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"Welches Schweinderl hätten Sie denn gern?"

In den 70er-Jahren gehörte Robert Lembke zu den bekanntesten und beliebtesten Quizmastern im Fernsehen. Das heitere Beruferaten in der Show "Was bin ich" stand in der Gunst der Zuschauer ganz weit oben. Doch Lembke war weit mehr als nur ein Quizmaster.

Von Peter Kolakowski |
    Es war der bekannteste, wenngleich auch nicht der wichtigste Job für Robert Lembke. Damals in den 1970er-Jahren, als das Fernsehen dem Zuschauer drei, allenfalls vier Kanäle darbot, sorgte die Sendung "Was bin ich?" im Ersten Programm für sagenhafte Einschaltquoten mit regelmäßig rund 10 Millionen Zuschauern. Zu Robert Lembkes Rateteam gehörten Publikumslieblinge wie Marianne Koch, Joachim Fuchsberger, Anneliese Fleyenschmidt und Annette von Arretin, Hans Sachs und der "Ratefuchs" Guido Baumann.

    "Nehmen Sie bitte Platz!"
    "Welches Schweinderl hätten Sie denn gern?"

    Neben dem Quizmaster auf dem Pult: Fünf bunte Sparschweine, aus denen der Studiogast, dessen Beruf zu erraten war, eines auswählen und samt Inhalt mit nach Hause nehmen konnte. Denn dieses "Schweinderl" wurde von Lembke nach jeder falschen Frage mit einem Fünf-Mark-Stück gefüttert. Marianne Koch:

    "Wir haben uns da furchtbar schwergetan, irgendwelche Berufe zu raten, während die Zuschauer, die ja vorher die Auflösung gelesen hatten, viel, viel schlauer waren. Es war ein ganz einfacher Trick: Der Zuschauer ist schlauer als diese angeblich intelligenten Leute."

    Die Studiogäste, die eigentlichen Hauptdarsteller, sorgten beim "heiteren Beruferaten" mit ihren oft exotischen Berufen und der "typischen Handbewegung" beim Publikum regelmäßig für Heiterkeit. Zum Schluss präsentierte jede Sendung einen zu erratenden Stargast.

    337 Mal führte Robert Lembke durch die Sendung "Was bin ich?", aber war weit mehr als der Moderator einer biederen Rateshow. Er arbeitete unter anderem als Radio- und Fernsehmoderator, Zeitungskorrespondent, Kommentator und Reporter, und er war einer der profiliertesten Sportjournalisten. Von1952 an berichtete er für die Hörfunksender der ARD und schließlich auch für das Fernsehen.

    "Hier sind alle Sender in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin, angeschlossen der Saarländische Rundfunk Saarbrücken. Sie hören eine Sendung von den 7. Olympischen Winterspielen in Cortina d´Ampezzo.""

    1961 initiierte Lembke die "Sportschau", die allerdings erst vier Jahre später auf den Samstag rücken konnte.

    "Bundesliga ganz frisch! Das war sehr schwierig, denn um diese Zeit lag eine Kirchensendung. Und jeder, der das Geschäft einigermaßen kennt, weiß, was das bedeutet, eine Kirchensendung Samstagnachmittag aus dem Programm zu heben."

    Überhaupt ließ er es sich nicht nehmen, ab und zu aus dem Nähkästchen zu plaudern.

    "Bei den regelmäßigen Sitzungen der Hörfunkdirektoren, der Programmdirektoren hat sich halt dann herausgestellt, dass von den höheren Hierarchien der Rundfunkanstalten die meisten einen Tischtennisball nicht von einem Medizinball unterscheiden konnten."

    Geboren wurde Robert Lembke am 17. September 1913 in München als Robert Emil Weichselbaum. Mit 18 wollte er Jurist werden, brach das Studium jedoch ab und sammelte erste journalistische Erfahrungen als freier Mitarbeiter bei der satirischen Zeitschrift "Simplicissimus" und dem Berliner Tageblatt. Weil er sich weigerte, während der Naziherrschaft eine "Loyalitätserklärung" abzugeben, wurde er mit einem Berufsverbot belegt. Nach dem Krieg arbeitete er als innenpolitischer Ressortchef bei der "Neuen Zeitung" in München und wechselte 1949 zum Bayerischen Rundfunk. Sein Motto:

    "Der Lebertran der Information sollte mit Schokolade überzogen werden, dann schluckt es sich leichter."

    Lembke stieg zum Chefredakteur, stellvertretenden Fernsehdirektor und zum Programmkoordinator der ARD auf und veröffentlichte nebenbei eigene Gedichte und Erzählungen:

    "Die Wirtschaftsmagazine der Fernsehanstalten sind vorzüglich gemacht, aber sie gehen von der völlig falschen Voraussetzung aus, dass der Mensch gut ist. Wenn also die Wirtschaftsmagazine nicht nur gut gemacht, sondern auch zuschauerfreundlich wären, würden sie praktische Beispiele geben, wie man mit möglichst wenig Arbeit möglichst viel Geld verdient. Und zwar so, dass der Staatsanwalt nichts tun kann als mit den Zähnen knirschen."

    1969 wurde er zum Geschäftsführer des Deutschen Olympiazentrums in München berufen und sorgte während der Olympiade 1972 und der Fußballweltmeisterschaft 1974 dafür, dass Journalisten aus aller Welt umfassend mit Informationen beliefert wurden. Für diesen Einsatz bekam er das Bundesverdienstkreuz. Robert Lembke starb in München am 14. Januar 1989 während einer Herzoperation.