Genauer: vier künstliche auf dem East River verteilte Wasserfälle, zwischen Governors Island und der Manhattan Bridge. Die Künstlichkeit ist öffentliche Kunst. Bei der fünfzehn Millionen teuren Installation handelt es sich um das jüngste und bisher ambitionierteste Werk des isländisch-dänischen Kunststars Olafur Eliasson. "The New York City Waterfalls", so der Titel, ist ein von der Stadt New York und der Non-Profit-Organisation Pubic Art Fund getragenes Projekt, das wie vor drei Jahren Jeanne-Claudes und Christos ockerfarbene Stoffparade "The Gates" im Central Park die Massen begeistern, die Kassen klingeln lassen und das Kulturprestige der Stadt erhöhen soll. So bieten Hotels wie das Ritz-Carlton ab 480 Dollar pro Nacht und Nase Wasserfall-Pakete an, die unter anderem ein Teleskop beinhalten, durch das man vom Hotelzimmer aus Eliassons Wasser fallen sehen kann.
"Was bedeutet Wasser in der Stadt?", fragt Olafur Eliasson. In Manhattan betrachte man das Wasser, das die Halbinsel umgibt, als so selbstverständlich, das man es gar nicht mehr bemerke, erklärt der 41-jährige Künstler weiter. Das möchte er ändern:
" Ich fand es interessant diesem Wasser, das wir als Oberfläche, als Spiegel wahrnehmen, ein Volumen zu verleihen, einen Körper, es explizit zu machen. Was passiert, wenn Wasser durch die Luft fällt? Plötzlich kannst du den Wind sehen, der das Wasser wegträgt, du kannst hören, wie das Wasser aufschlägt. Plötzlich spricht es viel mehr Sinne an. Es wird zu etwas, zu dem du einen physischen Bezug empfindest. Physisch heißt, du entwickelst vielleicht so etwas wie ein Bewusstsein für deine Umwelt. "
Umweltbewusst war man zumindest bei der Konstruktion der Wasserfälle. Über hundert Ingenieure, Wissenschaftler, Taucher und Seeleute sorgten dafür, dass die zwischen siebenundzwanzig und sechsunddreißig Meter hohen Stahlgerüste kein Fischlein stören. Die gigantischen Pumpen, die pro Minute fünfundzwanzigtausend Liter Wasser aus dem Fluss in die Höhe jagen, verschwenden ausschließlich erneuerbare Energie.
Es sind dies nicht die ersten Wasserfälle in Olafur Eliassons Karriere. Schon die neue Galerie in Graz und die Reina Sofia in Madrid erhielten in der Vergangenheit ihr eigenes Spritzsystem. Wasser spielte auch in jenem Werk eine zentrale Rolle, das Eliasson 2003 zu Weltruhm verhalf: in "The Weather Project", einer Installation in der Tate Modern in London, die mit Hilfe von Lichtern, Spiegeln und Wasserstaub die Illusion einer Sonne im Nebel erzeugte. Das Publikum war hingerissen.
Auch die New Yorker Wasserfälle sind bezaubernd, wenn man auf einer der Spezialrundfahrten daran vorbei schaukelt oder sie nachts, hell erleuchtet, vom Ufer aus sieht.
Doch: Stellt dieses sommerliche Wasserspiel wirklich mehr dar als ein verführerisches Missverständnis? Heute verfügt jede dritte Hotellobby über einen künstlichen Wasserfall. Dort bildet die domestizierte Natur im besten Fall ein Stück banaler Dekoration, im schlechtesten Fall puren Kitsch. Ihr fehlt der Bonus der Monumentalität. Wer das Wahre sucht, wird sich zu den Niagara Fällen bequemen müssen, wo man mit viel Glück einen Parkplatz findet und dann dafür richtig nass werden kann. Olafur Eliassons New Yorker Wasserfälle liegen irgendwo dazwischen. Der ungeheure Aufwand, der für ihren Bau nötig war, erhebt sie zweifellos über das Niveau von Zimmerspringbrunnen. Ihre Wirkung beschränkt sich dennoch auf die eines gefälligen Spuks mit dem wohlfeilen Gütesiegel der Kunst.
Die "New York City Waterfalls" von Olafur Eliasson sind noch bis zum 13. Oktober zu sehen.
"Was bedeutet Wasser in der Stadt?", fragt Olafur Eliasson. In Manhattan betrachte man das Wasser, das die Halbinsel umgibt, als so selbstverständlich, das man es gar nicht mehr bemerke, erklärt der 41-jährige Künstler weiter. Das möchte er ändern:
" Ich fand es interessant diesem Wasser, das wir als Oberfläche, als Spiegel wahrnehmen, ein Volumen zu verleihen, einen Körper, es explizit zu machen. Was passiert, wenn Wasser durch die Luft fällt? Plötzlich kannst du den Wind sehen, der das Wasser wegträgt, du kannst hören, wie das Wasser aufschlägt. Plötzlich spricht es viel mehr Sinne an. Es wird zu etwas, zu dem du einen physischen Bezug empfindest. Physisch heißt, du entwickelst vielleicht so etwas wie ein Bewusstsein für deine Umwelt. "
Umweltbewusst war man zumindest bei der Konstruktion der Wasserfälle. Über hundert Ingenieure, Wissenschaftler, Taucher und Seeleute sorgten dafür, dass die zwischen siebenundzwanzig und sechsunddreißig Meter hohen Stahlgerüste kein Fischlein stören. Die gigantischen Pumpen, die pro Minute fünfundzwanzigtausend Liter Wasser aus dem Fluss in die Höhe jagen, verschwenden ausschließlich erneuerbare Energie.
Es sind dies nicht die ersten Wasserfälle in Olafur Eliassons Karriere. Schon die neue Galerie in Graz und die Reina Sofia in Madrid erhielten in der Vergangenheit ihr eigenes Spritzsystem. Wasser spielte auch in jenem Werk eine zentrale Rolle, das Eliasson 2003 zu Weltruhm verhalf: in "The Weather Project", einer Installation in der Tate Modern in London, die mit Hilfe von Lichtern, Spiegeln und Wasserstaub die Illusion einer Sonne im Nebel erzeugte. Das Publikum war hingerissen.
Auch die New Yorker Wasserfälle sind bezaubernd, wenn man auf einer der Spezialrundfahrten daran vorbei schaukelt oder sie nachts, hell erleuchtet, vom Ufer aus sieht.
Doch: Stellt dieses sommerliche Wasserspiel wirklich mehr dar als ein verführerisches Missverständnis? Heute verfügt jede dritte Hotellobby über einen künstlichen Wasserfall. Dort bildet die domestizierte Natur im besten Fall ein Stück banaler Dekoration, im schlechtesten Fall puren Kitsch. Ihr fehlt der Bonus der Monumentalität. Wer das Wahre sucht, wird sich zu den Niagara Fällen bequemen müssen, wo man mit viel Glück einen Parkplatz findet und dann dafür richtig nass werden kann. Olafur Eliassons New Yorker Wasserfälle liegen irgendwo dazwischen. Der ungeheure Aufwand, der für ihren Bau nötig war, erhebt sie zweifellos über das Niveau von Zimmerspringbrunnen. Ihre Wirkung beschränkt sich dennoch auf die eines gefälligen Spuks mit dem wohlfeilen Gütesiegel der Kunst.
Die "New York City Waterfalls" von Olafur Eliasson sind noch bis zum 13. Oktober zu sehen.