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Weltklimaberichte
Einfluss von Regierungsvertretern untersucht

Der Weltklimarat IPCC hat bereits zum fünften Mal einen Sachstandsbericht veröffentlicht. Immer wieder werden Anschuldigungen laut, dass der Report vor der Veröffentlichung von Regierungen verwässert wurde. Ein aktuelle Studie ist diesen Vorwürfen nachgegangen.

Von Volker Mrasek |
    Die Wüste Namib kann dem Klimawandel zum Opfer fallen.
    Die Wüste Namib kann dem Klimawandel zum Opfer fallen. (Imago / Westend61)
    Jeder IPCC-Report hat drei Teile. Und jeder dieser Bände gut und gerne tausend Seiten oder mehr. Deswegen erscheinen am Ende auch noch drei viel schlankere Zusammenfassungen, mit lediglich um die 30 Seiten. Diese Dokumente sind es, die alle Welt liest. Vor der endgültigen Veröffentlichung wird deshalb hart um sie gerungen. Und dabei reden auch die Regierungen ein Wörtchen mit.
    Die Biologen Katharine Mach und Chris Field von der Carnegie Institution in Kalifornien haben das alles schon miterlebt. Beim fünften und jüngsten Weltklimabericht aus dem Jahr 2013:
    "An jedem IPCC-Report wird bis zu drei Jahre lang gearbeitet, und im Schlussakt feilt man dann noch einmal sechs Monate lang an der Zusammenfassung für Politiker. In unserem Fall gab es 2.600 Kommentare zum ersten Entwurf des Papiers, und am Ende eine Plenarsitzung zusammen mit den Regierungsdelegationen. Sie dauerte fünf Tage. Na ja, sagen wir: fünf Tage und Nächte!"
    Doch wenn die Forscher ihre Texte überarbeiten, weil ein Staat X oder Y Einwände gegen diese oder jene Stelle hat - fallen dann unbequeme Befunde unter den Tisch? Verwässern die Korrekturen am Ende die Welt-Klimaberichte? Solche Stimmen hört man nach jedem Report.
    Studie: Berichte wurden verständlicher
    Die neue Studie kommt zu anderen Schlüssen. Das Autoren-Team analysierte die letzten acht Kurzfassungen aus der Feder des IPCC. Alle von ihnen wurden durch die Schlussrunde mit den Regierungen deutlich länger, um bis zu 50 Prozent. Die Texte enthielten am Ende mehr anschauliche Beispiele und wurden dadurch auch verständlicher, so Katherine Mach:
    "Wir haben herausgefunden: Die beteiligten Forscher sind wirklich gut darin, den Wissensstand zum Klimawandel darzulegen. Erst durch die Abstimmung mit den Regierungen gehen die Texte am Ende auch stärker darauf ein, welche Bedeutung das für die Gesellschaft hat."
    Es kommt aber auch vor, dass sich Forscher und Regierungsdelegationen nicht einigen können, wie Chris Field schildert:
    "Es gab Fälle, in denen es größere Teile aus dem Entwurf der Wissenschaftler nicht in das Schluss-Dokument schafften. Das war so beim dritten Teil des letzten Weltklima-Berichts, und beim zweiten Teil des vorletzten Reports. Einmal ging es darum, den Treibhaugas-Ausstoß der einzelnen Länder in Beziehung zu ihrem Pro-Kopf-Einkommen zu setzen. Und im anderen Fall sollte gezeigt werden, wo überall schon Folgen des Klimawandels zu spüren sind. Jeder dachte: Diese Informationen gehören auch in die Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger."
    Doch mehrere Regierungen stellten sich quer. Emissionen nach dem Pro-Kopf-Einkommen - eine solche Tabelle hätte gezeigt, dass die Klimaerwärmung vornehmlich auf das Konto der reichen Länder geht. Und aus einer Karte der globalen Klimaschäden wäre ersichtlich gewesen, dass arme Länder unverhältnismäßig stärker darunter leiden.
    In beiden Fällen gingen substanzielle Informationen verloren. Doch seien die Forscher auch zu stur gewesen, um über alternative Darstellungen der strittigen Punkte nachzudenken, urteilt Chris Field. Damit fasst sich der Ökologe gewissermaßen an die eigene Nase. Denn er leitete sogar eine der entscheidenden Plenarsitzungen.
    "Wenn man sich die Text-Veränderungen anschaut - gibt es darin Anhaltspunkte, dass die Wissenschaft verwässert oder Klimafolgen nicht so deutlich benannt wurden? Das können wir nicht bestätigen! Denn zusätzliche Ergänzungen machten die Texte auf der anderen Seite verständlicher und die wissenschaftlichen Aussagen dadurch, wenn überhaupt, noch schlagkräftiger."
    Field und seine Kollegen empfehlen, die Schlussprodezur auch beim kommenden 6. Weltklimareport beizubehalten. Durch die Einwände und Ergänzungen der Regierungen werde dieser so wichtige Wissenschaftsbericht nicht etwa schlechter, sondern anschaulicher, verständlicher - und dadurch besser.