Weihnachtsfeier – das geht ganz festlich im guten Restaurant, stylish im extra angemieteten Club mit fliegendem Buffet, oder ganz klassisch, wie folgende Erfahrungsberichte zeigen:
"Wir haben gebowled, sind essen gegangen, das war total schön."
"Das ist auch immer ein symbolisches Schulterklopfen, das ist auch wichtig. Wir wichteln auch untereinander im kleinen Rahmen, machen uns kleine Geschenke – ist schon ein wichtiges Datum."
"Ich finde es sehr wichtig. Und ich finde es auch schade, wenn es einige Mitarbeiter boykottieren, weil sie sagen, das sei ihre Freizeit und dann nicht daran teilnehmen."
Man muss nicht hingehen, sollte es aber
Auch wenn natürlich niemand dazu verdonnert werden kann, zur Weihnachtsfeier zu gehen: Karrierecoach Iris Hoffmeyer empfiehlt, sich auf jeden Fall sehen zu lassen.
"Das ist im Prinzip der Dank der Firma an die Mitarbeiter. Da kann man endlich mal Kollegen treffen, die man sonst nicht sieht, die man vielleicht nur per Telefon kennt, die aus anderen Abteilungen sind. Man kann einen netten Abend verbringen und mal gucken, wie die anderen so ticken."
Und es lohnt es sich, dem starken Impuls zu widerstehen, den ganzen Abend nur mit seinen Lieblingskollegen zusammen zu hocken und über die immer gleichen Anekdoten zu lachen, so der Tipp einer Passantin:
"Ganz oft ist es dann ja wieder so, dass man neben den Gleichen sitzt, aber ab und zu bringt der Zufall dann eben doch mal einen anderen Sitznachbarn und dann ist es ja auch mal ganz nett, und dann merkt man plötzlich wieder – ah ja, man hat da ja ähnliche Projekte, die sich irgendwie berühren und man sollte nächste Woche mal miteinander telefonieren."
Weihnachtsfeiern gezielt als Karrierebooster nutzen
Man muss es nicht auf den Zufall ankommen lassen, sagt die Expertin: Es lohnt sich, die Firmenweihnachtsfeier bewusst zu nutzen, um die eigenen Netzwerke zu pflegen und zu erweitern. Und wer gerade in der Firma wichtig ist, kann man auch hervorragend auf der Weihnachtsfeier beobachten:
"Die wichtigsten Leute werden von denen umringt, die nicht so wichtig sind. Die Stars der Firma werden hofiert, der heimliche Chef steht im Vordergrund, deshalb ist es auch so wichtig, dahinzugehen und nicht der Weihnachtsfeier fernzubleiben."
Iris Hoffmeyer empfiehlt: Sprechen Sie potentiell nützliche Kollegen und Vorgesetzte an, die Sie zum Beispiel bei wichtigen Projekten einspannen könnten. Und nutzen Sie die Gelegenheit, sich Ihre Chefin oder den Chef für ein lockeres Gespräch zu schnappen.
"Vielleicht hat man auch Menschen getroffen, mit denen man mehr gemeinsam hat, als man vorher dachte. Dann kann es natürlich sein, dass man sich hinterher nochmal austauscht und sagt: Wir könnten ja mal was unternehmen – auch über die Hierarchien hinweg. Ich denke dadurch, dass man die Möglichkeit hat, über Smalltalk viel von anderen zu erfahren, kann das förderlich sein."
Politik, Religion, Beziehungsprobleme sind NoGo's
Smalltalk bedeutet: Lassen Sie Firmenthemen möglichst außen vor. Auch nicht so geeignet sind Politik, Religion, Beziehungsprobleme... auch Finanzen sollten nicht auf der Firmenweihnachtsfeier geklärt werden. Ganz zu schweigen von schwelenden Konflikten...
Ein Mann erzählt: "Dann wurden da Sachen ausgepackt, die gar nicht auf eine Weihnachtsfeier gehören. Als sich jemand ungerecht behandelt gefühlt hat, dachte er, dass das jetzt die Gelegenheit ist, nachdem er eine halbe Flasche Schnaps im Kopf hat, die Auseinandersetzung mit seiner Führungskraft zu suchen. Das ist nie eine gute Idee."
Generell rät Iris Hoffmeyer davon ab, problematische Gespräche auf die Weihnachtsfeier zu verlagern. Das betrifft auch allgemeine Kritik - an Unternehmensstrukturen zum Beispiel.
"Sind sie alle per du, wie gut kennen sie sich... wenn es sehr strenge Hierarchien gibt, würde ich das nicht machen. Da kann man einen ganz unangenehm treffen. Wenn sie allerdings in einem kleinen Team sind und das ein bisschen flapsig, ein bisschen humorvoll rüberbringen, dann kann das funktionieren. Aber ich würde auf jeden Fall auf den Alkohol verzichten."
Ein Sekt oder ein Bier sei okay, sagt Iris Hoffmeyer. Und natürlich gehört es bei aller Kontaktpflege auch zur Weihnachtsfeier dazu, einfach mal den alltäglichen Wahnsinn zu vergessen, und mit den Kollegen – und mit Vorgesetzten – Spaß zu haben. Und wer auch nach der Weihnachtsfeier noch positiv in Erinnerung bleiben will: Eine kurze Mail mit einem Dankeschön beim Chef, der Chefin oder den Organisatoren kommt immer gut an.