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Wega, Deneb und Atair
Die Erfindung des Sommerdreiecks

Nach Einbruch der Dunkelheit zeigt sich am Südosthimmel das mächtige Sommerdreieck. Der eine Eckpunkt ist Wega, der Hauptstern in der Leier und zugleich der hellste Stern im riesigen Dreieck. An den anderen Ecken leuchten Deneb im Schwan und Atair im Adler.

Von Hermann-Michael Hahn | 23.07.2020
Das Sommerdreieck steht jetzt hoch am Südhimmel
Das Sommerdreieck steht jetzt hoch am Südhimmel (Stellarium)
Im englischen Sprachraum reklamierte der bekannte Amateurastronom und Buchautor Patrick Moore die Erfindung dieser großräumigen Figur aus drei hellen Sternen verschiedener Sternbilder gerne für sich. So liest man häufig, dass er diesen Begriff um 1960 im Rahmen seiner später legendären Fernsehserie "The Sky at Night" benutzt und verbreitet habe.
Wenn das stimmt, ist das Sommerdreieck bei den Engländern allerdings erst recht spät aufgetaucht. Schließlich findet man den Begriff bei uns schon in der Ausgabe des Kosmos-Himmelsjahres von 1949.
Historische Darstellung des Sternbild Leier mit dem Stern Wega, der zum Sommerdreieck gehört
Historische Darstellung des Sternbild Leier mit dem Stern Wega, der zum Sommerdreieck gehört (Bode)
Aber auch Max Gerstenberger, der das Himmelsjahr nach dem Krieg als Fortsetzung des Sternenbüchleins von Robert Henseling zusammengestellt hatte, ist nicht der Erfinder des Sommerdreiecks. Dieser Titel gebührt eher der amerikanischen Buchautorin Alice Mary Matlock Griffith, die den Begriff bereits 1913 in einem Sternenbuch für Kinder benutzte und die Sternbilder Leier, Schwan und Adler zur Sommerdreiecks-Gruppe zusammenfasste.
Noch ein knappes Jahrhundert älter ist allerdings eine Sternkarte des Berliner Sternwartendirektors Johann Elert Bode: Darauf sind die drei Sterne Wega, Deneb und Atair zu einem – wenn auch noch namenlosen – Dreieck verbunden.