Er gehörte zu den herausragenden Reformatoren der Kirche, aber er veränderte auch Schule und Universität. Philipp Melanchthon, der am 19. April 1560 in Wittenberg, der Stadt der Reformation, gestorben ist - ein Universalgelehrter, der schon zu Lebzeiten einen Ehrentitel hatte: Praeceptor Germaniae - Lehrmeister Deutschlands.
1497 als Philipp Schwarzerdt in der damals kurpfälzischen Stadt Bretten geboren, kam er mit elf Jahren in die Obhut eines Großonkels, des bedeutenden Humanisten Johannes Reuchlin. Der merkte sofort, dass der Junge ein Überflieger war, und reihte ihn der Schar der Humanisten ein, einer Gelehrtenbewegung der Renaissance. Die Humanisten liebten keine deutschen Namen und legten sich lateinische oder griechische zu. Deshalb übersetzte der Großonkel zusammen mit seinem Neffen den Familiennamen Schwarzerdt ins Griechische: Melan - schwarz - und Chthon - Erde. Als Meister der griechischen Sprache war Melanchthon bald unübertroffen. Erasmus von Rotterdam, der als Kopf der Humanisten galt, urteilte über den 18-Jährigen:
Welche Hoffnung gewährt dieser junge Mann, ja, dieser Knabe. Welcher Scharfsinn der Erfindung, welche Reinheit der Sprache, welche reife Belesenheit.
Mit 21 wurde Philipp Melanchthon Professor an der Universität Wittenberg am neu errichteten Lehrstuhl für Griechisch. In seiner Antrittsrede riet er zur Reform des mittelalterlichen Bildungssystems, die er später selber verwirklichte und die ihm hohe Anerkennung brachte. Aber damals ahnte wohl noch niemand in Wittenberg, dass der neue Professor für Griechisch seinen Weltruhm als Theologe erlangen werde.
"Ein feste Burg ist unser Gott" - dieses Kirchenlied stammt vom Reformator Martin Luther. Der Augustinermönch hatte, ein Jahr, bevor sich Melanchthon nach Wittenberg begab, seine 95 Thesen publiziert, die bekanntlich in die Reformation führten. Beide Hochschullehrer freundeten sich schnell an: Luther besuchte die Griechisch-Kurse Melanchthons, der seinerseits Theologie bei Luther studierte und sich schon 1519 der Reformation anschloss. Melanchthon wurde Luthers enger Wegbegleiter.
Gleichwohl unterschieden sich die beiden Reformatoren voneinander. Luther war kräftig, korpulent, volksnah, gelegentlich grob. Sein 13 Jahre jüngerer Mitstreiter dagegen war gerade mal 1,50 Meter groß, schmächtig, zurückhaltend, mit dünner Stimme. Im Religionskonflikt war der Humanist auf Einheit und Frieden gestimmt.
"Was mich ganz niederschlägt, sind Streit und Zank. Durch meine Schuld darf der Friede nicht gestört werden."
Martin Luther reagierte darauf mitunter ungehalten und warf ihm gar Leisetreterei vor.
"Ich glaube, mein lieber Philipp, dass du nun durch die große Erfahrung genügend erkennst: eine Hoffnung auf irgendeine Einigung darf nicht gehegt werden. Gewiss werde ich für meine Person nicht einmal um eine Haaresbreite weichen."
So mahnte der Reformator brieflich seinen Weggefährten während des Augsburger Reichstags im Jahre 1530. Er selbst konnte, da er gebannt war, das Geschehen nur von der Ferne aus verfolgen, von der Veste Coburg in Sachsen. Philipp Melanchthon hatte in Augsburg die Confessio Augustana, die Augsburger Konfession, die berühmte evangelische Bekenntnisschrift zu erarbeiten. Dabei suchte er die Verständigung mit den Katholiken und wählte Worte, die manchen seiner evangelischen Freunde als allzu mild erschienen.
Und trotzdem: Das diplomatische Geschick Melanchthons, das er bei mehreren Religionsgesprächen zeigte, hat wesentlich zum Erfolg der Reformation beigetragen. Seine vermittelnde Art lässt ihn heute zu einem ökumenischen Vorbild werden. Und ebenso ist klar: Die evangelisch-lutherischen Kirchen, wie wir sie heute kennen, würde es ohne Philipp Melanchthon nicht geben.
1497 als Philipp Schwarzerdt in der damals kurpfälzischen Stadt Bretten geboren, kam er mit elf Jahren in die Obhut eines Großonkels, des bedeutenden Humanisten Johannes Reuchlin. Der merkte sofort, dass der Junge ein Überflieger war, und reihte ihn der Schar der Humanisten ein, einer Gelehrtenbewegung der Renaissance. Die Humanisten liebten keine deutschen Namen und legten sich lateinische oder griechische zu. Deshalb übersetzte der Großonkel zusammen mit seinem Neffen den Familiennamen Schwarzerdt ins Griechische: Melan - schwarz - und Chthon - Erde. Als Meister der griechischen Sprache war Melanchthon bald unübertroffen. Erasmus von Rotterdam, der als Kopf der Humanisten galt, urteilte über den 18-Jährigen:
Welche Hoffnung gewährt dieser junge Mann, ja, dieser Knabe. Welcher Scharfsinn der Erfindung, welche Reinheit der Sprache, welche reife Belesenheit.
Mit 21 wurde Philipp Melanchthon Professor an der Universität Wittenberg am neu errichteten Lehrstuhl für Griechisch. In seiner Antrittsrede riet er zur Reform des mittelalterlichen Bildungssystems, die er später selber verwirklichte und die ihm hohe Anerkennung brachte. Aber damals ahnte wohl noch niemand in Wittenberg, dass der neue Professor für Griechisch seinen Weltruhm als Theologe erlangen werde.
"Ein feste Burg ist unser Gott" - dieses Kirchenlied stammt vom Reformator Martin Luther. Der Augustinermönch hatte, ein Jahr, bevor sich Melanchthon nach Wittenberg begab, seine 95 Thesen publiziert, die bekanntlich in die Reformation führten. Beide Hochschullehrer freundeten sich schnell an: Luther besuchte die Griechisch-Kurse Melanchthons, der seinerseits Theologie bei Luther studierte und sich schon 1519 der Reformation anschloss. Melanchthon wurde Luthers enger Wegbegleiter.
Gleichwohl unterschieden sich die beiden Reformatoren voneinander. Luther war kräftig, korpulent, volksnah, gelegentlich grob. Sein 13 Jahre jüngerer Mitstreiter dagegen war gerade mal 1,50 Meter groß, schmächtig, zurückhaltend, mit dünner Stimme. Im Religionskonflikt war der Humanist auf Einheit und Frieden gestimmt.
"Was mich ganz niederschlägt, sind Streit und Zank. Durch meine Schuld darf der Friede nicht gestört werden."
Martin Luther reagierte darauf mitunter ungehalten und warf ihm gar Leisetreterei vor.
"Ich glaube, mein lieber Philipp, dass du nun durch die große Erfahrung genügend erkennst: eine Hoffnung auf irgendeine Einigung darf nicht gehegt werden. Gewiss werde ich für meine Person nicht einmal um eine Haaresbreite weichen."
So mahnte der Reformator brieflich seinen Weggefährten während des Augsburger Reichstags im Jahre 1530. Er selbst konnte, da er gebannt war, das Geschehen nur von der Ferne aus verfolgen, von der Veste Coburg in Sachsen. Philipp Melanchthon hatte in Augsburg die Confessio Augustana, die Augsburger Konfession, die berühmte evangelische Bekenntnisschrift zu erarbeiten. Dabei suchte er die Verständigung mit den Katholiken und wählte Worte, die manchen seiner evangelischen Freunde als allzu mild erschienen.
Und trotzdem: Das diplomatische Geschick Melanchthons, das er bei mehreren Religionsgesprächen zeigte, hat wesentlich zum Erfolg der Reformation beigetragen. Seine vermittelnde Art lässt ihn heute zu einem ökumenischen Vorbild werden. Und ebenso ist klar: Die evangelisch-lutherischen Kirchen, wie wir sie heute kennen, würde es ohne Philipp Melanchthon nicht geben.