Nasri Dabit ist sichtlich stolz als er Türe zu seinem Weinkeller öffnet. Er zeigt auf die linke Seite des dunklen Raumes und nimmt einige Flaschen heraus. Das seien seine besten Weine, die hätten schon einige Jahre auf dem Buckel.
Dann deutet Nasri Dabit rechts auf ein Fass. Dies sei der aktuelle Jahrgang. Der 80-jährige Winzer wirkt nachdenklich:
"Jeden Tag lerne ich wieder etwas Neues hinzu, wie der Wein noch besser wird, wie die Qualität noch einmal gesteigert werden kann. Wein ist ein sehr sensibles Getränk, voller tiefgreifender Geheimnisse. Und es ist nicht einfach, einen wirklich guten Wein herzustellen."
Seit mehr als 40 Jahren produziert Nasri Dabit Wein. Ungewöhnlich ist der Ort, wo der Winzer seine Weine herstellt und lagert: In der Palästinenser-Hochburg Ramallah. Für ihn, einen palästinensischen Christen, kein Problem. Das Alkohol-Verbot für Muslime gilt für ihn nicht.
Seit 20 Jahren Erfahrung
Nasri Dabit arbeitete über viele Jahre für das Palästinenser-Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNRWA. Der Vater eines Freundes begeisterte ihn Mitte der 70er Jahre für den Weinanbau.
"Er zeigte mir, wie man den Traubensaft in großen Bottichen in kühlen und dunklen Räumen zum Gären bringt. Dann kaufte ich mir zehn Kilo Trauben und versuchte es einfach selbst. Und jedes Jahr wurde der Wein besser. Inzwischen habe ich Erfahrung, und seit 20 Jahren verkaufe ich meinen Wein."
Aus den zehn Kilo Trauben, die er vor über 40 Jahren ansetzte, wurden inzwischen 1000 Flaschen Wein. Das ist seine durchschnittliche Jahres-Produktion. Auch wenn sie in diesem Jahr witterungsbedingt etwas geringer ausfällt. Stolz entkorkt der 80-jährige die Flasche. Und er lacht. Sein Wein sei der Beste in ganz Palästina.
Verkauf im Umland von Ramallah
20 Kilometer von Ramallah entfernt liegen die Weinberge aus denen er seine Trauben bekommt. Produziert wird im eigenen Garten. Eine Art Oase mitten in der lauten und hektischen Palästinenserstadt Ramallah. Hier sind auch seine Hauptkunden. Denn auch aufgrund der politischen Situation verkauft er seine Weine hauptsächlich nur in der Umgebung von Ramallah.
"Die 1000 Flaschen, die ich jedes Jahr produziere, reichen aus für meine Kunden in der Stadt. Das sind einige kleiner Geschäfte, aber auch Supermärkte. Manchmal kommen auch Freunde aus Jerusalem oder Betlehem, die gleich einige Dutzend Flaschen mitnehmen und sie weitergeben. Aber von einer professionellen Vermarktung kann nicht die Rede sein."
Immerhin: Bei Weinverkostungen schnitten seine Rot- und Weißweine beachtlich ab. Vor allem der rote Cabernet-Sauvignon hält qualitativ durchaus mit israelischen Weinen mit. Schade findet Nasri Dabit nur, dass seine muslimischen Landsleute den Wein aus religiösen Gründen meist verschmähen. Der 80-jährige schüttelt mit dem Kopf.
"Meine Botschaft an die Palästinenser ist: Wein macht glücklich. Es ist ein heiliges Getränk und noch dazu gesund. Mein Ziel ist, dass dies irgendwann auch meine muslimischen Brüder so sehen."
Und manchmal hat Nasri Dabit mit seiner Botschaft auch Erfolg. Dann, wenn nachts muslimische Landsleute bei ihm klopfen und um eine Flasche bitten. Die er dann auch gerne herausgibt. Was immer wieder mal vorkommt.