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Autorin Katharina Greve
Petronia ist der Gegenentwurf zum kleinen Prinzen

Diese Prinzessin will herrschen, nicht teilen, den grünen Knopf für den Weltfrieden drücken - und sie nimmt lieber die Lupe als das Herz, um besser zu sehen. "Petronia ist die feministische Cousine des kleinen Prinzen", sagt Autorin Katharina Greve.

Katharina Greve im Gespräch mit Susanne Luerweg |
Katharina Greve, aufgenommen im Oktober 2017 auf der 69. Frankfurter Buchmesse
Die Zeichnerin und Autorin Katharina Greve (picture alliance / dpa / Frank May)
Die dicke Prinzessin Petronia wirkt auf den ersten Blick wie eine übellaunige Variante des kleinen Prinzen. Die Zeichnerin und Karikaturistin Katharina Greve hat mit Petronia einen innerlichen und äußerlichen Gegenentwurf zum "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry geschaffen. "Als Kind fand ich den kleinen Prinzen toll, aber seit ich selbstständig denken kann, gehöre ich zu der Fraktion, die sagt: absoluter Kitsch", meint Katharina Greve.
Mit ihrem Buch will sie möglichst viele Rollenklischees, die man mit Prinzessinnen verbindet, brechen. Petronia hasst rosa Rüschen und liebt Naturwissenschaften. Sie ist logisch, rational und verschwendet nicht gerne viele Worte, sie hält sich knapp. Ein bisschen sei "die dicke Prinzessin Petronia" ein Alter ego, sagt Katharina Greve.
Die dicke Prinzessin Petronia sitzt auf ihrem Planeten.
Prinzessin Petronia hat einen eigenen Planeten und hasst ihren Cousin, den "Kleinen Prinzen". (Avant Verlag)

Sie kann alles besser, aber er wird gelobt

Der Comic erzählt dennoch eine leicht märchenhafte Geschichte von einer Prinzessin, die unter ihrer Einsamkeit, ihrer herrschsüchtigen Mutter und ihrem kleinen blonden Cousin leidet. Alle lieben den kleinen Prinzen und loben ihn, obwohl Petronia eigentlich alles besser kann.
Petronia, so Greve, ist eine feministische Figur, über die sie sich keinesfalls lustig macht. Denn Petronia findet sich absolut richtig, hat ihr Wohlfühlgewicht. Um Politik gehe es nicht in erster Linie, auch wenn die herrschsüchtige Mutter der Prinzessin verbietet, den Knopf für den Weltfrieden zu drücken. Das sei schon wie im echten Leben, unterstreicht die Autorin - am Weltfrieden verdient keiner Geld, deshalb ist er nicht gewollt.
Trotz weniger Figuren - neben Petronia tauchen nur die Mutter, ein Wurm und der Cousin sowie ein paar Randfiguren auf, könne man viel erzählen, sagt die Zeichnerin. Denn vieles passiert auch in Petronias Kopf - sie denkt über Sisyphos genauso nach wie über Schrödingers Katze. Kinder verstehen nicht jede Anspielung, können nicht jedes Zitat einordnen, mögen die dicke Prinzessin aber dennoch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Katharina Greve: "Die dicke Prinzessin Petronia"
Avant Verlag, 104 Seiten, 20 Euro