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Wasserstoff im Tank
Brennstoffzellen-Busse in Frankfurt-Höchst

Zehn Minuten Auftanken, 350 Kilometer fahren: Zwei Wasserstoffbusse werden auf dem Werksgelände des Industrieparks Frankfurt-Höchst im Linienverkehr eingesetzt. Der benötigte Wasserstoff fällt als Zwischenprodukt bei der Chlorproduktion an - doch die Zukunft der Wasserstoffgewinnung liegt woanders.

Von Ludger Fittkau |
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    Brennstoffzellenbus der Firma Winzenhöler verkehrt im Linienverkehr im Industriepark Frankfurt-Höchst (Ludger Fittkau / Deutschlandradio)
    Nahezu geräuschlos gleitet der Wasserstoffbus der Firma Winzenhöler über die Werksstraßen des Industrieparks Frankfurt-Höchst. Hier, wo einst die Farbwerke Hoechst ihren Stammsitz hatten, arbeiten heute rund 22.000 Menschen noch überwiegend in Chemiebetrieben. Der Wasserstoffbus kreist als normaler Linienbus über das mehrere Quadratkilometer große Werksgelände. Der Wasserstoff für die Brennstoffzellen, die den Elektrobus mit Strom versorgen, kommt aus der Chlorchemieproduktion auf dem Gelände, erklärt Jasmin Graf vom Industriepark-Betreiber Infraserv:
    "Da bietet es sich natürlich an, hier den Wasserstoff, der sowieso anfällt, in der Zwischenproduktion zu nutzen und auch im normalen Werksverkehr zu nutzen."
    Vorteile von Wasserstoff gegenüber Batterien
    Da die Wasserstoff-Tankstelle für die beiden Busse außerhalb des Werksgeländes liegt, können auch andere Busse oder PKW künftig den Wasserstoff tanken, der auf dem Chemieareal zur Verfügung steht. Der Vorteil eines Wasserstoffbusses mit Brennstoffzellen gegenüber einem Elektrobus mit Batteriebetrieb: Er braucht nur zehn Minuten zum Auftanken und kann dann wieder 350 Kilometer fahren.
    Jasmin Graf , Infraserv, Markus Lämmer, Wasserstoff-Initiative Hessen und Oliver Eich von der Landesenergieagentur Hessen (v. l. n. r.)
    Wasserstoff im Tank. Brennstoffzellen-Busse im Industriepark Frankfurt-Höchst Jasmin Graf , Infraserv, Markus Lämmer, Wasserstoff-Initiative Hessen und Oliver Eich von der Landesenergieagentur Hessen (v. l. n. r.) (Deutschlandradio / Ludger Fittkau)
    Künftig soll der Wasserstoff auch in Hessen vor allem dazu dienen, Windenergie zu speichern und für CO2-freie Mobilität ohne Schwankungen im Netz zur Verfügung zu stellen. Markus Lämmer, Physiker bei der "Wasserstoff-Initiative Hessen", eines Projektes der hessischen Landesenergieagentur zur Förderung von Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie:
    "Wasserstoff als Energiespeicher oder Energieträger ist sehr gut in Behältnissen, beispielsweise Salzkavernen über Monate speicherbar und auch im Erdgasnetz momentan schon bis zu drei Monaten. Damit hätte man einen guten Speicher auch für lange Zeiten, während Batterien ja auch Energie speichern, aber aufgrund der geringeren Energiedichte eine geringere Kapazität vorhanden ist, nur für relativ kurze Zeiten."
    Wasserstoffgewinnung aus Windparks
    Forschungsbedarf gibt es allerdings noch zur Frage, wie man den aus Windenergie mittels Elektrolyseverfahren gewonnenen Wasserstoff, den man im Erdgasnetz zwischenspeichert, dann wieder vom Erdgas trennen kann, wenn man ihn braucht.
    "Wird erforscht, mit entsprechenden Membranen auch wieder eine Gastrennung vorzunehmen. Aus wirtschaftlicher Sicht momentan noch nicht machbar."
    Die Elektrolyseanlagen, in denen beispielsweise Windstrom in Wasserstoff umgewandelt wird, sollen dann nach Vorstellung der hessischen Landesregierung möglichst nahe an den Stromquellen platziert werden, um lange Leitungswege zu vermeiden.
    Vorbilder sind da zurzeit vor allem Projekte in den Niederlanden, bei denen die Windenergieerträge großer Offshore-Windparks noch auf dem Meer zu Wasserstoff umgewandelt werden.
    Ziel ist auch dort letztlich, das vorhandene Erdgasnetz für den Weitertransport der Energie aus regenerativen Quellen zu nutzen. Das erklärt der Geograf Oliver Eich von der Landesenergieagentur in Wiesbaden während der Fahrt mit dem Brennstoffzellenbus.
    Mehrere Elektrobusse im Depot
    Mehrere Elektrobusse im Depot (Deutschlandradio / Ludger Fittkau)
    Leise und angenehm
    Nach rund 20 Minuten leiser Fahrt auf dem Werksgelände beiderseits des Mains in Frankfurt-Höchst erreicht der Brennstoffzellenbus wieder die Ausgangshaltestelle. Oliver Eich betont, dass auch schon auf anderen Teststrecken die Fahrgäste ihre kurze Reise mit dem Linienbus als sehr angenehm beschrieben hatten:
    "Im Innenraum ist es deutlich ruhiger, die Busse fahren vibrationsärmer und auch die Beschleunigung ist gleichmäßig, kann man sagen."
    Noch bis 2019 wird der Testbetrieb in Frankfurt-Höchst fortgesetzt. Dann sollen auch außerhalb des Werksgeländes weitere Brennstoffzellen-Busse im öffentlichen Nahverkehr zum Einsatz kommen.