Bisher sind insgesamt mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. In einigen der betroffenen Gebiete wird heute mit nachlassenden Niederschlägen gerechnet.
Tschechien setzt Armee im Katastrophengebiet ein
Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und Überschwemmungskatastrophe den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Cernochova auf der Onlineplattform X mitteilte. Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach der Flut helfen.
Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens sieben weitere Menschen gelten als vermisst. In Ostrava, der drittgrößten Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen.
Evakuierungen in Polen
In Polen ordnete ein Bürgermeister eine Zwangsevakuierung an, weil einige Menschen ihre Häuser nicht verlassen wollten, obwohl die Mauer eines Stausees gerissen ist. In Klodzko war die Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten. Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere.
Die polnische Regierung hat für einen Zeitraum von 30 Tagen den Katastrophenzustand in den betroffenen Gebieten ausgerufen. Ministerpräsident Tusk kündigte zudem für die Hochwasseropfer die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von umgerechnet rund 240 Millionen Euro an.
Sieben Tote in Rumänien
In Rumänien ist vor allem der Osten des Landes betroffen. Am Montag sei das siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter Berufung auf den Katastrophenschutz. Rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom Hochwasser erfasst, viele liegen in abgelegenen Dörfern. Menschen kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz.
Ungarn: Behörden erwarten Verschlechterung der Lage
In Ungarn bereiten sich die Behörden auf eine Verschlechterung der Lage vor: Die Regierung entsandte mehr als 350 Soldaten zur Verstärkung von Hochwasserbarrieren entlang der Donau und mehrerer Nebenflüsse. Ministerpräsident Orban hat wegen des Hochwassers einen für morgen geplanten Auftritt vor dem Europaparlament in Straßburg abgesagt. Orban sollte den Europaabgeordneten eigentlich das Programm der sechsmonatigen ungarischen EU-Ratspräsidentschaft vorstellen.
Sorg vor Dammbrüchen in Österreich
Im Osten Österreichs herrscht große Sorge vor weiteren Dammbrüchen. "Es besteht höchste Dammbruchgefahr", hieß es von den Behörden. Mehr als 200 Straßen in Niederösterreich waren gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden. Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen - ein Mehrfaches der üblichen Monatsmenge.
In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reißender Fluss mitten durch die Stadt geht, gab es leichte Entspannung.
Dresden: Wasserspiegel deutlich zu hoch
In Sachsen richtet sich der Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland. In Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
Wieder steigende Pegel in Bayern
Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen. In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht.
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Diese Nachricht wurde am 17.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.