Dresden
Weiterer Abschnitt der Carolabrücke kontrolliert eingestürzt - Bundesingenieurkammer warnt vor deutschlandweiten Sicherheitsrisiken durch Investitionsstaus

An der teilweise eingestürzten Carolabrücke in Dresden läuft der kontrollierte Abriss. In der Nacht wurde der verbliebene Abschnitt des Brückenzugs C zum Einsturz gebracht. Weil für Sonntag Hochwasser in der Elbe erwartet wird, drängt die Zeit.

    Qualm steigt über eingestürzten Teilen einer Brücke nach einer kontrollierten Sprengung auf.
    Abrissarbeiten an der Carolabrücke in Dresden (picture alliance / dpa / SPM Gruppe / SPM Gruppe)
    Zuvor waren Straßenbahnschienen und Fernwärm-Rohre mit kleinen Sprengungen getrennt worden. Neben der Bundeswehr und dem Technischem Hilfswerk sind auch Spezialfirmen im Einsatz.
    In Dresden wird ab Sonntag mit einem Hochwasser der Elbe gerechnet, weil in Tschechien in den kommenden vier Tagen bis zu 400 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet werden. Auch Polen, die Slowakei und Österreich bereiten sich auf Überschwemmungen durch Extremregen vor. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor ergiebigem Dauerregen in Teilen Bayerns. Dabei seien die Regierungsbezirke Niederbayern, Oberbayern, Schwaben und Oberpfalz betroffen. Es bestehe die Gefahr von Überschwemmungen und möglichen Erdrutschen.

    Ingenieurkammer warnt vor Sanierungsstau

    Die Bundesingenieurkammer warnt vor Sicherheitsrisiken durch Investitionsstaus vor allem bei Brücken. Viele seien bereits am Rande ihrer Belastungsgrenzen, teilte Präsident Bökamp mit. Brücken seien systemrelevante und sensible Bauwerke. Lasse man sie zu Schaden kommen, nehme auch das öffentliche Leben Schaden. Der Präsident der Ingenieurkammer Sachsen, Temann, ergänzte, unter anderem der Fachkräftemangel im Ingenieurbereich und ineffiziente Vergabeverfahren trügen zur Verzögerung dringend notwendiger Erhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen bei. Den Kammern zufolge zeigen seit Jahren zahlreiche Studien, dass Deutschland erheblich mehr in die Instandhaltung seiner Infrastruktur investieren müsse.

    Kommunen fordern nach Einsturz mehr Geld für Sanierung der Verkehrsinfrastruktur

    Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte mehr Geld von Bund und Ländern zur Sanierung solcher Bauwerke. Notwendig sei eine Investitionsoffensive für die Infrastruktur, um den Verfall zu stoppen und den Sanierungsstau abzubauen, sagte Hauptgeschäftsführer Berghegger den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“.
    Einer Studie zufolge ist rund die Hälfte der etwa 60.000 Brücken in kommunaler Hand in keinem guten Zustand. Aus eigener Kraft könnten die Städte und Gemeinden die Lasten nicht tragen. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie forderte die Politik auf, der Sanierung der Verkehrsinfrastruktur wie Brücken oberste Priorität einzuräumen.

    Wissing weist Verantwortung zurück

    Bundesverkehrsminister Wissing wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke erläuterte der FDP-Politiker, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. Man sehe aber daran, wie gefährlich es sei, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert werde.
    Diese Nachricht wurde am 13.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.