Vor Bundestagswahl
Weltkirchenrats-Vorsitzender Bedford-Strohm und Zentralrat der Juden mahnen zur Kompromissfähigkeit

Vor der Bundestagswahl am Sonntag hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Schuster, mehr Kompromissfähigkeit angemahnt. Man sehe in Österreich, was passiere, wenn demokratische Parteien nicht mehr miteinander koalieren könnten, sagte Schuster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Vorsitzende des Weltkirchenrates, Bedford-Strohm, verteidigte politische Stellungnahmen der Kirchen gegen Kritik.

    Heinrich Bedford-Strohm lacht.
    Der Theologe Heinrich Bedford-Strohm (Archivbild) (picture alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    Schuster zeigt sich für die Zeit nach der Bundestagswahl und den dann folgenden Koalitionsgesprächen optimistisch: "Ich habe die Hoffnung und den Glauben, dass die Demokraten hierzulande einen gemeinsamen Weg finden." Der Zentralratspräsident schreibt der kommenden Legislaturperiode des Bundestags "eine Schlüsselrolle für unsere Demokratie" zu.
    Alle demokratischen Parteien müssten sich ihrer Verantwortung bewusst werden, sagte Schuster. Es gelte, die großen und bekannten Probleme zu lösen: "Das sind die Migration, die schwächelnde Wirtschaft und auch die Herausforderungen im Sozialbereich." Wenn die Demokraten nicht vorankämen, habe er die große Sorge, dass das der AfD einen weiteren Auftrieb geben werde, mahnte der Zentralratspräsident.

    Bedford-Strohm: Kirchen können sich nicht aus gesellschaftlichen Debatten heraushalten

    Der Vorsitzende des Weltkirchenrates, Bedford-Strohm, forderte, es müsse miteinander geredet werden. Mit Blick auf die politische Debatte in Deutschland verteidigte er Stellungnahmen der Kirchen. Es sei ”glasklar”, dass sich die Kirche nicht aus aktuellen gesellschaftlichen Debatten wie jene um Asyl und Migration heraushalten könne, sagte Bedford-Strohm im Deutschlandfunk. "Wir würden uns selbst doch verraten."
    Der Theologe verwies auf Grundorientierungen, die aus dem christlichen Glauben und der Bibel abgeleitet seien. Wenn die Kirchen sich und ihre Botschaft ernst nehmen wollten, gebe es zur Einmischung zugunsten Schwacher keine Alternative. Die Stellungnahmen dürften aber nie parteipolitisch sein. "Der Diskurs muss ergebnisoffen sein. Aber wenn es um die Grundorientierung geht, da müssen die Kirchen sich einbringen", unterstrich der frühere Landesbischof von Bayern und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
    Unionspolitiker wie der bayerische Ministerpräsident Söder (CSU) hatten in den vergangenen Tagen mehrfach teils scharf kritisiert, dass sich die Kirchen in einem gemeinsamen Statement gegen den asylpolitischen Kurs des Unions-Kanzlerkandidaten Merz gestellt hatten. Der CDU-Chef hatte Ende Januar im Bundestag mit den Stimmen der AfD einen Antrag durchgesetzt. Dieser fordert unter anderem dauerhafte Grenzkontrollen, die Zurückweisungen von Geflüchteten an der Grenze sowie eine unbefristete Inhaftnahme von vollziehbar ausreisepflichtigen Ausländern.

    Weitere Informationen:

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    Diese Nachricht wurde am 17.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.