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Weibliches Kreuzverhör zur Quote

Verschiedene Frauenverbände riefen die Spitzenkandidaten der politischen Parteien zur Diskussion. Und diese mussten insbesondere die politischen Ziele ihrer Partei zum Thema Frauenquote begründen.

Von Verena Herb |
    Da sitzt er: eingekeilt von Vertreterinnen der Frauenverbände. Und man sieht ihm an. Peer Steinbrück scheint sich nicht so wohl zu fühlen:

    "Jetzt nehmen wir Herrn Steinbrück in die kleine Zange. Dagegen ist ja ein Untersuchungsausschuss harmlos, ne. Abgerechnet wird zum Schluss, Herr Steinbrück."

    Der SPD-Spitzenkandidat wird sich messen lassen müssen an seinen Aussagen, sollte er die Wahl im September für sich entscheiden. Entgeltgleichheitsgesetz binnen 100 Tagen, gesetzlicher Mindestlohn und er betont noch mal die Haltung der Sozialdemokraten zur Frauenquote: 40 Prozent in Aufsichtsräten und Vorständen, bis 2017. Seine Stimme klingt monoton, sein Blick ist starr geradeaus gerichtet – nur selten heben sich seine Mundwinkel.

    Arbeitsministerin Ursula von der Leyen war da schon besser gelaunt, dabei war ihr Termin kurz vor acht am frühen Morgen in der CDU-Parteizentrale. Die bekennende Quotenbefürworterin von der Leyen hat bei den Damen leichtes Spiel: Sie verkauft es als große Errungenschaft, dass ihre Partei im Wahlprogramm eine Frauenquote in Aufsichtsräten mitbestimmungspflichtiger und börsennotierter Unternehmen bis 2020 festschreiben will – nun könne sich kein Konzernchef mehr herausreden:

    "Die Unternehmen, die Konzerne kennen Quoten in allen Bereichen: Vorgaben, Ziele, Zeitleisten. Also sprechen wir doch mit der Sprache, die die Konzerne kennen. Mit Zeitleisten: 2020. Zielen: 30 Prozent. Und Quoten: Frauen in Aufsichtsräten. Ich glaube nicht, dass die Frauen die Quote brauchen. Dafür sind wir gut genug. Ich glaube aber, dass das Land die Quote braucht."

    Kein Wort davon, dass sie am 18. April im Bundestag noch gegen die Frauenquote gestimmt hat. Die Vertreterinnen von Verbänden wie Pro Quote Medien und Medizin, dem deutschen Juristinnenverband und FIDAR, Frauen in die Aufsichtsräte, werten es als klugen Schachzug von der Leyens, ihre Partei und Angela Merkel ein Bekenntnis zur Frauenquote abgerungen zu haben.

    Damit ist die FDP die einzige Partei im Deutschen Bundestag, die sowohl eine flexible als auch eine starre Quote für die Wirtschaft ablehnt. Heinrich Kolb, der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion traut sich dann auch in die Höhle der Löwinnen. Die stören sich merklich daran, dass der Politiker die marginalen Steigerungen des Frauenanteils in der Wirtschaft als "gutes Signal" und durchaus ermutigend bezeichnet. Die Frauen halten dagegen – schließlich wurde von den 22 Vorstandsbesetzungen und –verlängerungen in diesem Jahr gerade einmal eine Frau bestellt, bei Daimler.

    Während die FDP komplett gegen eine Quote ist, findet sich Sarah Wagenknecht mit der Position ihrer Partei am anderen Ende der Skala: Die Linken fordern 50 Prozent Frauen in Führungspositionen. Denn die qualifizierten Frauen gibt es, betont Wagenknecht:

    "Aber es ist dann so wie ein gläserner Deckel, der sie sozusagen von den höheren Funktionen abhält. Und das hat sich eindeutig gezeigt, das geht nicht im Selbstlauf."

    Auch Katrin Göring-Eckardt, Spitzenkandidaten der Grünen, schlägt auf und erzählt, dass es klappt mit einer Mindestquote von 50 Prozent, nämlich in ihrer eigenen Partei:

    "Viele Frauen bei den Grünen in Führungspositionen bekennen sich dazu, ich auch, dass sie Quotenfrauen sind. Wir sind es gerne. Weil: Natürlich wird niemals eine Frau irgendwo hingewählt, weil sie ne Frau ist – und schon gar nicht bleibt sie in einer Spitzenposition deswegen."

    Es ist das erste Mal, dass zehn Frauenverbände gemeinsam den Parteien auf den Zahn fühlen. Sie sind zufrieden mit den Gesprächen, betonen aber auch: Es gibt noch viel zu tun für die Chancengleichheit von Frauen und Männern. Die Politiker werden sie nach der Wahl an ihren Äußerungen messen.