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Weiße oder braune Eier

Rund 220 Eier pro Jahr verzehrt jeder Bundesbürger im Schnitt - hart- oder weichgekocht, in Nudeln oder in Backwaren. Darauf hat heute die Fördergemeinschaft nachhaltige Landwirtschaft hingewiesen. Ostern steht vor der Tür und das Geschäft mit den weißen, braunen oder bereits gefärbten Eiern brummt derzeit wie sonst nie im Jahr. Allerdings sind Verbraucherwünsche manchmal sonderbar. Denn bei Hühnereiern ist offenbar für viele Kunden die Farbe der Eischale wichtiger als die Qualität desses, was im Ei steckt. Dunkelbraun wird allgemein bevorzugt - aus wenig nachvollziehbaren Gründen. Denn ob ein Huhn weiße oder braune Eier legt, hängt ausschließlich mit der Rasse des Huhns zusammen und sagt nichts über die Haltungsform oder die Futterqualität aus.

von: Lutz Reidt |
    Rund 220 Eier pro Jahr verzehrt jeder Bundesbürger im Schnitt - hart- oder weichgekocht, in Nudeln oder in Backwaren. Darauf hat heute die Fördergemeinschaft nachhaltige Landwirtschaft hingewiesen. Ostern steht vor der Tür und das Geschäft mit den weißen, braunen oder bereits gefärbten Eiern brummt derzeit wie sonst nie im Jahr. Allerdings sind Verbraucherwünsche manchmal sonderbar. Denn bei Hühnereiern ist offenbar für viele Kunden die Farbe der Eischale wichtiger als die Qualität desses, was im Ei steckt. Dunkelbraun wird allgemein bevorzugt - aus wenig nachvollziehbaren Gründen. Denn ob ein Huhn weiße oder braune Eier legt, hängt ausschließlich mit der Rasse des Huhns zusammen und sagt nichts über die Haltungsform oder die Futterqualität aus.

    Was den Nährwert betrifft, ist das weiße Ei eigentlich besser, trotzdem ist es im Handel nur ein Nebenprodukt. Und wer ein weißes Öko-Ei sucht, der dürfte es richtig schwer haben. Warum das so ist, dieser Frage ist Lutz Reidt nachgegangen.

    Wer im Bio-Supermarkt, Reformhaus oder Naturkostladen weißschalige Hühnereier sucht, der dürfte nur wenig Erfolg haben. Weiße Eier vom Bio-Geflügelhof - sowas ist immer noch die Ausnahme - bedauert die Geflügelexpertin Marion Stark:

    Normalerweise ist es ja so, daß weiße Hühner weiße Eier legen und braune Hühner braune Eier. Wobei die Haltung von weißen Hühnern teilweise in der alternativen Haltung unproblematischer ist, weil manche Herkünfte der weißen Herkünfte weniger zum Federpicken neigen. Jetzt geht es in der alternativen Haltung nicht, weil der Verbraucher halt ein braunes Ei wünscht, da ihm irgendwann mal beigebracht wurde, dass braune Eier aus artgemäßen Haltungssystemen kommen und weiße Eier eben aus der Käfighaltung. Und dass das halt ein Unterscheidungsmerkmal ist. Deswegen ist den Leuten, die alternative Haltungsformen in der Legehennenhaltung betreiben, nicht möglich, weiße Hühner zu halten, weil man einfach die weißen Eier nicht absetzen kann.

    Das ist auch deswegen bedauerlich, weil weiße Hühner sich untereinander besser vertragen als braune, also nicht so häufig im Federkleid der anderen Hühner herum picken. Das passiert ausgerechnet in der im Grunde so artgerechten Auslaufhaltung besonders häufig. Die Ursache dafür ist zum einen genetisch bedingt, zum anderen spielt auch eine nicht artgerechte Aufzucht der Hühnerküken eine Rolle.

    Die Vorstellung, eine weiße Eischalenfarbe sei Synonym für Käfighaltung und nur braune Eier könnten aus artgerechter Haltung stammen, ist längst überholt. Denn: auch braungefiederte Hühner hocken längst in den Käfigen der Legebatterien. Insofern kann die Eischalenfarbe allein keine Gewähr für eine artgerechte Haltung bieten.

    Und dann ist da noch die Frage: welche Eier schmecken besser? Für Züchtungsforscher Professor Rudolf Preisinger von der Firma Lohmann Tierzucht in Cuxhaven zählt nicht die Farbe der Schale, sondern das, was drin steckt im Ei. Deshalb ist seine Entscheidung eindeutig:

    Ich würde keine Sekunde überlegen und sofort ein weißes Ei kaufen. Denn das weiße Ei hat den Vorteil, dass es einen höheren Dotteranteil hat, sprich: einen höheren Nährwert hat. Denn der Dotter hat in etwa 52 Prozent Trockensubstanz, und das Eiklar liegt nur bei 12 oder 13 Prozent. Sämtliche Fette befinden sich im Dotter, das Eiklar besteht aus Wasser und Eiweiß oder Protein; und die Geschmacksstoffe sind auch primär im Dotter eingelagert. Der ernährungsphysiologische Wert liegt im Dotter. Und aus diesem Grunde bevorzuge ich grundsätzlich weiße Eier, und meine Frau kauft dann eben weiße Eier aus Freilandhaltung.

    Und diese Freilandhaltung ist dann im konventionellen Bereich angesiedelt, wo die Hennenhalter keine Probleme haben, ihre weißschaligen Hühnereier in den Handel zu bringen.

    Im Bio-Bereich sind es weniger die Kunden selbst, sondern die Großhändler, die den Produzenten weiße Hühnereier nicht abnehmen wollen. Wer also jetzt vor Ostern weiße Öko-Eier sucht, wird allenfalls bei dem ein oder anderen Direktvermarkter fündig. Anderswo in Europa haben es die Kunden leichter, wie Rudolf Preisinger bekräftigt:

    Gucken sie nach Skandinavien, dort ist ein erheblicher Anteil der Hühner weiß und in der Schweiz ist es gang und gäbe, dass man weiße Hühner und braune Hühner in der Freilandhaltung hält. Es ist dort keine Frage, und somit tritt die Schalenfarbe mehr in den Hintergrund und die eigentliche innere Eiqualität wieder mehr in den Vordergrund. Und das sollte eigentlich die Kaufentscheidung sein.