Die Wirtschaft schaut mit gemischten Gefühlen auf ökologische Warnschilder wie den "Welterschöpfungstag". Wenig anfangen kann sie damit, wenn daraus die Botschaft erwachsen sollte, Wachstum und Produktion müssten eingeschränkt werden, weil etwa die Ressourcen der Welt nicht mehr reichten.
Das ist ja eine Botschaft, die die internationale Forschungsorganisation Global Footprint Network und ihr Präsident Matthias Wackernagel mit ihrer alljährlichen Botschaft loswerden wollen:
"Wie wollen wir leben? Wollen wir in einem Haus leben, das energieeffizient ist und wenig Autoverkehr braucht und wir uns damit ein bisschen von der Ressourcenknappheit absichern können? Oder ist uns das wurscht?"
Die These von den abnehmenden Ressourcen halte sich etwa beim Öl schon lange, erwidert Esther Chrischilles, Energieökonomin beim arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft. Ölknappheit gebe es aber nicht:
"Über die Zeit hat sich doch gezeigt, dass die Verfügbarkeit von Ressourcen durch technischen Fortschritt beispielsweise auch immer wieder verlängert werden konnte."
Klimaveränderung durch CO2 wird auch von der Wirtschaft kaum bestritten
Größer ist die Einigkeit zwischen Ökologen und Ökonomen beim Thema Umweltbelastung. Das gilt jedenfalls für die Diagnose. Die Klimaveränderung durch Kohlendioxid wird auch von der Wirtschaft kaum mehr bestritten. Die deutsche Energiewende, weg von der Atomkraft hin zu Wind- und Solarenergie, wird von Wackernagel und dem Global Footprint Network zwar anerkannt, aber als nicht ausreichend angesehen:
"Dank der Energiewende hat der Fußabdruck pro Kopf in Deutschland abgenommen in den letzten paar Jahren. Und trotzdem: Beim heutigen Verbrauch, wenn alle so wie die Deutschen lebten, weltweit, bräuchte es 3,1 Erden."
Sparen bleibt deshalb in der ökologischen Forschung ein Appell. Stefan Liehr, der am Frankfurter Institut für sozial-ökologische Studien zu wasserwirtschaftlichen Themen forscht, weißt auf hohe Unterschiede im täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von Trinkwasser selbst in Industriestaaten hin. In Deutschland seien es 120 Liter, in New York 450 Liter:
"Sehr, sehr hohes Einsparpotenzial" bei Trinkwasserverbrauch
"Also hier gibt es zum Teil sehr, sehr hohe Einsparpotenziale. Zum anderen haben wir natürlich eine sehr begrenzte Ressourcensituation auch in bestimmten Ländern, wo es dann darum geht: Wie kann Wasser, das verbraucht wurde, auch wiedergenutzt werden, indem das Abwasser nicht als Abwasser wieder in die Umwelt entlassen wird – sondern indem man es aufbereitet und wieder nutzt, wenn insgesamt die Ressourcensituation von einer Knappheit geprägt ist."
Die Energieökonomin Chrischilles setzt nach der Diagnose einen anderen Schwerpunkt. Sie will neue Technologien zumindest nicht vorschnell abgebügelt wissen:
"Ich glaube nicht, dass wir der klimapolitischen Herausforderung begegnen können, indem man Denkverbote ausspricht, sondern dass es irgendwie eine offenen Suchprozess geben muss, der auch Lösungen zulässt, die bisher vielleicht noch gar nicht so auf dem Tisch liegen. Ein Beispiel ist die Verpressung von CO2 unter die Erde."
Und wichtige deutsche Industriebranchen sehen sich geradezu als Retter angesichts ökologischer Herausforderungen: "Intelligente Messsysteme sind geeignet, mehr Transparenz für den Verbraucher zu schaffen und damit auch mehr Energieeffizienz", sagt Klaus Mittelbach, der die Geschäfte des Zentralverbandes der Elektronikindustrie führt.