Eine Baumschule vor den Toren Istanbuls. Neben der Einfahrt weist eine mit bunten Kugeln behängte Tanne den Weg: Hier werden auch Weihnachtsbäume verkauft. Und das Geschäft scheint in diesen Tagen zu brummen. Ein Pick-up rollt an dem eindrucksvollen Spalier von Tannen entlang. Ob schlank und hoch, kurz und dick oder krumm und schief - hier haben die neu eingetroffenen Kunden - eine Russin und ihr türkischer Mann - eine große Auswahl:
Er: "Ich bevorzuge ein kräftiges Grün. Aber bei uns in der Türkei ist es ja meistens Blautanne."
Sie: "Hauptsache sie ist groß und duftet. Dass macht für mich die Weihnachtsatmosphäre aus. Der Schnee fehlt ja leider meistens in Istanbul."
Eigentlich werden Weihnachtsbäume in Istanbul nur im Topf verkauft - in einem so baumarmen Land wie der Türkei wäre es eine Sünde, Tannen für ein kurzzeitiges Vergnügen zu fällen. Außerdem besitzt die eingetopfte Tanne einen großen Vorteil: Sie hält länger und lässt sich, bei guter Pflege im Garten, zum nächsten Weihnachtsfest wieder ins Haus holen.
Das türkisch-russische Ehepaar bekommt den Baum auf Wunsch ohne Wurzeln, dafür nimmt es gleich zwei - das Stück für umgerechnet 60 Euro. Der Händler ist mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden:
"Die Bäume haben wir alle selbst gepflanzt und groß gezogen. In diesem Dezember werden wir wohl 400 davon verkauft haben."
Alle Jahre wieder kann man beobachten, wie Autos mit Diplomatenkennzeichen oder auffällig blond-blassen Insassen in Richtung Belgrader Forst rollen - der grünen Lunge Istanbuls. Kurz darauf rollen sie wieder mit halb geöffneten Kofferräumen, aus denen Tannenbaumspitzen ragen, heraus. Und es sind nicht nur die Ausländer, die sich mit Tannenbäumen eindecken. Die christlichen Minderheiten der Türkei sind zwar auf ein paar Tausend Angehörige geschrumpft, doch Weihnachten scheint auch für viele Muslime in der Türkei ein großes Fest zu sein. In vielen Büros und Wohnzimmern blinkt ein kleiner Plastikbaum. In den Einkaufsstraßen leuchten Weihnachtsbäume, Schokonikoläuse zieren die Auslagen, lebende Weihnachtsmänner streicheln Kinderköpfe. Doch schaut man genauer hin, erkennt man, dass damit nicht das Weihnachts-, sondern das Neujahrsgeschäft angekurbelt werden soll. Die Türken haben Nikolaus und Tannenbaum zum Bestandteil der Silvesterparty gemacht. "Gutes neues Jahr" hängt in Glitzerbuchstaben in den Tannenzweigen.
In den Großstädten ist auch der Lebensmittelhandel ganz auf Weihnachten respektive Neujahr eingestellt. Ein Bäcker im Istanbuler Stadtteil Beyoglu bietet sogar Christstollen an. Ein paar Hundert Meter weiter, im kleinen Geflügelgeschäft von Seref Acihan hängen hinter der Ladentheke frisch gerupfte Gänse und Enten. Die sind für die Ausländer reserviert, erklärt Acihan:
"Die Türken bevorzugen als Neujahrsessen Truthahn. Und auch bei der Zubereitung gibt es unter meinen Kunden unterschiedliche Vorlieben: Die Ausländer füllen ihre Weihnachtsenten und -gänse gerne mit Orangen. Unsere Truthähne werden dagegen mit Reis gefüllt."
Religiöse Fundamentalisten lehnen Neujahrsfeiern als unislamisch strikt ab und halten die blinkenden Weihnachtsbäume für christliche Symbole. In konservativen Istanbuler Stadtteilen wie Eyüp oder Fatih sucht man deswegen vergeblich nach Nikolaus und Tannenbaum. Doch solche Misstöne können die Begeisterung der städtischen Mittelschicht für die abendländischen Bräuche nicht schmälern. Immer weniger Türken wollen auf das westliche Winterfest verzichten. Eine Weihnachtsbaum-Kundin in der Baumschule:
"Ich finde ein Weihnachtsbaum ist einfach sehr dekorativ. Und außerdem möchte ich mit einem echten Christbaum meiner kolumbianischen Schwiegertochter eine Freude bereiten."
Weihnachten oder Neujahr - auch am Bosporus ein Fest der Liebe.
Er: "Ich bevorzuge ein kräftiges Grün. Aber bei uns in der Türkei ist es ja meistens Blautanne."
Sie: "Hauptsache sie ist groß und duftet. Dass macht für mich die Weihnachtsatmosphäre aus. Der Schnee fehlt ja leider meistens in Istanbul."
Eigentlich werden Weihnachtsbäume in Istanbul nur im Topf verkauft - in einem so baumarmen Land wie der Türkei wäre es eine Sünde, Tannen für ein kurzzeitiges Vergnügen zu fällen. Außerdem besitzt die eingetopfte Tanne einen großen Vorteil: Sie hält länger und lässt sich, bei guter Pflege im Garten, zum nächsten Weihnachtsfest wieder ins Haus holen.
Das türkisch-russische Ehepaar bekommt den Baum auf Wunsch ohne Wurzeln, dafür nimmt es gleich zwei - das Stück für umgerechnet 60 Euro. Der Händler ist mit dem Weihnachtsgeschäft zufrieden:
"Die Bäume haben wir alle selbst gepflanzt und groß gezogen. In diesem Dezember werden wir wohl 400 davon verkauft haben."
Alle Jahre wieder kann man beobachten, wie Autos mit Diplomatenkennzeichen oder auffällig blond-blassen Insassen in Richtung Belgrader Forst rollen - der grünen Lunge Istanbuls. Kurz darauf rollen sie wieder mit halb geöffneten Kofferräumen, aus denen Tannenbaumspitzen ragen, heraus. Und es sind nicht nur die Ausländer, die sich mit Tannenbäumen eindecken. Die christlichen Minderheiten der Türkei sind zwar auf ein paar Tausend Angehörige geschrumpft, doch Weihnachten scheint auch für viele Muslime in der Türkei ein großes Fest zu sein. In vielen Büros und Wohnzimmern blinkt ein kleiner Plastikbaum. In den Einkaufsstraßen leuchten Weihnachtsbäume, Schokonikoläuse zieren die Auslagen, lebende Weihnachtsmänner streicheln Kinderköpfe. Doch schaut man genauer hin, erkennt man, dass damit nicht das Weihnachts-, sondern das Neujahrsgeschäft angekurbelt werden soll. Die Türken haben Nikolaus und Tannenbaum zum Bestandteil der Silvesterparty gemacht. "Gutes neues Jahr" hängt in Glitzerbuchstaben in den Tannenzweigen.
In den Großstädten ist auch der Lebensmittelhandel ganz auf Weihnachten respektive Neujahr eingestellt. Ein Bäcker im Istanbuler Stadtteil Beyoglu bietet sogar Christstollen an. Ein paar Hundert Meter weiter, im kleinen Geflügelgeschäft von Seref Acihan hängen hinter der Ladentheke frisch gerupfte Gänse und Enten. Die sind für die Ausländer reserviert, erklärt Acihan:
"Die Türken bevorzugen als Neujahrsessen Truthahn. Und auch bei der Zubereitung gibt es unter meinen Kunden unterschiedliche Vorlieben: Die Ausländer füllen ihre Weihnachtsenten und -gänse gerne mit Orangen. Unsere Truthähne werden dagegen mit Reis gefüllt."
Religiöse Fundamentalisten lehnen Neujahrsfeiern als unislamisch strikt ab und halten die blinkenden Weihnachtsbäume für christliche Symbole. In konservativen Istanbuler Stadtteilen wie Eyüp oder Fatih sucht man deswegen vergeblich nach Nikolaus und Tannenbaum. Doch solche Misstöne können die Begeisterung der städtischen Mittelschicht für die abendländischen Bräuche nicht schmälern. Immer weniger Türken wollen auf das westliche Winterfest verzichten. Eine Weihnachtsbaum-Kundin in der Baumschule:
"Ich finde ein Weihnachtsbaum ist einfach sehr dekorativ. Und außerdem möchte ich mit einem echten Christbaum meiner kolumbianischen Schwiegertochter eine Freude bereiten."
Weihnachten oder Neujahr - auch am Bosporus ein Fest der Liebe.