Für die Sorgen der Athleten hat der Präsident des Welt-Skiverbands Verständnis. "Ich verstehe die Athleten, dass sie beunruhigt sind. Ich kann nur sagen, was die Ski-Sportarten betrifft: Zwei Stunden nachdem das Internationale Olympische Komitee uns die Möglichkeit gegeben hatte, überhaupt zu intervenieren, haben wir bereits sechs Russen gesperrt, und zwar alle sechs, die auf dieser berühmten McLaren-Liste waren. Schneller kann man an und für sich nicht reagieren." Das sei ein erster Schritt gewesen, so Kasper. Jetzt müsse man abwarten, was die weiteren Untersuchungen ergeben.
Kasper sprach sich allerdings gegen einen Komplettausschluss des russischen Teams aus. "Die Unschuldigen sollten wir nicht ausschließen. Ich glaube, es ist eine normale Angelegenheit, dass man die Schuldigen bestraft, aber nicht einfach jeden Unschuldigen, nur weil er einen russischen Pass hat, da automatisch auch mitbestrafen. Das ist juristisch und menschlich gesehen absolut unmöglich."
Kein Verdacht gegen Führenden der Tour de Ski
Der Präsident des Welt-Skiverbands glaubt nicht, dass der aktuelle Führende der Tour de Ski, der Russe Sergei Ustjugow, gedopt ist. "Soweit wir wissen ist er unschuldig, jedenfalls war er nicht auf dieser berühmten McLaren-Liste" Deshalb sei er auch nicht provisorisch suspendiert worden.
Als Reaktion auf die Staatsdopingvorwürfe hatte Russland das im März 2017 geplante Weltcup-Finale der Langläufer zurückgegeben. Das bedeute jedoch nicht, dass Russland in den nächsten Jahren keine Großveranstaltungen mehr ausrichten dürfe, sagte Kasper. "Jetzt schon auf Jahre hinaus die Russen bestrafen zu wollen, das wäre dann mehr Rache, als effektiv eine Bestrafung oder Aufräumung der bestehenden Situation." Ein kollektiver Ausschluss russischer Sportler von den Olympischen Spielen 2018 ist zum jetzigen Zeitpunkt für den Präsidenten des Welt-Skiverbands ebenfalls keine Option. "Wir müssen die Sache sich nun entwickeln lassen und dann entsprechend entscheiden."
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