Handelsstreit mit USA
Welche Folgen die US-Zölle für Kanada, Mexiko und China haben - und wie sie auch Deutschland beeinflussen

Mit der Ankündigung neuer Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China macht US-Präsident Donald Trump eine Androhung wahr. Welche Folgen haben die Zölle für die jeweiligen Länder - und für Deutschland? Ein Überblick.

    Sehr viele parkende Autos aus der Vogelperspektive
    Auch den deutschen Automarkt würden US-Zölle treffen. (imago stock&people, Hans Blossey)
    Die USA haben eine Reihe von Einfuhrzöllen auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Auf kanadische Produkte sollen 25 Prozent aufgeschlagen werden. Nur bei Treibstoffen sind es lediglich zehn Prozent. Auf sämtliche Produkte aus Mexiko werden 25 Prozent Zoll erhoben. Einfuhren aus China werden mit zehn Prozent belastet. Die Länder haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt.

    Wie wirtschaftlich abhängig sind Mexiko, Kanada und China von den USA?

    Mexiko ist der wichtigste Handelspartner der USA. Mehr als 80 Prozent der gesamten Ausfuhren Mexikos gehen in die Vereinigten Staaten. Tausende Unternehmen und Millionen Jobs hängen davon ab.
    Die USA sind für Kanada der wichtigste und größte Handelspartner - knapp eine Billion Dollar an Waren und Dienstleistungen werden zwischen den beiden nordamerikanischen Nachbarländern umgeschlagen. Neben einer engen Zusammenarbeit in der Autoindustrie verkaufen kanadische Firmen eine Reihe von landwirtschaftlichen Produkten sowie vor allem Öl, Gas und Mineralien in die Vereinigten Staaten. 
    Für China und die ohnehin angeschlagene Wirtschaft der Volksrepublik dürften die neuen US-Zölle eine weitere Belastung werden. Zwar versucht Peking seit Jahren, seinen Handel breiter aufzustellen, doch die USA bleiben der wichtigste Exportmarkt und damit eine wichtige Stütze für viele Unternehmen.

    Wie könnte auch die Inflation in den USA angeheizt werden?

    Trumps Zollpolitik dürfte nicht nur Kanada, Mexiko und China, sondern auch der eigenen Bevölkerung schaden. Mehrkosten in der Warenkette von Produkten werden in der Regel auf die Konsumenten weitergegeben. Sollte die Trump-Administration diese und weitere Zollpläne umsetzen, könnte die Inflationsrate in den USA nach Einschätzung der Finanzgesellschaft Capital Economics wieder auf bis zu vier Prozent steigen. Allein die Strafzölle auf Öl und Gas könnten Benzin in den USA um bis zu 20 Cent pro Liter verteuern. Zudem ist der Verlust von tausenden Arbeitsplätzen möglich.
    Bundesbank-Präsident Nagel warnte vor den Zollplänen Trumps und bezeichnete sie als möglichen "Wendepunkt für die internationale Handelsordnung". Betroffene Länder könnten zu Vergeltungsmaßnahmen greifen. Zollerhöhungen machten den Konsum teurer und fachten die Inflation an, betonte Nagel.

    Inwiefern ist auch Deutschland betroffen?

    Die angekündigten US-Zölle dürften auch Unternehmen aus Deutschland hart treffen, vor allem die Autoindustrie. Fast alle Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als günstigen Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan. Und allein bei Audi gehen 98 Prozent der Autos in den Export, davon 40 Prozent in die USA.
    Auch die Zölle gegen Kanada könnten in Europa Probleme verursachen - zumindest für Volkswagen. Denn die Wolfsburger planen in Ontario nahe der US-Grenze eine Batteriezellfabrik, die die E-Auto-Werke des Konzerns in den USA beliefern soll. Trudeaus Regierung hatte das Milliardenprojekt mit hohen Subventionen unterstützt. 
    Konsequenzen haben auch die Zölle gegen China - wenn auch nur indirekt. Zwar betreiben fast alle Hersteller und Zulieferer große Werke in China. Doch produziert wird fast ausschließlich für den chinesischen Markt, nennenswerte Ausfuhren in die USA gibt es nicht. Nach Einschätzung von Branchenexperten könnten die Folge zunehmender Wettbewerb und Preiskämpfe auf dem deutschen Automarkt sein, wenn sich China weiter auf Europa als Absatzmarkt konzentrieren sollte.

    Wird auch die EU mit Strafzöllen belegt?

    Auch die Europäische Union selbst muss mit US-Zöllen rechnen. Dies hatte US-Präsident Trump wiederholt angekündigt. "Die EU hat uns so schlecht behandelt", sagte er zur Begründung. Die USA hätten ein "gewaltiges Defizit" im Handel mit der Europäischen Union. Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Unternehmen in die EU. Einen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben.
    Nach Berechnungen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung könnte Trumps künftige Zollpolitik alleine in Deutschland bis zu 300.000 Arbeitsplätze bedrohen – je nach tatsächlicher Höhe der Zölle.

    Wie könnte eine Einigung aussehen?

    Trump hat einen möglichen Kompromiss bereits angedeutet. Er rief die EU-Partner auf, "im großen Stil" Öl und Erdgas aus den USA zu importieren. Die EU könnte zudem anbieten, mehr US-Rüstungsgüter zu kaufen. Der Vorsitzende im Handelsausschuss des Europaparlament, Lange, schloss auch niedrigere Autozölle nicht aus. Der SPD-Politiker warnte, Trump könnte die europäischen Regeln für US-Digitalkonzerne oder seine Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben der Nato-Partner als Verhandlungspfand nutzen. Die EU dürfe sich nicht erpressen lassen und müsse "deutlich die Kante zeigen, wo nötig".
    Diese Nachricht wurde am 02.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.