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"Weißes Gold" für Elektromobilität
Joint Venture soll deutsche Lithium-Versorgung sicherstellen

Es gilt als das "weiße Gold": Lithium. Ohne das begehrte Leichtmetall fährt kein Elektroauto. Nun hat sich Deutschland durch eine Partnerschaft den Zugang zum größten Lithium-Vorkommen der Welt gesichert. Die Bedeutung der Zusammenarbeit für die deutsche Autoindustrie ist jedoch umstritten.

Von Matthias von Lieben |
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    Lithium-Abbau in Bolivien: Der Wert des "weiße Goldes" hat sich in den vergangenen zwei Jahre fast verdoppelt (picture alliance / dpa / Javier Mamani)
    Bislang hatte der bolivianische Präsident Evo Morales gezögert, nun will er das große Lithium-Vorkommen in seinem Land wirtschaftlich erschließen: Das mittelständische Unternehmen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil und das bolivianische Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos bilden ab sofort eine Gemeinschaftsfirma. Ab 2021 wollen sie über 70 Jahre jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Lithium in der bolivianischen Salzwüste fördern - der Ort, an dem mit circa neun Millionen Tonnen das größte Lithium-Vorkommen der Welt schlummert:
    "Dieses Gemeinschaftsprojekt könnte natürlich bei einer erfolgreichen Umsetzung dazu führen, dass es einen neuen Anbieter beziehungsweise einen neuen Lieferanten beziehungsweise von Lithiumverbindungen wie Lithium-Carbonat oder Lithiumhydroxid geben könnte, der in diesem bis dato oligopolen Markt zusätzlich einsteigen könnte", sagt Michael Schmidt, Rohstoffexperte bei der Deutschen Rohstoffagentur. Er weiß: Das "weiße Gold" ist ein Zukunftsmarkt.
    Altmaier betont die wirtschaftliche Bedeutung
    Lithium ist der wichtigste Bestandteil moderner Speichertechnologien, verbaut in den Batterien von Smartphones und Tablets - aber auch in Elektroautos. Der Preis pro Tonne Lithiumcarbonat hat sich innerhalb der letzten zwei Jahre fast verdoppelt, dominiert wird der Markt derzeit von asiatischen Unternehmen: "Dieser Markt boomt natürlich und Lithium kommt in diesen Batterien in unterschiedlichster Form vor. Aber aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften ist es eben tatsächlich bei der aktuellen Technologie dieser Batterien unersetzlich."
    Daher hat auch die deutsche Autoindustrie großes Interesse an Lithium, auf dem Markt mit Elektro-Autos hinkt sie hinterher. Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat die Verhandlungen des deutsch-bolivianischen Gemeinschaftsprojekts politisch flankiert. Bei der Unterzeichnung des Vertrags war er am Nachmittag ebenso dabei wie auch der bolivianische Außenminister. Altmaier betonte die herausragende wirtschaftliche Bedeutung der Batterien für die Elektromobilität: Um nicht in Rückstand oder Abhängigkeit zu geraten, brauche die deutsche Industrie einen verlässlichen und wettbewerbsfähigen Rohstoffbezug.
    Experte: Joint Venture hat nur Symbolcharakter
    Das Joint- enture also der richtige Schritt? Nein, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: "Für die deutschen Autobauer ist dieses Joint Venture nicht unbedingt entscheidend, weil in der Zwischenkette sind die großen Zelllieferanten und die sind wichtig für die deutschen Autobauer."
    Bei der Produktion von Batterien würden europäische Autohersteller bislang auf Zellen aus asiatischer Produktion setzen. Genau das will Bundeswirtschaftsminister Altmaier ändern und mit staatlichem Geld den Aufbau einer Batteriefertigung für Elektroautos in Deutschland fördern - im Gespräch sind eine Milliarde Euro an Forschungsgeldern.
    Doch, sagt Autoexperte Dudenhöffer: "Unser Ziel sollte sein mit sehr viel Erfindergeist Materialien zu entwickeln, die uns erlauben, Lithium-Ionen-Zellen besser zu machen, als das, was heute im Markt ist." In der Kooperation der deutsch-bolivianischen Unternehmen sieht Dudenhöffer nur ein Symbol: Deutschland tue etwas bei der Elektromobilität.