5. August 1951, Ost-Berlin, Walter-Ulbricht Stadion. Die III. Weltfestspiele der Jugend und Studenten werden eröffnet. 26.000 junge, meist kommunistisch gesinnte Menschen aus 104 Ländern sind angereist. Etwa zwei Millionen Teilnehmer aus der ganzen DDR kommen für die nächsten beiden Wochen nach Berlin, vor allem Mitglieder des Jugendverbandes Freie Deutsche Jugend, kurz FDJ, außerdem 35.000 FDJ-Mitglieder aus Westdeutschland. Dort war die FDJ kurz zuvor als verfassungsfeindlich verboten worden.
Die Weltfestspiele wurden vom Weltbund der Demokratischen Jugend initiiert, ein sowjetisch dominierter Jugendverband, der 1945 in London gegründet worden war. Eiligst wurde die Ost-Berliner Innenstadt von Kriegstrümmern geräumt, Massenquartiere in Schulen geschaffen, Theater renoviert und Straßen ausgebessert. Sechs Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges sollte der internationalen Öffentlichkeit die friedliebende Jugend der DDR präsentiert und diese zugleich für den Aufbau des Sozialismus gewonnen werden.
"Es lebe die Freundschaft der Jugend aller Nationen, es lebe der Frieden, der der Jugend aller Völker eine glückliche Zukunft sichert." - Wilhelm Pieck, Präsident der zwei Jahre zuvor gegründeten DDR. -"Es lebe der große Führer im Weltkampf für die friedliche Zukunft der Völker, Josef Wissarionowitsch Stalin."
Von der deutschen Teilung und dem Kalten Krieg überschattet
14 Tage lang standen Sportwettkämpfe, Kultur- und Musikveranstaltungen, Gespräche, Diskussionen und Kundgebungen auf dem Programm. Offiziell standen die Weltfestspiele im Zeichen des Friedens, de facto aber waren sie von der deutschen Teilung und vom Kalten Krieg überschattet.
DDR-Geschichte - Die Gründung der FDJ vor 75 Jahren
Am 7. März 1946 wurde die Freie Deutsche Jugend (FDJ) gegründet. Der Jugendverband sollte später in der DDR zum Vorzeigeprojekt werden, zeitweise waren rund 80 Prozent aller 14- bis 25-Jährigen darin organisiert.
Am 7. März 1946 wurde die Freie Deutsche Jugend (FDJ) gegründet. Der Jugendverband sollte später in der DDR zum Vorzeigeprojekt werden, zeitweise waren rund 80 Prozent aller 14- bis 25-Jährigen darin organisiert.
Der SED war es ein Dorn im Auge, dass Tausende junge Leute die Gelegenheit nutzten, die Westsektoren Berlins aufzusuchen. Im Ostsektor war die Verpflegung knapp, im Westen bekamen sie Essen, Kino- und Theaterkarten geschenkt. CDU- und SPD-Politiker sowie der amerikanische Hohe Kommissar in Deutschland, John Jay McCloy, stellten sich den Fragen junger Leute. Der West-Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter: "Ich bin ganz sicher, das, was sie hier gesehen und gelernt haben, wird einen tiefen Eindruck auf sie machen."
Honecker schickt Agitationszüge nach West-Berlin
Nun wollte es der FDJ-Vorsitzende Erich Honecker den ideologischen Feinden im Westen zeigen. Am 15. August 1951 ließ er mehrere Agitationszüge von fünf- bis zehntausend Jugendlichen nach West-Berlin marschieren. Dass es dort zu Zusammenstößen mit der Polizei kommen könnte, kalkulierte Honecker für spätere propagandistische Zwecke ein.
"Die haben uns geschlagen mit Gummiknüppeln und mit Steinen geworfen. Und haben uns auf einen Haufen geschmissen, ja, und ich lag oben drauf. Da haben sie mich so geschlagen, auf den Kopf und hinten alles ... Ihr Viechter, macht Euch raus, haben sie gesagt."
Fast 1.000 junge Leute wurden bei den Zusammenstößen verletzt, stellte später ein Untersuchungsausschuss fest, mehrere waren verhaftet worden. Das Verhalten der West-Berliner Polizei wurde als "gefährliche, jugendfeindliche Bestrebungen der Militaristen in Westberlin" eingestuft.
Ideologischer Anspruch erfüllt
Am 19. August 1951 endeten die Weltfestspiele mit einer großen Abschlusskundgebung in Ost-Berlin.
"Wir schwören. Wir schwören …"
"Wir schwören. Wir schwören …"
"Eine Million junger Menschen, Abgesandte der Jugend der Welt, sie haben feierlich geschworen, alle Kräfte im Kampf einzusetzen, um einen neuen Krieg zu verhindern, gegen das Wettrüsten anzukämpfen und für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Jugend einzutreten."
Der ideologische Anspruch war erfüllt, der junge Arbeiter- und Bauernstaat DDR hatte der Welt prestigewirksam seine Existenz demonstrieren können. Es sollte 22 Jahre dauern, bis Ost-Berlin 1973 erneut Schauplatz Internationaler Weltfestspiele wurde. Ausflüge nach West-Berlin verhinderte da die Mauer.