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"We are still in"-Bündnis in den USA
Druck ausüben auf die Klimapolitik der Regierung

"We are still in" heißt ein Bündnis aus nichtstaatlichen Klimaschützern in den USA. Das Netzwerk habe die Kraft, andere Akteure mitzureißen, wenn es darum gehe, sich trotz des angekündigten Ausstiegs der USA aus dem Klimaschutzabkommen umweltpolitisch zu engagieren, sagte Sonja Thielges vom Institut für Nachhaltigkeitsforschung im Dlf.

Sonja Thielges im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg
    Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg ist Mitglied im nichtstaatlichen Umweltbündnis "We are still in" (AFP / Alain Jocard)
    Susanne Kuhlmann: Wir haben es gerade gehört: Während Präsident Trump angekündigt hat, aus dem Klimaabkommen von Paris auszusteigen, wollen Bürger, Geschäftsleute, Wissenschaftler, Städte und Staaten in den USA sich weiter gegen den Klimawandel engagieren, also Treibhausgas-Emissionen reduzieren und die Ziele des Pariser Klimaabkommens erfüllen. "America’s Pledge", Amerikas Versprechen heißt diese Bewegung. Und wie erwähnt: Zu den führenden Köpfen dieser Bewegung zählen Michael Bloomberg, der ehemalige Bürgermeister New Yorks, und Jerry Brown, Gouverneur von Kalifornien. "We are still in", das soll morgen auf dem Klimagipfel gezeigt werden, und auf dem Konferenzgelände erreichen wir heute Sonja Thielges. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin beim IASS in Potsdam, beim Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung. Guten Tag, Frau Thielges.
    Sonja Thielges: Hallo, Frau Kuhlmann.
    Kuhlmann: Es gibt ja die offizielle US-Delegation und das erwähnte Bündnis. Welche Bedeutung hat diese Zweiteilung?
    Thielges: Im Prinzip ist das eigentlich eine sehr interessante Entwicklung. Der Kollege hat das gerade schon erwähnt. Dieses Bündnis setzt sich im Prinzip über die offizielle amerikanische Delegation ein bisschen hinweg, tritt hier sehr selbstbewusst, könnte man sagen, mit den eigenen Zielen, mit den eigenen Positionen auf. Man gibt sich hier sehr geschlossen und das ist eigentlich ein sehr interessanter Zusammenschluss, der sich da ergeben hat, und auch, denke ich, ein sehr wichtiger Zusammenschluss aus verschiedensten Akteuren, Staaten, Städte, Unis, Firmen und so weiter, die sicherlich eine sehr wichtige Rolle im Klimaschutz spielen und sehr klar in eine andere Richtung gehen, als jetzt die US-Bundesregierung gehen möchte.
    Sie sind aktiv, sie bieten ein Netzwerk für andere aktive Akteure in den USA und wollen mit ihrer Aktivität auch durchaus die Akteure, vor allem auch Staaten und Städte in den USA mitreißen, die jetzt noch nicht so besonders viel machen, und dadurch, mit diesem Mitreißen, aber auch durch ihre eigenen Aktionen durchaus Druck auf die Bundesregierung ausüben, dass man sich vielleicht doch noch mal überlegt, ob man wirklich aus diesem Klimaabkommen austreten möchte, oder nicht doch vielleicht ein bisschen mehr in Richtung Klimaschutz gehen möchte.
    Das ist eine sehr interessante Entwicklung, finde ich, und hier wird sehr viel Lärm darum gemacht. Es wird sehr wenig auch in den Events, die hier stattfinden, über die USA gesprochen. Das ist ein bisschen ein Tabuthema eigentlich. Aber dafür wird sehr viel Wind um diese "We are still in"-Position hier doch gemacht.
    "Dass sie vorangehen, ist sehr wichtig"
    Kuhlmann: Was kann so ein nichtstaatliches Bündnis überhaupt bewirken? Ein paar Punkte hatten Sie ja schon genannt.
    Thielges: Es ist ein bisschen schwer zu beurteilen. Dass sie vorangehen, ist sehr wichtig, und das hätten sie auch machen müssen, hätte die USA ihren Klima-Aktionsplan weiter behalten und würden sie ihre Klimaziele, die sie auch bei der UN genannt haben, weiter verfolgen. Aber es ist auch begrenzt, was dieses Bündnis bewirken kann, ohne dass es eine koordinierte Bundespolitik in den USA gibt. Das ist schon ein sehr wichtiger Punkt, weil die USA auch in der UN als nationaler Akteur auftreten und hier auch nationale Ziele nennen.
    Das heißt, dann ist natürlich auch der Einfluss dieser subnationalen oder nichtstaatlichen Akteure begrenzt. Sie können voranschreiten. Sie haben die Möglichkeit, die Staaten vor allem und auch nichtstaatliche Akteure können ihre eigene Politik machen. Vor allem im Energiebereich haben sie wirklich sehr große Freiheiten, ihre Energiesysteme umzustellen, sich eigene Klimaziele zu setzen. Sie haben aber immer die Herausforderung, dass es genügend Akteure und auch Staaten gibt, die nichts machen. Man hat auch in den USA diese Zweiteilung, die die Aktivitäten dieses aktiven Bündnisses auch durchaus bremst.
    Kuhlmann: "We are still in" – über das nichtstaatliche Bündnis von US-Klimaschützern informierte Sonja Thielges vom IASS, Institut für Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Danke, Frau Thielges. Die etwas mäßige Telefonqualität bitten wir zu entschuldigen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.