Die US-Verhandlungsdelegation ist praktisch nicht sichtbar: keine öffentlichen Auftritte, keine Pressekonferenzen. Doch, so berichten Unterhändler, sie sind durchaus dabei und verhandeln hinter den Kulissen, nur etwas leiser als sonst. Seitdem Präsident Donald Trump den Austritt seines Landes aus dem Pariser Klimaabkommen angekündigt hat, ist es still geworden um die offizielle Klimapolitik der USA.
Ganz im Gegensatz dazu meldet sich heute die Opposition zu Wort. Am Eingang der Bula-Zone, in der die Verhandler beim Gipfel in Bonn arbeiten, steht ein großes Tragluftzelt, es besteht aus einem halben Dutzend großen Hallen. Bezahlt wird es von Stiftungen aus der Wirtschaft, sagt Anne Kelly von der Organisation Ceres, die im Klimaschutz engagierte Unternehmen vertritt.
"Bloomberg Philantrophies, die Hewlett Stiftung und Next Gen Climate. Sie haben diese große Anlage für uns bezahlt und wir haben uns organisiert, damit wir zeigen können, dass große und kleine Städte, Bundesstaaten, Unternehmer und Investoren, Hochschulen und Kirchen das Pariser Abkommen nach wie vor unterstützen. Deshalb nennen wir dieses Zentrum 'Wir sind noch immer dabei'."
Zentrum des Widerstands ist Kalifornien
In den Hallen gibt es Versammlungsräume, auf Bildschirmen laufen Filme, bis zum Ende der Konferenz gibt es Diskussionen über den Stand der Wissenschaft und über Hochschulen, die ihren CO2-Ausstoß auf null senken wollen.
Heute Vormittag soll hier "Americas Pledge" verkündet werden. Ein Bündnis aus tausenden von Akteuren der Zivilgesellschaft will dafür sorgen, dass die USA die international zugesagten Klimaziele so weit wie möglich doch noch erreichen. Dabei ist auch James Brainard, Bürgermeister von Carmel in Indiana und Mitglied der Republikanischen Partei.
"Ich habe noch nie einen republikanischen oder auch demokratischen Politiker getroffen, der wollte, dass seine Familie schmutziges Wasser trinkt, oder will, dass sie dreckige Luft atmet und der den Planeten nicht seinen Kindern und Enkeln in einem besseren Zustand hinterlassen wollte, verglichen mit dem Zustand, in dem er ihn vorgefunden hatte. Dies ist keine parteipolitische Frage".
Zentrum des Widerstands gegen den Ausstieg aus der Klimapolitik ist Kalifornien. Gouverneur Jerry Brown soll heute in Bonn sprechen, Ricardo Lara ist Senator in Kalifornien.
"Wir investieren in Sonnen- und Windenergie"
"Wir sind noch immer hier. Kalifornien hat diese Rolle in unserer Nation schon lange gespielt und wir sind stolz darauf. Also: Macht mit und seid stolz darauf, heute zu den Rebellen zu gehören. Unterstützt diese Politik, von der wir wissen, dass sie richtig ist und dass sie unsere Wirtschaft voranbringt."
Donald Trump hat versprochen, den Kohlebergbau wiederzubeleben, doch bisher gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass dies gelingen könnte. Sein Amtsantritt habe in den USA eine große Bewegung für den Klimaschutz ins Rollen gebracht, freut sich Anne Kelly. Und sie erwartet auch, dass ihr Land seinen Treibhausgas-Ausstoß weiter senken wird – unabhängig von der Politik in Washington.
"Zum Teil liegt das daran, dass wir unsere Kohlekraftwerke schließen. Wir investieren in Sonnen- und Windenergie. Es gibt auch hier bei der Klimakonferenz viele Unternehmen, die aktiv erneuerbare Energien kaufen. Und wenn sie mehr erneuerbare Energie kaufen, werden wir mehr Kohlekraftwerke schließen. Der Preis für erneuerbare Energie sinkt und die Emissionen auch."