Ein Laborraum im Deutschen Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in Neuherberg bei München. Darin: zwei Werkbänke groß wie Wursttheken. An einer wird gearbeitet. Mit Zellkulturen. Unter sterilen Bedingungen. Daher läuft permanent ein Umluftsystem.
"Das ist das Geräusch, was wir jetzt auch gerade hören. Es ist ein Luftfluss, der eben keinen Eintritt von Luft von außen ermöglicht."
Das Labor gehört zum Zaum, zum Zentrum für Allergie und Umwelt an der Technischen Universität München. Die Biologin Andrea Braun forscht dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Zellen des Immunsystems.
"Das waren jetzt Zellen, die wir vorher über ein paar Tage mit Pollen inkubiert hatten. Diese Zellen haben wir jetzt abgeerntet. Also, wir versuchen den Einfluß von Pollen auf verschiedenste Immunzellen zu untersuchen."
Das Zaum ist eine der führenden Einrichtungen für Allergieforschung in Europa. Besonders intensiv befasst man sich dort mit den Pollen von Birken. Sie tragen auf ihrer Oberfläche sogenannte Allergene. Diese Eiweißmoleküle lösen mit am häufigsten Heuschnupfen oder sogar allergisches Asthma in der Bevölkerung aus. Carsten Schmidt-Weber, Biologe und Direktor des Zaum:
"Das ist also das Immunsystem, das sozusagen hier eine Fehlentscheidung trifft. Es entscheidet sich irgendwann, eine Immunreaktion gegen ein ansonsten harmloses Allergen zu machen."
Im Fall der Birken-Pollen haben die Münchener Forscher jetzt eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Seit Jahren schwärmen sie immer wieder im Stadtgebiet aus und sammeln den Blütenstaub von 80 verschiedenen Bäumen. Mit dabei ist stets der niederländische Toxikologe Jeroen Buters, auch er Professor an der TU München. Eigentlich wollte seine Arbeitsgruppe testen, wie sich Verkehrsabgase auf die Produktion von Pollen und Allergenen durch die Birken auswirken.
"Dann haben wir gefunden, was noch viel interessanter ist, daß die Bäume untereinander sehr unterschiedlich sind. Ein Baum zum Beispiel kann der Spitzenreiter sein im Allergen-Gehalt in einem Jahr. Und im nächsten Jahr ist er wieder normal. Also, es geht ständig hin und her. Wobei immer ein paar Bäume im unteren Bereich bleiben und immer ein paar Bäume im oberen Bereich."
Eine der Münchener Stadtbirken verblüfft die Forscher ganz besonders. Buters:
"Es ist schon erstaunlich, daß wenn man fünf Jahre die Bäume einfach verfolgt: Einer ist immer der gleiche Weichling. Also 'Weichling' muss man nicht sagen. Der Baum ist sehr stattlich, der sieht wunderbar aus. Nur: Sein Allergen-Gehalt ist einfach tief. Das nennt man einen hypoallergenen Baum."
Die sonderbare Birke produziert zwar ganz normale Mengen Blütenstaub. Doch die Pollenkörner sind arm an Allergenen. Buters möchte den Baum nun von Botanikern genauer untersuchen lassen:
"Die Frage ist natürlich: Ist er noch fruchtbar? Wir wären sehr interessiert, um zu schauen, ob man den Baum weiterzüchten kann."
Wenn das so wäre, könnte man an eine neue Strategie im Kampf gegen Pollen-Allergien denken. In den Fällen, in denen Birken neugepflanzt werden, würden Städte und Gemeinden künftig auf die hypoallergene Sorte zurückgreifen. Oder sie gehen noch einen Schritt weiter, reißen alle alten Birken heraus und ersetzen sie durch neue, allergenarme. So könnte man unter Umständen der ständigen Zunahme allergischer Erkrankungen zu einem gewissen Grad entgegenwirken.
Agrarforschern aus den USA ist es bereits gelungen, den Allergen-Gehalt von Erdnüssen durch klassische Züchtung zu reduzieren. Zunächst bestrahlten sie Erdnuss-Pflanzen und brachten sie so dazu, weniger Allergene zu produzieren. Anschließend kreuzten sie die geschädigten Kräuter mit gewöhnlichen Erdnuss-Vertretern. Heraus kam eine vermehrungsfähige neue Zuchtlinie mit verringertem Allergiepotential. Vielleicht ist ja auch der Münchener Birken-Weichling bald ein Fall für die Züchtungsforschung.
"Das ist das Geräusch, was wir jetzt auch gerade hören. Es ist ein Luftfluss, der eben keinen Eintritt von Luft von außen ermöglicht."
Das Labor gehört zum Zaum, zum Zentrum für Allergie und Umwelt an der Technischen Universität München. Die Biologin Andrea Braun forscht dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin an Zellen des Immunsystems.
"Das waren jetzt Zellen, die wir vorher über ein paar Tage mit Pollen inkubiert hatten. Diese Zellen haben wir jetzt abgeerntet. Also, wir versuchen den Einfluß von Pollen auf verschiedenste Immunzellen zu untersuchen."
Das Zaum ist eine der führenden Einrichtungen für Allergieforschung in Europa. Besonders intensiv befasst man sich dort mit den Pollen von Birken. Sie tragen auf ihrer Oberfläche sogenannte Allergene. Diese Eiweißmoleküle lösen mit am häufigsten Heuschnupfen oder sogar allergisches Asthma in der Bevölkerung aus. Carsten Schmidt-Weber, Biologe und Direktor des Zaum:
"Das ist also das Immunsystem, das sozusagen hier eine Fehlentscheidung trifft. Es entscheidet sich irgendwann, eine Immunreaktion gegen ein ansonsten harmloses Allergen zu machen."
Im Fall der Birken-Pollen haben die Münchener Forscher jetzt eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht. Seit Jahren schwärmen sie immer wieder im Stadtgebiet aus und sammeln den Blütenstaub von 80 verschiedenen Bäumen. Mit dabei ist stets der niederländische Toxikologe Jeroen Buters, auch er Professor an der TU München. Eigentlich wollte seine Arbeitsgruppe testen, wie sich Verkehrsabgase auf die Produktion von Pollen und Allergenen durch die Birken auswirken.
"Dann haben wir gefunden, was noch viel interessanter ist, daß die Bäume untereinander sehr unterschiedlich sind. Ein Baum zum Beispiel kann der Spitzenreiter sein im Allergen-Gehalt in einem Jahr. Und im nächsten Jahr ist er wieder normal. Also, es geht ständig hin und her. Wobei immer ein paar Bäume im unteren Bereich bleiben und immer ein paar Bäume im oberen Bereich."
Eine der Münchener Stadtbirken verblüfft die Forscher ganz besonders. Buters:
"Es ist schon erstaunlich, daß wenn man fünf Jahre die Bäume einfach verfolgt: Einer ist immer der gleiche Weichling. Also 'Weichling' muss man nicht sagen. Der Baum ist sehr stattlich, der sieht wunderbar aus. Nur: Sein Allergen-Gehalt ist einfach tief. Das nennt man einen hypoallergenen Baum."
Die sonderbare Birke produziert zwar ganz normale Mengen Blütenstaub. Doch die Pollenkörner sind arm an Allergenen. Buters möchte den Baum nun von Botanikern genauer untersuchen lassen:
"Die Frage ist natürlich: Ist er noch fruchtbar? Wir wären sehr interessiert, um zu schauen, ob man den Baum weiterzüchten kann."
Wenn das so wäre, könnte man an eine neue Strategie im Kampf gegen Pollen-Allergien denken. In den Fällen, in denen Birken neugepflanzt werden, würden Städte und Gemeinden künftig auf die hypoallergene Sorte zurückgreifen. Oder sie gehen noch einen Schritt weiter, reißen alle alten Birken heraus und ersetzen sie durch neue, allergenarme. So könnte man unter Umständen der ständigen Zunahme allergischer Erkrankungen zu einem gewissen Grad entgegenwirken.
Agrarforschern aus den USA ist es bereits gelungen, den Allergen-Gehalt von Erdnüssen durch klassische Züchtung zu reduzieren. Zunächst bestrahlten sie Erdnuss-Pflanzen und brachten sie so dazu, weniger Allergene zu produzieren. Anschließend kreuzten sie die geschädigten Kräuter mit gewöhnlichen Erdnuss-Vertretern. Heraus kam eine vermehrungsfähige neue Zuchtlinie mit verringertem Allergiepotential. Vielleicht ist ja auch der Münchener Birken-Weichling bald ein Fall für die Züchtungsforschung.