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Weltklimakonferenz in Bonn
Von den eigenen Zielvorgaben noch weit entfernt

Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Bonn hat ihr Präsident, der Staatschef der Fischi-Inseln Frank Bainimarama, das Ziel fokussiert, die Erdatmosphäre um höchstens 1,5 Grad zu erwärmen. Und auch deutsche Minister haben sich zu Klima-Zielen bekannt, berichtet Dlf-Experte Georg Ehring.

Georg Ehring im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (r) kommt am 06.11.2017 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) mit dem COP 22 Präsidenten, Salaheddine Mezouar zur Eröffnung der Weltklimakonferenz. Die Weltklimakonferenz COP23 findet 06. bis 17. November 2017 in Bonn statt
    Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks (r) kommt am 06.11.2017 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) mit dem COP 22 Präsidenten, Salaheddine Mezouar zur Eröffnung der Weltklimakonferenz. (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Susanne Kuhlmann: Die größte deutsche zwischenstaatliche Klimakonferenz hat vor anderthalb Stunden in Bonn begonnen. Ein rekordverdächtiges Ergebnis wird von diesem 23. Treffen aber nicht erwartet. Vielmehr steht ein Arbeitstreffen an - allerdings eines, das dem Abkommen von Paris folgt. Damals wurden konkrete Ziele formuliert, ambitionierte Ziele. Aber wie sie zu erreichen sind, blieb den Staaten selbst überlassen.
    Fidschi- Inseln wollen die Konferenz inhaltlich prägen
    Für uns beobachtet Georg Ehring die Mega-Veranstaltung in Bonn. Herr Ehring, welche Impulse zeichnen sich jetzt zur Eröffnung denn ab?
    Georg Ehring: Es gab erst mal eine Zeremonie zur Eröffnung. Die Fidschi-Inseln wollen mit ihrer Insel und der dortigen Kultur die Konferenz prägen: Männer in traditionellen Baströcken servierten ein traditionelles Getränk, was sie zuvor hergestellt haben. Und die Fidschis machten auch deutlich, dass sie inhaltlich die Konferenz prägen wollen.
    Der Staatschef Frank Bainimarama, der Präsident der Klimakonferenz, setzte das Ziel, die Erdatmosphäre um höchstens 1,5 Grad zu erwärmen, in den Mittelpunkt, und er forderte die Staats- und Regierungschefs auf, sich an diesem Ziel zu orientieren. Es sei zwar schwer zu erreichen, aber wenn die gesamte Menschheit ihre Intelligenz zusammennehme, sei das durchaus noch zu schaffen. Und wenn das nicht geschafft werde, dann sei Leid und Zerstörung die Folge, sagte er mit Blick auf die kleinen Inselstaaten, von denen ja viele gerade im Pazifik buchstäblich vom Untergang bedroht sind, aber auch auf Trockenheiten, auf Wirbelstürme, die anderen Staaten drohen, ja auch den Industriestaaten.
    Ein zweiter Akzent, den Bainimarama gesetzt hat, war der Blick auf die "Bonn-Zone". Das ist die zweite Zone, wo jetzt nicht die formellen Verhandlungen stattfinden, sondern wo Nebenereignisse, Konferenzen, Kongresse stattfinden. Das ist der Raum außerhalb der Verhandlungen, wo auch Klima-Initiativen abseits des Protokolls verkündet werden. Die werden immer wichtiger. Nachdem es den Klimavertrag von Paris ja gibt, geht es jetzt an die Umsetzung, und da verabreden sich Industrie- und Entwicklungsländer zusammen zu konkreten Projekten.
    Die formellen Verhandlungen, die drehen sich in Bonn vor allem um das Kleingedruckte: Wie ist das Klimaabkommen von Paris genau zu verstehen? Wie wird die Tonne CO2, die Tonne Treibhausgase gemessen und wer darf das kontrollieren? Und es geht um die Finanzen. Die Industrieländer haben ja 100 Milliarden pro Jahr für Entwicklungsländer, für den Klimaschutz dort versprochen, und dieses Geld ist noch lange nicht zusammen.
    Deutschland von der eigenen Zielvorgabe noch weit entfernt
    Kuhlmann: Wie hat sich Deutschland zum Auftakt präsentiert?
    Ehring: Deutschland hat eine Eröffnungs-Pressekonferenz im deutschen Pavillon gemacht. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller, und die Umweltministerin, Barbara Hendricks, sie haben sich beide zum Ziel bekannt, bis 2020 40 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen. Das ist ja ein Ziel, das inzwischen kaum noch erreicht werden kann.
    Hendricks wies auf Versäumnisse hin. Seit 2007 stehe dieses Ziel und 2009 habe es auch im schwarz-gelben Koalitionsvertrag gestanden, und man ist weit davon entfernt. Minus 28 Prozent hat man erst erreicht. Und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller bekannte sich ebenfalls dazu, wandte aber den Blick weg von den Kohlekraftwerken, deren Schließung als einzige Möglichkeit gilt, das auf ganz kurze Frist noch zu erreichen. Und er sagte, es gäbe viele Möglichkeiten, die Verkehrswende, aber auch der Blick ins Ausland. Wenn Deutschland dort den Klimaschutz unterstütze, dann könne man auch sehr viel gegen den Treibhausgas-Ausstoß tun. Auf Nachfrage sagte er dann aber, das sei kein Versuch, vom Klimaschutz in Deutschland abzulenken, aber ein weiterer Akzent.
    50 Millionen Euro hat Deutschland versprochen für den Fonds zur Anpassung an den Klimawandel. Das jetzt als Initiative auch für die Entwicklungsländer. Und Müller sagte, das Bundesentwicklungshilfe-Ministerium werde bis 2020 klimaneutral werden. Emissionen, die unvermeidlich seien, würden dann ausgeglichen. Und er forderte alle Bundes- und Landesbehörden auf, gleiches zu tun, um da mit gutem Vorbild voranzugehen.
    Kuhlmann: Die Ausgangslage beim Weltklimagipfel in Bonn - danke an Georg Ehring.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.