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Weltartenschutz-Konferenz
Kampf dem Arten-Ausverkauf

Die Weltartenschutz-Konferenz soll bedrohte Spezies vor Wilderei und illegalem Tier- und Pflanzenhandel schützen. Vertreter des Umweltbundesamtes machen sich in Johannesburg für den Schutz von Reptilien stark. Doch es ist ein Kampf gegen die Zeit.

Andrea Rehmsmeier |
    Die in Vietnam heimische Krokodilschwanzechse kann mehrere hundert Euro einbringen - viel Geld für die armen Vietnamesen
    Die in Vietnam heimische Krokodilschwanzechse kann mehrere hundert Euro einbringen - viel Geld für die armen Vietnamesen (imago )
    "Das ist eines meiner Lieblingsbecken. Wir haben hier auf etwa zwei Quadratmetern einen Wasserfall, Steine, Pflanzen. Aber man sieht das Tier nicht auf den ersten Blick."
    Blattwerk, knorrige Wurzeln, ein glitzerndes Bächlein - doch wo ist der Bewohner? Mit Kennerblick sucht der Biologe Thomas Ziegler das Terrarium ab - und dann entdeckt er sie, direkt vor seinen Augen und doch fast unsichtbar: Shinisaurus crocodilurus, die Krokodilschwanzechse. Graugrün wie ein moosbewachsener Felsen, der Schwanz lang und voller Höcker, der Körper unbeweglich - die Augen aber funkelnd und wachsam.
    Im Reptilenhaus des Kölner Zoos zählt die Krokodilschwanzechse zu den prominenten Bewohnern: Dieser Tage verhandeln die 182 Unterzeichnerstaaten des Washingtoner Artenschutzabkommens - international: "CITES" - in Johannesburg über ihr Schicksal. Zieglers Team selbst war es, das die Spezies vor einigen Jahren in Vietnam entdeckt hat - bis dahin war sie nur aus China bekannt. Seitdem geht es bei Expeditionen um die Größe der Population - und darum, wie es allgemein um das Überleben der Art bestellt ist:
    "Das sind auch die Bedingungen, unter denen wir in Vietnam arbeiten müssen. Wenn wir da die Bergbäche hochklettern müssen, um Shinisaurus nachts zu finden. Das ist nicht ganz ungefährlich, und man muss wirklich sehr aufwendig mit der Kopflampe irgendwo hinleuchten, um da mal Tiere finden zu können."
    Die Waldabholzung in Vietnam fordert ihren Tribut: Maximal 150 Exemplare leben dort heute noch, hat die Zählung ergeben. Darum haben die Kölner vor Ort ein Nachzuchtzentrum aufgebaut und eine Aufklärungskampagne organisiert. Die soll die Einheimischen überzeugen, dass das gut getarnte Reptil zu einzigartig ist, um es zu verspeisen, für traditionelle Medizin totzuschlagen oder an Tierhändler aus dem reichen Ausland zu verhökern. Auf dem internationalen Heimtiermarkt ist die Krokodilschwanzeche begehrt - auch in der Europäischen Union.
    Standortangaben in wissenschaftlichen Veröffentlichungen rufen Tierfänger auf den Plan
    Mit legalen Handelspapieren kostet sie in Zoohandlungen und auf Tierbörsen bis zu 500 Euro, auf dem Schwarzmarkt ist sie als Schmuggelware erhältlich. In dem Gutachten für die Weltartenschutzkonferenz hat sich Zieglers deutsch-vietnamesisches Team nun für ein generelles Handelsverbot ausgesprochen. Doch es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Denn die wissenschaftliche Veröffentlichung selbst kann eine neu entdeckte Art in Gefahr bringen: Sie ruft Tierfänger auf der Suche nach hochpreisigen Sensationen auf den Plan:
    "Mittlerweile wird dort richtig kommerzieller Handel getrieben, Leute vor Ort hingeschickt, die versuchen, die Tiere abzusammeln. Deswegen versuchen wir hier, schnell zu publizieren, diese Daten schnell zur Verfügung zu stellen, damit auch vietnamesischerseits reagiert werden kann - existierende Schutzgebiete vergrößert werden, Schutzstatute verbessert werden."
    Seltene Schlangen, Frösche und Warane sind gerade bei den Deutschen als extravagante Haustiere beliebt. Die Artenforscher stellt das vor ein Dilemma: Die Geografie der Fundstelle mit wissenschaftlicher Genauigkeit angeben, oder der Öffentlichkeit gezielt Informationen vorenthalten?
    Für den Quittenwaran gibt es noch kein Handelsverbot - ein entsprechender Antrag Thomas Zieglers wurde abgelehnt
    Für den Quittenwaran gibt es noch kein Handelsverbot - ein entsprechender Antrag Thomas Zieglers wurde abgelehnt (K)
    Der Psychedelische Felsengecko etwa - ein weiteres Reptil, bei dem sich Ziegler auf der Weltartenschutzkonferenz für ein Handelsverbot einsetzt - lebt auf einer acht Quadratkilometer großen vietnamesischen Insel. Gerade im Jahr 2010 wurde das farbenfrohe Reptil entdeckt. Kurz darauf tauchte es im internationalen Handel auf - zu horrenden Preisen von bis zu 3000 Euro pro Paar. Heute ist der Gecko in der Wildnis vom Aussterben bedroht. Die Krokodilschwanzechse dagegen hat ein Verbreitungsgebiet ohne natürliche Begrenzung. Standortangaben kann Ziegler also bewusst vage halten:
    "Wir machen Karten mit sehr großen Punkten, die relativ diffus sind. Und GPS-Koordinaten hat man früher angegeben, das macht man heute nicht mehr. Die Forscherkollegen wissen, dass wir die haben. Aber das muss man jetzt nicht unbedingt als Straßenbeschreibung sozusagen dazutun."
    Im Kölner Zoo stammen dutzende Tiere aus konfiszierter Schmuggelware
    Ein Gang durch das Reptilienhaus offenbart das ganze Drama des ausgeuferten Schwarzmarktes für aussterbende Arten. Dutzende Tiere sind aus dem illegalen Handel zum Kölner Zoo gekommen - vom Flughafenzoll aus Koffern befreit oder aus dem Bestand dubioser Zwischenhändler beschlagnahmt.
    So etwa ein Quittenwaran - eine Art, die der Kölner Biologe vor Jahren selbst entdeckt und beschrieben hat: Zieglers Antrag auf ein Handelsverbot aber wurde damals abgelehnt. Der Blaugefleckte Baumwaran: So wertvoll, dass die Nachzucht im Kölner Zoo einmal von Einbrechern gestohlen wurde. In freier Wildbahn könnte die Art laut jüngsten Veröffentlichungen inzwischen ausgerottet sein. Für den Blaugefleckten Baumwaran kommt ein Handelsverbot durch das Washingtoner Artenschutzabkommen zu spät:
    "CITES kommt eigentlich gar nicht mit. Diese paar Anträge, die jetzt in Johannesburg praktisch durchgegangen werden - da hätte man sicherlich noch viel mehr verfassen können. Aber man muss dem erst hinterherkommen."