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Weitere Milliardenhilfen
Frankreichs Rettungsplan für die Luftfahrt

Frankreich will die Arbeitsplätze in der Luftfahrtbranche retten. Die Corona-Pandemie hat den Luftverkehr quasi zum Erliegen gebracht. Die französische Regierung greift nun tief in die Tasche, um einer Branche, die sie zur Schlüsselindustrie erklärt hat, zu helfen - stellt aber auch Bedingungen.

Von Jürgen König |
German Economy Minister Peter Altmaier and his French counterpart Bruno Le Maire arrive for a press conference on February 19, 2019 in Berlin, following talks on EU industrial policy. (Photo by John MACDOUGALL / AFP)
Der franzsöische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire (l) neben dem deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (John MACDOUGALL / AFP)
Der Fluggesellschaft Air France waren bereits sieben Milliarden Euro an staatlichen Hilfen zugesagt worden. Nun kommen weitere acht Milliarden Euro für die Luftfahrtbranche hinzu. Sie sei für Frankreich ein Schlüsselsektor und die Lage mehr als ernst, sagte der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire.
Arbeitsplatzgarantien und Investitionen in Klimaschutz
"Die Corona-Krise hat die Luftfahrtindustrie besonders brutal getroffen. Und wir wissen es doch alle: Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsbereichen wird sie sich nur sehr langsam erholen. Das Niveau von 2019 wird der Luftverkehr frühestens in zwei oder drei Jahren wieder erreichen", so Le Maire.
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Lufthansa, Alitalia und die Staatshilfen - EU will Zombie-Unternehmen verhindern
Die Europäische Kommission wird sich geplante Staatshilfen für Fluglinien genau anschauen. Mit einer speziellen Regel will die EU verhindern, dass marode Unternehmen durch staatliche Finanzierung gerettet werden und weiterleben.
In Form von Investitionen, Krediten und Bürgschaften sollen die Hilfsgelder französischen Großunternehmen wie dem Luftfahrt- und Rüstungskonzern Thales, dem Flugzeughersteller Dassault oder dem Triebwerksbauer Safran ermöglichen, zumindest ihre Werke in Frankreich zu erhalten. Rund 100.000 Arbeitsplätze seien unmittelbar bedroht, so Bruno Le Maire, könnten bereits in den nächsten sechs Monaten nicht mehr zu halten sein.
Mittelständische Zulieferer sollen mit einer Milliarde Euro unterstützt werden, weitere 300 Millionen Euro sind für die Modernisierung ihrer Fabriken vorgesehen. Die Staatshilfen werden an Bedingungen geknüpft. Ausdrücklich verlangt die Regierung von den Unternehmen Arbeitsplatzgarantien und: Investitionen in den Klimaschutz. Um den CO2-Ausstoß der Flugzeuge zu senken, müssen 1,5 Milliarden Euro der Hilfsgelder für die Entwicklung umweltfreundlicherer Technologien verwendet werden.
Prekäre Lage bei Airbus
Und auch der europäische Flugzeugbauer Airbus soll von dem Rettungspaket profitieren. Und das nicht nur, so Bruno Le Maire, weil Airbus für Frankreichs Wirtschaft von zentraler Bedeutung ist.
"Wir müssen unsere Luftfahrtindustrie retten. Wir müssen jede Schwächung unbedingt vermeiden, angesichts der Luftfahrtgiganten Boeing in den USA und Comac in China. Und wir werden nicht zulassen, dass die USA und China den Weltmarkt der Luftfahrt unter sich aufteilen, Frankreich und Europa werden ihren Platz behaupten."
Die Lage bei Airbus ist prekär: Im Mai ging kein einziger Auftrag ein und nur 24 Flugzeuge wurden ausgeliefert – während es normalerweise bis zu 70 Maschinen monatlich sind. Viele Kunden brauchen die bestellten Flugzeuge im Moment nicht und schieben die Auslieferung weit nach hinten - und damit auch einen Großteil der Bezahlung.
So fuhr Airbus die Produktion etwa um ein Drittel zurück - erst 2023, so die interne Prognose, werden die Werke wieder voll ausgelastet sein.