Wie Katars Regierungschef al Thani sagte, sollen in einem ersten Schritt 33 israelische Geiseln freikommen – darunter Frauen, Kinder und alte sowie kranke und verletzte Zivilisten. Im Austausch dafür würden in einem zweiten und dritten Schritt palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen entlassen. Eine konkrete Zahl wurde zunächst nicht genannt. Katar hatte gemeinsam mit Ägypten und den USA in dem Konflikt vermittelt. Die drei Staaten werden nach Angaben al Thanis die Waffenruhe im Gazastreifen auch überwachen.
Details zum Rückzug der israelischen Armee noch unklar
Von der israelischen Regierung hieß es zunächst, dass noch einzelne Punkte geklärt werden müssten. Das Büro von Ministerpräsident Netanjahu erklärte, „mehrere Klauseln des Rahmens“ seien noch offen. Mit einer Billigung durch das Sicherheitskabinett und anschließend der gesamten israelischen Regierung an diesem Donnerstag wurde allerdings gerechnet.
Laut al Thani würde sich die israelische Armee während einer ersten Phase der Waffenruhe aus den dicht besiedelten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen, um den Austausch sowie „die Rückkehr der Vertriebenen“ zu ermöglichen. Details bezüglich der zweiten und dritten Phase würden nach der Umsetzung der ersten Phase bekannt gegeben. Israelische Medien berichteten, dass Israel dem Abkommen zufolge in der ersten Phase eine „Pufferzone“ im Gazastreifen beibehalten will, um die Sicherheit der israelischen Grenzorte zu gewährleisten. Allerdings werde es der palästinensischen Bevölkerung erlaubt sein, sich zwischen dem Norden und dem Süden des Gebiets zu bewegen, hieß es.
Zweite Verhandlungsphase nach 16 Tagen
Am 16. Tag der Waffenruhe sollen laut Plan die Verhandlungen über die zweite Phase – und damit die Freilassung der restlichen Entführten – beginnen. In dieser könnten verschleppte Soldaten und Männer im wehrfähigen Alter sowie die Leichen der toten Geiseln freigegeben werden. Zudem könnte der Abzug der israelischen Truppen beginnen, bevor in der dritten und letzten Phase des Abkommens der Krieg endgültig beendet werden soll.
Israel hatte betont, Gaza nicht zu verlassen, bis alle Geiseln zu Hause seien. Ziel sei es, alle 98 Geiseln zurückzuholen. Allerdings ist unklar, wie viele von ihnen noch am Leben sind. Unter den Verschleppten sind Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, darunter auch Deutsche.
Hamas will Freilassung von 1.000 Palästinensern
Aus dem Umfeld der Hamas hieß es in den vergangenen Tagen, dass im Austausch für die 33 israelischen Geiseln rund 1.000 palästinensische Gefangene freigelassen werden sollten, darunter auch Menschen, die langjährige Haftstrafen verbüßten. Ein israelischer Regierungsvertreter erklärte dagegen, „mehrere hundert Terroristen“ würden freigelassen. Er könne jedoch keine genauen Zahlen nennen, da dies davon abhänge, wie viele von den 33 Geiseln noch am Leben seien. Israel würde zudem den Vertriebenen im Süden des Gazastreifens erlauben, in den Norden zurückzukehren, allerdings nur zu Fuß über die Küstenstraße, hieß es.
Kommt mehr Hilfe in den Gazastreifen?
Das ist zumindest die Hoffnung der Zivilisten und der Hilfsorganisationen, die sich um Zugang in das von Israel abgeriegelte Küstengebiet bemühen. Der wichtige – und seit acht Monaten geschlossene – Grenzübergang Rafah zwischen Gaza und Ägypten könnte schon heute wieder öffnen. Rund 600 Lastwagen mit Hilfsgütern seien für die Einfuhr vorbereitet worden, sagte ein Vertreter des ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai.
Der Professor für Nahoststudien an der Hebräischen Universität Jerusalem, Fuchs,
verwies diesbezüglich auf offene Fragen. Es sei bisher unklar, wer die humanitäre Hilfe im Gazastreifen koordinieren solle, sagte Fuchs im Deutschlandfunk. Israel wolle nicht, dass die Hamas daran beteiligt sei. „Man möchte auch nicht, dass bestimmte UNO-Organisationen das machen“. In diesen und weiteren Punkten gebe es noch Klärungsbedarf. Mehr als 90 Prozent der palästinensischen Bevölkerung leiden nach UNO-Angaben starken Hunger. Es fehlt an Wasser, Notunterkünften, Arzneimitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.
verwies diesbezüglich auf offene Fragen. Es sei bisher unklar, wer die humanitäre Hilfe im Gazastreifen koordinieren solle, sagte Fuchs im Deutschlandfunk. Israel wolle nicht, dass die Hamas daran beteiligt sei. „Man möchte auch nicht, dass bestimmte UNO-Organisationen das machen“. In diesen und weiteren Punkten gebe es noch Klärungsbedarf. Mehr als 90 Prozent der palästinensischen Bevölkerung leiden nach UNO-Angaben starken Hunger. Es fehlt an Wasser, Notunterkünften, Arzneimitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.
Weitere schwierige Fragen offen
Weitere schwierige Frage wären nach einem Abkommen zu klären: Andreas Reinicke, ehemaliger EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten und heute Direktor des Orient-Instituts, sagte im Deutschlandfunk, die politischen Entscheidungen stünden auf beiden Seiten noch bevor. Dabei gehe es darum, wer künftig den Gazastreifen kontrolliert und ob eine Zwei-Staaten-Lösung befürwortet wird. Eine Waffenruhe könne aber der Einstieg sein auch zur Klärung von Territorialfragen, sagte Reinicke.
Diese Nachricht wurde am 16.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.