Nahost
Welche drei israelischen Geiseln heute freigekommen sind

Die militant-islamistische Hamas hat im Gazastreifen drei weitere israelische Geiseln freigelassen - nach 491 Tagen Gefangenschaft. In einer Fernseh-Liveübertragung war zu sehen, wie die Männer an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Einer von ihnen besitzt neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

    Hamas-Kämpfer zusammen mit den sichtlich gezeichneten Geiseln Ohad Ben Ami, Or Levy und Eli Sharabi (von links nach rechts)
    Vorgeführt zusammen mit Hamas-Kämpfern: Die sichtlich gezeichneten Geiseln Ohad Ben Ami, Or Levy und Eli Sharabi (von links nach rechts) (AFP / EYAD BABA)
    Angehörige reagierten schockiert angesichts des augenscheinlich schlechten Zustands der Entführten. Auf Fernsehbildern der Übergabe sahen sie blass und abgemagert aus. Eine Initiative der Geiselfamilien sprach von "verstörenden Bildern". Israels Präsident Isaac Herzog verurteilte ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte mit Konsequenzen. Details nannte er zunächst nicht.
    Wer sind die Freigelassenen?

    Ohad Ben Ami 

    Der 56-Jährige, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, wohnte im Kibbuz Beeri in der Nähe des Gazastreifens. Von dort wurde der Buchhalter der Siedlung während des Massakers der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt. Auch seine Ehefrau Ras Ben Ami fiel den Islamisten in die Hände und wurde ebenfalls in den Gazastreifen entführt. Sie kam bei einer Feuerpause im November 2023 frei.

    Or Levy 

    Der 34-Jährige war am 7. Oktober 2023 mit seiner Frau Einav auf dem Nova-Musikfestival nahe der Grenze zum Gazastreifen, als die Islamisten ihr Massaker begannen. Ihren kleinen Sohn hatten sie bei seinen Großeltern gelassen. Vor den Terroristen flüchtete das Paar in einen der Bunker, die als Unterstände vor Raketenangriffen aus dem Gazastreifen gedacht waren. Als die Hamas-Kämpfer Handgranaten hineinwarfen, starb Ors Frau. Er selbst wurde verschleppt.

    Eli Scharabi

    Auch der 52-Jährige wohnte mit seiner aus Großbritannien stammenden Frau Lianne und ihren zwei Töchtern Noija und Yahel im Kibbuz Beeri. Die Islamisten töteten seine Familie. Sie ermordeten Scharabis Frau und die beiden Töchter im Schutzraum des Wohnhauses. Scharabi selbst wurde zusammen mit seinem nebenan wohnenden Bruder Jossi gefangen genommen und in den Gazastreifen verschleppt. Gut drei Monate später bestätigten die israelischen Behörden, dass auch der Bruder getötet worden und seine Leiche im Gazastreifen sei. 

    Austausch gegen 183 Palästinenser

    Im Austausch gegen die drei israelischen Geiseln kommen 183 inhaftierte Palästinenser aus Gefängnissen frei. 18 von ihnen waren zu lebenslänglichen Haftstrafen verurteilt worden.
    Es ist bereits der fünfte Austausch seit Beginn der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas am 19. Januar. Damit befinden sich noch 76 Geiseln in der Gewalt der Hamas. In der sechswöchigen ersten Phase der Waffenruhe sollen insgesamt 33 Gaza-Geiseln gegen mehr als 1.900 inhaftierte Palästinenser ausgetauscht werden.
    Einem Medienbericht zufolge werden heute in Katar Unterhändler beider Seiten in indirekten Gesprächen die zweite Phase der Waffenruhe vorbereiten. Dabei dürfte es um die Freilassung der restlichen noch lebenden Geiseln und den vollständigen Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen gehen.

    Hörtipp

    Fünfte Geiselübergabe in Gaza Porträt des entführten Vaters Or Levy
    Diese Nachricht wurde am 08.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.