

    Bischoff: Ja, auf jeden Fall. Und Leistungsorientierung, das hat der Kollege Baitsch aus der Schweiz gezeigt, ist das beste Mittel zur Frauenförderung.

    Biesler: Wenn es denn zu so einer Quotenregelung kommt, also jetzt ja einer freiwilligen, womöglich aber ja doch noch dann einer staatlich verordneten, gäbe es denn genug Frauen, die in diese Position kommen könnten, oder wäre es dann am Ende so wie in Norwegen, wo dann wenige Frauen viele Mandate auf sich vereinen?

    Bischoff: Also, wir haben ungefähr gut 30 Prozent Absolventinnen in den karriereorientierten Studiengängen Wirtschaftswissenschaften, Ingenieur- und Naturwissenschaften, es kommt dann natürlich auf die Höhe der Quote an und es würde eben so sein, wenn wir beispielsweise von 30 Prozent ausgehen, dass tatsächlich alle dieser Absolventinnen auch bitte schön Karriere in der Wirtschaft machen müssen, und zwar genau in diesen Unternehmen.

    Und man darf nicht vergessen, dass es neben den angestellten Führungskräften ja auch Unternehmer und Unternehmerinnen gibt, wie soll man die denn per Quote erfassen? Sollen denn Frauen auf diese Weise in die Selbstständigkeit gezwungen werden? Also, ich habe da sehr viele Fragezeichen.

    Biesler: Problematisch könnte ja auch sein – so stelle ich mir das jedenfalls vor –, dass man ja nicht einfach 15 Sprossen auf der Karriereleiter überspringen kann, wenn man jetzt eine qualifizierte Frau ist, sondern ja erst mal sich sozusagen in eine Anwartschaft hineinbewegen muss …

    Bischoff: … so ist es …

    Biesler: … also, man wird als Vorstand ja nicht von null auf jetzt berufen, sondern da muss man zunächst mal irgendwie bestimmte Stufen nehmen. Das wird ja doch wahrscheinlich eher ein Prozess von Jahren sein?

    Bischoff: Das ist immer ein langfristiger Prozess und wir dürfen auch nicht vergessen, dass die DAX-Unternehmen nicht repräsentativ für die Wirtschaft sind, sondern repräsentativ für die Wirtschaft sind alle Unternehmen. Und die meisten Menschen und die meisten Führungskräfte arbeiten in kleinen und mittleren Unternehmen und da haben wir ja schon Frauenanteile in Führungspositionen von bis zu 30 Prozent.

    Biesler: Aber der DAX ist ganz wichtig, um die Stimmungslage zu messen in der deutschen Wirtschaft. Der hat heute angezogen zunächst mal, jetzt ist er ein bisschen gefallen. Meinen Sie, das hat was mit der Quotenregelung zu tun?

    Bischoff: Das kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen. Frauen sind nicht per se die besseren Führungskräfte, es gibt unter Männern und Frauen genau so viele fähige wie unfähige Führungskräfte.

    Biesler: Ja, die Frage wäre ja, ob das in der Wirtschaft bei den Leuten, die Aktien kaufen, und zwar natürlich institutionell Aktien kaufen, ob das irgendwen da interessiert, das könnte man ja dann vielleicht am Kurs ablesen?

    Bischoff: Halte ich für unwahrscheinlich.

    Biesler: Professorin Sonja Bischoff von der Universität Hamburg über die DAX-Konzerne und die Frauenquote, ich danke Ihnen!

    Bischoff: Ja, bitte schön, gern geschehen!


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