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Welt-Aids-Impfstoff-Tag
Durchbruch in greifbarer Nähe?

Vor 20 Jahren rief der damalige US-Präsident Bill Clinton Forscher in aller Welt auf, ihre Suche nach einem Impfstoff gegen das HI-Virus zu verstärken. Es verhält sich völlig anders als Viren bei Masern oder Pocken, was die Impfstoffentwicklung erschwert. Die Forschung macht dennoch Forschritte.

Von Martin Ganslmeier |
    Das HI-Virus in einer Darstellung
    Das HI-Virus in einer Darstellung (imago stock&people)
    Dr. Anthony Fauci ist einer der bekanntesten Aids-Forscher weltweit. Schon in den 80er- Jahren war der New Yorker einer der ersten, der sich intensiv mit Aids befasste. Als Direktor des Nationalen Instituts für Allergie- und Infektionskrankheiten an der US-Gesundheitsbehörde "National Institute of Health" beriet Fauci vor 20 Jahren den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Im ARD-Interview erinnert sich Fauci, dass bereits seit 1986 nach einem Impfstoff geforscht wurde - ohne Erfolg. Weshalb ihn Bill Clinton in das Weiße Haus bestellte:
    "Der Präsident fragte mich damals: Was ist nötig, um die Impfstoff-Forschung voranzubringen? Ich sagte: Wir brauchen ein Impfstoff-Forschungszentrum, ein Gebäude, in dem Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen auf engem Raum zusammenarbeiten."
    Bill Clinton bewilligte die nötigen Mittel. Am 18. Mai 1997, heute vor genau 20 Jahren, fiel der Startschuss für das neue Forschungszentrum auf dem Gelände der US-Gesundheitsbehörde in Bethesda bei Washington. Der US-Präsident war damals voller Zuversicht:
    "Heute verpflichten wir uns dazu, einen Impfstoff gegen Aids innerhalb der nächsten zehn Jahre zu entwickeln. Wenn das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Biologie ist, dann sollte ein Aids-Impfstoff sein erster großer Triumph werden."
    Wirksamkeit liegt bisher bei rund 30 Prozent
    Dass die Suche nach einem Aids-Impfstoff wesentlich länger als zehn Jahre dauern sollte, war für Anthony Fauci schon damals klar. Denn das HI-Virus verhält sich völlig anders als die Viren bei Masern, Pocken oder Kinderlähmung. Während normalerweise die Impfung mit einer kleinen Menge an Viren ausreicht, um für viele Jahre die schützenden Anti-Körper zu entwickeln, ist das HI-Virus viel schwieriger zu bekämpfen:
    "Wenn das HI-Virus in den Körper gelangt, dann vermehrt es sich in den Genen, in der DNA der Zellkerne. Das macht es sehr schwer, das Virus wieder loszuwerden, wenn es erst einmal drinnen ist."
    Eine Impfung mit einer kleinen Menge von HI-Viren ist deshalb nicht möglich, betont Dr. Fauci im ARD-Interview. Stattdessen nehmen die Testpersonen nur einen Teil des Virus ein, der sich nicht vermehren und somit nicht im Körper ausbreiten kann. Nach einem großangelegten Test in Thailand gab es vor acht Jahren einen ersten Durchbruch. Doch der in Thailand entwickelte Impfstoff hatte nur eine Wirksamkeit von 30 Prozent. Ein verbesserter Impfstoff wird seit Ende des vergangenen Jahres in Südafrika getestet. Testpersonen sind 5.400 nicht-infizierte Männer und Frauen aus Risikogruppen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Mit Ergebnissen rechnet Anthony Fauci in drei Jahren:
    "Wenn wir einen Impfstoff bekommen, der besser ist als der nach unserem Thailand-Versuch, dann wird er trotzdem nicht zu 95 Prozent wirksam sein. Bestenfalls können wir auf eine Wirksamkeit von 50 bis 60 Prozent hoffen."
    Doch auch dies wäre ein wichtiger Fortschritt. Ein solcher Impfstoff - kombiniert mit präventivem Schutz wie Kondomen oder Beschneidung sowie vorbeugenden Medikamenten - wäre aus Sicht von Fauci ein guter Schutz. Ist der Impfstoff in fünf oder zehn Jahren weltweit einsatzbereit? Fauci will keine Jahreszahl nennen, sieht den Durchbruch jedoch in greifbarer Nähe. In Ländern, in denen Aids noch immer eine Pandemie ist, könnten dann alle Kinder vor der Pubertät gegen Aids geimpft werden. In den USA und Westeuropa hält Fauci dies zumindest bei Risikogruppen für sinnvoll.