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Weltfrauenforum der OECD
Frauenquote und Erfolgsgeschichten

Die Einführung von Quoten für Frauen in Führungspositionen ist ein zweischneidiges Schwert. Zum einen werden Frauen, die ein Spitzenamt in der Wirtschaft aus eigener Kraft erreicht haben, diskreditiert. Sie könnten künftig milde als Quotenfrau belächelt werden. Andererseits scheint es ohne Vorgaben nicht zu klappen.

Von Suzanne Krause |
    "Die Vielfalt fördern im Sinne einer umfassenden Wachstumspolitik" - lautet die Losung der OECD für ihr Weltforum. Zum Auftakt grüßt Bundeskanzlerin Angela Merkel vom Video-Bildschirm:
    "Angesichts der vielen hochkarätigen Kongressteilnehmerinnen drängt sich der Eindruck aus, Frauen in Führungspositionen seien eher die Regel als die Ausnahme. Andererseits deutet die Tatsache dass die OECD diesen Kongress überhaupt ins Leben gerufen hat, auf einen enormen Verbesserungsbedarf hin."
    Auch in Deutschland, gibt Regierungschefin Merkel zu, sind 55 Prozent der Teilnehmer am öffentlichen Leben Frauen - jedoch nur jeder dritte Minister eine Ministerin. In vielen Teile der Welt sieht es noch viel schlechter aus. Die geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen ist ein Hemmschuh für das Wachstum, heißt es einstimmig beim OECD-Weltforum. Irene Netividad sagt es deutlicher: Der Beitrag von Frauen zum öffentlichen Leben, ihre Rolle als Drehachse der Wirtschaft, wird noch viel zu gering geschätzt. Netividad leitet das Netzwerk Global Summit of Women, in dem sich Unternehmerinnen und Geschäftsfrauen weltweit zusammengeschlossen haben. Sie sagt: Frauen leisten Beachtliches.
    "In meiner Heimat, den Vereinigten Staaten, wurden 40 Prozent der Privatunternehmen von Frauen gegründet, werden von Frauen geführt. Sie erzielen pro Jahr Gewinne im Wert von 1,3 Billionen Dollar. Sie beschäftigen acht Millionen Menschen. Diese Zahlen sind erst bekannt, seit eine Frauen-Wirtschaftsorganisation sich des Themas annahm."
    Frauen mit ihrem Potenzial im öffentlichen Leben sichtbarer zu machen: Das ist Gender-Politik. Und dies fördert auch das Wirtschaftswachstum. Die Frauenquote, in den skandinavischen Ländern geboren, erscheint dabei in vielen Bereichen als unumgängliches Instrument. Doch es braucht auch andere Werkzeuge, sagt Mario Marcel, Autor des OECD-Berichts zu Frauen in Führungspositionen im öffentlichen Leben:
    "In Kanada beispielsweise überprüft das Kabinett nun jedes Gesetzesprojekt auf seine geschlechtsspezifischen Auswirkungen."
    Einen ähnlichen Kurs fährt heute auch Mario Marcels Heimatland Chile. Allerdings: Gesetze und politische Maßnahmen zur Gleichstellung der Frauen machen nur Sinn, wenn sie in eine globale Politik eingebettet sind, lautet das Credo beim OECD-Weltforum. So verkündete der Minister für den Öffentlichen Dienst in Marokko, dass sein Land gerade eine Beobachtungsstelle eingerichtet habe, die nun die Umsetzung der Gleichstellungspolitik konsequent überwache. Mario Marcel fasst es in eine einfache Formel:
    "Wenn wir Gleichstellungspolitik anstreben, müssen wir auch politisch entsprechend agieren."
    Doch auch das Forum zeigt: bis zur wirklichen Gleichstellung von Frauen im öffentlichen Leben bleibt noch vieles zu verbessern.