"Whats Up EA Play! How are you Los Angeles? Come on! What’s up my fellow Jedi?! I am Greg Miller!!" Es wird geherzt, es wir gejubelt, es wir angefeuert, es wird hochgejazzt, böse Zungen würden sagen, das Ganze hat etwas von einer Heizdecken-Verkaufsveranstaltung auf einer Kaffeefahrt.
Die Rede ist von der EA Play. Die EA Play ist ein sogeanntes "Pre Event", also eine Veranstaltung vor der E3. Und EA, das ist einer der größten Computerspielehersteller der Welt.
Die nächste Revolution im Computerspiel
Nun als sitzt also der aufgekratzte Moderator mit zwei Gamedesignern auf der Couch und spricht mit ihnen über ein neues Star Wars Spiel. Wobei: Natürlich nicht über irgendein neues Star Wars Spiel. Über DAS Star Wars Spiel schlechthin und DIE nächste Revolution im Medium Computerspiel. Mindestens. "How does it feel to deliver? You guys liked it, right? I was looking at the Twitch-Chat, there are a lot of people that liked it…!"
Gerüchte und Leaks
Zu solchen Pre-Events gesellen sich die üblichen Gerüchte und Leaks, so dass bisweilen schon die Frage aufgeworfen wurde, ob es die E3 überhaupt noch braucht. Ja, braucht es. Denn in kaum einem anderen Medium gibt es eine so ausgeprägte Ankündigungs- und den-Mund-wässig-mach-Kultur.
Erste Trailer von Spielen gibt es oft schon Jahre vor dem eigentlichen Release eines Spiels zu sehen, zu einzelnen Titeln veröffentlichen Seiten und Zeitschriften oft dutzende Previews. Zur E3 nehmen dann Millionen Fans auf dem globalen Internet-Sofa Platz und schauen die Pressekonferenzen im Live-Stream oder später auf Youtube. Wobei es sich nicht wirklich um "Pressekonferenzen" handelt sondern um "Presseevents".
Stimmung wie auf einem K-Pop-Konzert
Auf diesen Presseevents geht es oft so frenetisch zu so wie auf dem Rock-Konzert einer K-Pop-Band. Und manchmal, da tritt sogar ein echter Star auf die Bühne: "Please Welcome… Kenau Reeves…!" Wenn es so etwas wie ein echtes Highlight der E3 gab, dann war es sicherlich der Auftritt von Keanu Reeves. Der Matrix-Star kam bei dem Xbox Event auf die Bühne, auf dem auch Neuigkeiten zum langerwarteten Cyberpunk-Blockbuster-Spiel "Cyperpunk 2077" verkündet wurden, in dem Reeves auch mitspielen soll.
Zum Liebling des Internets wurde aber die japanische Gamedesignerin Ikumi Nakamura, die das Horrorspiel Ghostwire Tokyo vorstellte. Der Grund: Sie versteckt ihre Aufregung nicht – und wirkte so nicht wie ein PR-Roboter, sondern wie ein echter Mensch:"Wow, wow, wow… so many people! Thank you…"
Abos, Abos, Abos…
Aber wie immer auf der E3 dreht sich am Ende dann doch vieles um neue Spiele und um neue Technik. Microsoft stellte eine neue Xbox vor, Google konkretisierte sein Spiele-Streaming-Angebot "Stadia". Spiele-Streaming, das zeigt auch diese E3, wird vermutlich die Zukunft sein, so wie heute auch schon Musik oder Filme gestreamt werden.
Gut möglich, dass das die Spielekultur mächtig umkrempeln wird und Computerspiele dadurch ein ganz neues Publikum finden werden. Komplementär geht der Trend zu Abo-Diensten, à la Netflix, nur eben für Spiele. Für einen gewissen Monats-Betrag erhält man dann Zugriff auf alle Titel eines Herstellers.
Auf der E3 wurden allerdings gleich so viele von diesen Abo-Dienste vorgestellt, dass man sich schon fragen kann, wer diese ganzen Abos eigentlich abschließen soll. "Introducing Stadia Pro. It delivers the best of Stadia! For just 9,99 per month…"
Ärgerliches und Wunderschönes
Ja, aber was war denn nun mit den Spielen? Da gab es viel Belangloses, Ankündigungen etwa, dass dieses oder jenes Spiel bald auch auf dieser oder jener Plattform erscheinen soll.
Es gab auch Ärgerliches, etwa die Ankündigung eines neuen Commander Keen-Spiels. Commander Keen ist ein Jump and Run-Klassiker auf dem PC, nun soll die Reihe als schnödes kostenlos-Spiel auf dem Smartphone wieder auferstehen.
Und dann gab es sie doch zu sehen: Die Spiele, auf die man sich freuen kann. Spiele, deretwegen man schon mal Urlaub einplanen sollte. Spiele, deretwegen man sich um halb drei in der Früh den Wecker stellt, um im E3-Livestream erste Impressionen in sich einsaugen zu können. Zu diesen Spielen gehört das bereits erwähnte "Cyberpunk 2077", das das Zeug hat, das Spiel des Jahres 2020 zu werden.
Dazu gehören aber auch das interessante Rollenspiel "Outer Worlds", die brachiale Ego-Shooter-Schlachtplatte "Doom Eternal" und der meditative, wunderschöne, neue Flugsimulator von Microsoft. Und so spürt man sie dann doch wieder in sich hochsteigen: Die Vorfreude.