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Wasserball
Zerrüttetes Verhältnis zwischen Trainern und Spielern

Was derzeit in der Wasserball-Nationalmannschaft passiert, wäre im Fußball undenkbar: Die Spieler revoltieren gegen den Trainer und der Trainer ist abgetaucht. Offizielle Erklärung des Verbandes: "Überstunden abbauen."

Von Andrea Schültke |
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    Stress bei den deutschen Wasserballern (picture alliance / dpa)
    Die Mannschaft ist sich einig: Trainer Nebojsa Novoselac soll gehen. Das hat sie am 18. Dezember auch schriftlich klar gemacht – in einem Brief an Schwimmverbands-Präsidentin Christa Thiel. Danach ging es noch gemeinsam mit dem Bundestrainer zum Skifahren. Diese sogenannte Teambuilding-Maßnahme war schon länger anberaumt, konnte aber an dem Nicht-Verhältnis zwischen Spielern und Trainer wohl auch nichts mehr ändern. Praktisch ist die Trennung schon vollzogen. Denn während die Nationalspieler noch bis zur Wochenmitte bei einem Lehrgang in Hannover waren fehlte der Bundestrainer. Offizielle Begründung des Verbandes: "Überstunden abbauen".
    Das Verhältnis zwischen dem Serben Novoselac und der Mannschaft ist zerrüttet. Und das nicht erst seit Mitte Dezember. Darüber hatten die Spieler nach Informationen des Deutschlandfunks die zuständigen Stellen im Verband informiert. Offenbar kamen zum Jahresende mehrere Dinge zusammen und haben zur Eskalation geführt: Novoselac gilt als "aufbrausender Charakter" und im Umgang "extrem gewöhnungsbedürftig". Aber damit könnten die Spieler umgehen, hieß es aus dem Umfeld der Mannschaft. Was fehlt ist der sportliche Erfolg: WM-Zehnter vor zwei Jahren, EM-Neunter im vergangenen Jahr und die WM in diesem Jahr findet sogar ganz ohne deutsche Wasserballer statt.
    Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio scheint in Gefahr. Dass Novoselac die Mannschaft nach Rio führt, ist mehr als unwahrscheinlich. Das Problem: Der Vertrag des ehemaligen serbischen Nationalspielers läuft noch bis 2016. Eine vorzeitige Trennung könnte teuer werden, aber dem Deutschen Schwimm-Verband fehlt das Geld.
    Die Lösung des Problems wird auf einem Treffen am Samstag gesucht: Die sechs Vereine, die Nationalspieler stellen kommen mit Hans-Jörg Barth zusammen, dem Vorsitzenden der Fachsparte Wasserball. Auch über mögliche Nachfolger des noch amtierenden Bundestrainers wird schon spekuliert und dann wohl auch gesprochen. Wenn es in einem Jahr mit der Olympiaqualifikation noch klappen soll, braucht der Neue die Unterstützung der sechs Vereine mit Nationalspielern. Und er braucht Fingerspitzengefühl: Jetzt sei ein Trainer gefragt, dem die Psyche der Spieler wichtiger sei als Taktik und Spielzüge, so ein Insider.