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Weitere Nutzung der WM-Stadien
Zwangsverlegung ans Schwarze Meer

Mehr als fünf Milliarden Euro sollen die WM-Stadienbauten in Russland gekostet haben. Für einige von ihnen gibt es noch keine Nachnutzung. Das Stadion von Sotschi soll Dynamo St. Petersburg beziehen - und sich dafür 2.000 Kilometer in den Süden verlagern. Das gefällt nicht allen.

Von Ronny Blaschke |
    Das Fischt-Stadion in Sotschi wurde für rund 47 Millionen Euro vom Olympia- zum Fußballstadion umgebaut.
    Das Fischt-Stadion in Sotschi wurde für rund 47 Millionen Euro vom Olympia- zum Fußballstadion umgebaut und soll nun von Dynamo St. Petersburg weitergenutzt werden. (imago sportfotodienst)
    Eine fast hundertjährige Tradition geht zu Ende. Dynamo St. Petersburg, gegründet 1922, zieht mit Spielern, Trainern und Funktionären an das Schwarze Meer. Der Zweitligaverein Dynamo firmiert dort bald als PFK Sotschi. So soll die Nachnutzung des Fischt-Stadions gesichert werden. Es war für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi errichtet worden, für Kosten von umgerechnet 620 Millionen Euro. Der Osteuropa-Experte Ingo Petz beschäftigt sich seit Jahren mit dem russischen Fußball.
    "Der Verein gehört Boris Rotenberg, das ist auch ein Oligarch, mit Putin-Nähe. Putin ist natürlich interessiert an Sotschi. Das ist ja auch sein Projekt damals auf Grundlage der Olympiade. Man kann sich also vorstellen, dass vielleicht Putin ihn dazu gedrängt hat, seinen Verein nach Sotschi zu verlegen."
    Fans schrieben offenen Brief
    Diese von oben angeordnete Verlegung erinnert an die DDR und Empor Lauter. Die Betriebssportgemeinschaft wurde 1954 aus dem Erzgebirge an die Ostsee beordert, als Grundlage für Hansa Rostock. Nun in St. Petersburg haben Fans von Dynamo einen offenen Brief an den Gouverneur geschrieben. Auf Details warten sie noch immer. Ingo Petz:
    "Partizipation ist grundsätzlich schwierig von der Fanseite in Russland, weil es von oben komplett abgeblockt wird. Ein Dialog, wie er in Deutschland immer noch möglich ist, zwischen Fans, Institutionen, Organisationen und Verbänden: So etwas gibt es in Russland nicht."
    2000 Kilometer vom alten Standort
    Dynamo zog im Durchschnitt rund 1.000 Zuschauer zu Heimspielen an. Und stand stets im Schatten von Zenit St. Petersburg. Viele Fans werden nicht den Umzug in das 2000 Kilometer entfernte Sotschi antreten. Einige von ihnen wollen einen neuen Klub aufbauen. Auf unterster Ebene.