Archiv

Koranschändungen
Weitere Länder kritisieren Schweden

Die jüngsten Koranschändungen in Schweden hat die Kritik weiterer Länder ausgelöst. Das iranische Außenministerium bestellte den schwedischen Botschafter ein, ebenso Saudi-Arabien und Katar. In Deutschland wächst die Sorge vor Unruhen in der Islamistenszene.

    Ein Mann hält eine Ausgabe des Korans in die Luft.
    Anti-Islam-Demonstration vor der irakischen Botschaft in Schweden (Oscar Olsson / TT NEWS AGENCY / AP / d / Oscar Olsson)
    In der Türkei forderte die Regierung Schweden auf, Maßnahmen gegen diese Art von - Zitat - "Hassverbrechen" zu unternehmen. Zuvor hatte bereits der Irak die schwedische Botschafterin ausgewiesen. Zudem berief die Regierung in Bagdad ihren Geschäftsträger aus Schweden zurück.
    Die islamistische Miliz Hisbollah im Libanon rief arabische und islamisch geprägte Staaten auf, dem Beispiel des Irak zu folgen. Sie sollten schwedische Botschafter aus ihren Ländern ausweisen und umgekehrt ihre eigenen Vertreter aus Schweden zurückrufen, sagte Hisbollah-Chef Sayyed Hassan Nasrallah. Er forderte zudem Muslime auf, zahlreich an den Freitagsgebeten teilzunehmen. Die Gläubigen sollten sich demonstrativ mit ihren Koran-Büchern vor die Moscheen setzen.

    Bundesinnenministerium befürchtet Unruhe auch in Deutschland

    Wegen der jüngsten Koranschändungen befürchtet das Bundesinnenministerium in Deutschland Unruhe in der Islamistenszene. Eine Ministeriumssprecherin sagte der Zeitung "Die Welt", solche Verunglimpfungen hätten in der Vergangenheit für Aufruhr in der islamistischen Welt gesorgt. Die Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder beobachteten die Lage sehr genau.
    In der vorletzten Nacht hatten Randalierer in Bagdad die schwedische Botschaft gestürmt und Feuer gelegt. Das Personal blieb unverletzt. Nach Agenturberichten hatten Gefolgsleute des einflussreichen schiitischen Geistlichen al-Sadr wegen der in Stockholm angekündigten neuerlichen Verbrennung eines Korans zu Protesten aufgerufen.
    In Stockholm hatte es in diesem Jahr schon zwei Koranverbrennungen gegeben. Im jüngsten Fall hatte gestern ein Exil-Iraker einen Koran mit Füßen getreten. Ursprünglich wollte er das Buch verbrennen. Der Mann ist aus dem Irak nach Schweden eingewandert. Die Polizei wollte ähnliche Demonstrationen wegen Sicherheitsbedenken verbieten, scheiterte bislang aber an Gerichten, die die Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen.
    Diese Nachricht wurde am 21.07.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.