Den Einwohnern des modernen Teils von Palmyra ergeht es, wie so vielen Menschen überall im Bürgerkriegsland Syrien: Sie wollen nach Hause zurückkehren - doch dort liegt alles in Trümmern. Umm Ibrahim ist gekommen, um zu gucken, was noch steht:
"Wir freuen uns, dass alles zurückerobert wurde und dass wir in unsere Heimat zurückkehren können. Aber wir haben uns niemals vorgestellt, dass es so werden würde. Die Häuser sind beschädigt, die Straßen auch, einige Möbel sind weg. Es ist völlig unmöglich, hier zu leben. Wir würden gerne zurückkommen, aber es gibt kein Wasser, keinen Strom. Außerdem ist es nicht sicher, und die sanitären Verhältnisse sind schlecht."
Nachdem die syrische Armee mit russischer Hilfe Palmyra am Ostersonntag wieder eingenommen hatte, richtete die Regierung kurz darauf einen Pendeldienst ein. Aus dem nahe gelegenen Homs wurden Menschen in ihre Heimatstadt gefahren. Doch die meisten kamen nur, um einige Dinge ihres Hausrats mitzunehmen - bleiben konnten nur wenige. Die Regierung gibt an, dass 45 Prozent der Stadt zerstört sind. Der Pole Robert Zukowski ist zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder hier:
"Die Stadt ist leer. Früher lebten hier 50.000 Menschen, aber jetzt niemand mehr - die Stadt ist leer."
"Wir sind zuversichtlich - bei diesem Museum, das wir lieben"
Zukowski gehört zu den ersten Archäologen, die nach der Rückeroberung nach Palmyra kamen. Er will mithelfen, die Welterbestätte zu retten. Auch in Palmyras Museum hatten die Horden des IS gewütet. Kurator Khalil Hariri:
"Wir sind während des vergangenen Monats durch unseren Bestand gegangen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie stark die Kunstgegenstände gelitten haben. Auch das Museum selbst ist stark beschädigt, wie Sie an den Löchern in den Wänden und in der Decke sehen können. Wir haben versucht, das zu reparieren, um die Gegenstände drinnen zu schützen."
Ein Team der Unesco stellte nach einem Besuch in Palmyra kürzlich fest: Der ursprüngliche Charakter der antiken Stadt hat die Zerstörungswut der IS-Kämpfer überstanden. Aber es gibt erhebliche Schäden. Der Triumphbogen und der Baal-Schamin-Tempel wurden gesprengt, viele Sarkophage und Statuen entstellt, zertrümmert oder geköpft. Einen Gesamtüberblick bekamen die Unesco-Experten nicht, weil Sprengfallen und Minen noch nicht geräumt waren, als sie Palmyra besichtigten - das ist mittlerweile geschehen. Mit dem Restaurieren der Kunstgegenstände kann dennoch noch nicht begonnen werden, sagt Museumskurator Hariri:
"Unsere Herausforderung ist, dass wir das Material für eine Restaurierung nicht haben. Das kriegen wir vielleicht in Damaskus oder Homs. Aber wir sind zuversichtlich - bei diesem Museum, das wir lieben, lassen wir uns nicht unterkriegen."
Auch der polnische Archäologe Zukowski tut, was er kann, um die Schätze aus dem Altertum zu erhalten. Allerdings ahnt er bereits, wie lange diese Arbeit dauern wird.
"Das sind einige tausend Objekte - wenn Sie die alle restaurieren wollen, dauert das zehn Jahre, vielleicht auch 20. Die wichtigsten aber, die haben wir hoffentlich in zwei Jahren geschafft."