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Münster
Tierhaltung und Wasserknappheit bestimmen den Deutschen Bauerntag - Präsident Rukwied: "Tierhaltungslogo schnell ausweiten"

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Rukwied, hat die Politik aufgerufen, Perspektiven für die Tierhaltung hierzulande aufzuzeigen. Mittlerweile würden beispielsweise 11 von 20 Kilogramm Schweinefleisch importiert - und zwar in der Regel aus Ställen, in denen Tierwohl ein Fremdwort sei, sagte Rukwied zum Auftakt des Deutschen Bauerntages in Münster.

    Eingepferchte Schweine in der Massentierhaltung
    Unter engen Bedingungen der Massentierhaltung können sich Erreger rasend schnell verbreiten. (Picture Alliance / AP Images / Charlie Riedel)
    Er stelle sich die Frage, ob die Tierhaltung noch eine Zukunft habe und ob sie von Teilen der Politik überhaupt noch gewollt sei, betonte Rukwied. Unter anderem brauche man eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung, damit die Verbraucher gezielt zu heimischen Produkten greifen könnten. Er wiederholte die Forderung des Bauernverbandes nach der schnellen Erweiterung des staatlichen Tierhaltungslogos, das zunächst mit Schweinefleisch im Supermarkt starten soll. Weitere Bereiche wie Rindfleisch müssten schnell aufgenommen werden, ebenso die Systemgastronomie und Kantinen. Dies helfe auch den Tieren. "Schauen Sie mal in spanische Ställe. Viele Importe kommen aus Ställen zu uns, wo Tierwohl ein Fremdwort ist."

    Wassermangel treibt Landwirte bundesweit um

    Das zweite große Themenfeld ist der zunehmende Wassermangel. Ausbleibende Niederschläge, lange Dürreperioden und steigende Temperaturen beschäftigen den Deutschen Bauerntag in besonderer Weise: Die Betriebe bangen nach einem zu trockenen Frühjahr vielerorts um ihre Ernteerträge und befürchten niedrige Erzeugerpreise.
    Die Wasserversorgung sei das größte Zukunftsproblem der Landwirtschaft, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir im Deutschlandfunk. Flächen dürften nicht weiter versiegelt und müssten nachhaltig mehrfach genutzt werden, meint der Grünen-Politiker. Der Wasserbedarf müsse generell effizienter gesteuert werden. Zudem müssten natürliche Wasserspeicher renaturiert werden, führte Özdemir aus. Mit Blick auf Forderungen des Deutschen Bauernverbandes nach finanzieller Unterstützung von Bewässerungsanlagen für landwirtschaftliche Nutzflächen erklärte Özdemir, nicht alle Folgen des Klimawandels könne der Staat auffangen.
    (Hier können Sie das Interview auch nachlesen.)

    Umweltministerin Lemke verlangt Umdenken

    Bundesumweltministerin Lemke rief Gesellschaft, Industrie und Landwirtschaft angesichts knapper werdenden Ressourcen zu einem sparsamen und sorgfältigen Umgang mit Wasser auf. Dass erste Kommunen die Bewässerung von Gärten am Tag untersagten, bezeichnete die Grünen-Politikerin im "Tagesspiegel" als absolut sinnvolle Maßnahme. Ein Umdenken brauche es auch in der Industrie und der Energiebranche, erklärte sie mit Blick auf knapper werdende Ressourcen. Lemke verwies darauf, dass beim Städtebau zu wenig darauf geachtet worden sei, das Wasser zu halten und zu speichern. Auch sei der Bau von Straßen bisher wichtiger gewesen als Hitzeschutz für die Bevölkerung, kritisierte die Ministerin.
    Der Bauerntag wird am Donnerstag fortgesetzt. Bundesagrarminister Özdemir (Grüne) wird erwartet, ebenso wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wüst (CDU). Bundeskanzler Scholz (SPD) wollte sich mit einem Grußwort per Video an die Teilnehmer wenden.
    Diese Nachricht wurde am 28.06.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.