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Weltklimarat
Weltweite Energiewende gefordert

Laut Weltklimarat IPCC lässt sich eine gefährliche Klimaerwärmung mit energischem Handeln noch abwehren, sogar mit weniger Kosten als oft befürchtet. Doch der Rest des Berichts liest sich weniger zuversichtlich: Der Weltklimarat fordert eine umfassende Energiewende auf der ganzen Welt – und das schnell: in höchstens 15 Jahren.

Von Christel Blanke |
    Ein Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde, Brandenburg (Foto von 2014)
    Bei den Verhandlungen über neue Klimaschutzziele könnte der Druck auf die Industrieländer in den kommenden Monaten steigen (Foto von 2014) (dpa / picture alliance / Patrick Pleul)
    Die Umweltorganisationen sind zufrieden. Der Weltklimarat zeige den Weg in die Erneuerbare-Energien-Zukunft, sagt Karsten Smid von Greenpeace:
    "Deshalb ist es für uns auch ein sehr, sehr positiver Bericht, der die Lösung aufzeigt. Und auch aufzeigt, dass wir das technisch machen können und wirtschaftlich wuppen können."
    Es ist noch nicht zu spät, die Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Das ist die Kernbotschaft des Weltklimarates, der gestern den 3. Teil seines Sachstandsberichtes in Berlin vorgestellt hat. Allerdings muss schnell und koordiniert gehandelt werden. Nationale Alleingänge führen nicht besonders weit, so die Einschätzung der Klimaexperten. Das wichtigste ist, den Kohlendioxidausstoß durch Energieeinsparen und kohlenstoffarme Technologien zu verringern. Dazu zählen die Wissenschaftler neben erneuerbaren Energien auch Atomkraftwerke, allerdings nicht, ohne auf die Risiken hinzuweisen.
    Atmosphäre CO2 entziehen
    Zusätzlich plädiert der Klimarat dafür, der Atmosphäre Co2 zu entziehen. Durch Aufforstung und durch das Abfangen und Verpressen von Kohlendioxid unter der Erde, die sogenannte CCS-Technologie. Deutschland und Europa müssten vorangehen und eine Vorreiterrolle übernehmen, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Grünen-Chefin Simone Peter sieht allerdings nicht, dass die Bundesregierung ihre Verantwortung wahrnimmt:
    "Wir beobachten seit zwei Jahren wieder ansteigende Emissionen, das ist auf die Kohleverstromung zurückzuführen. Hier muss es ein klares Zurückfahren der Kohle geben. Und eine Verstärkung der Energieeffizienz und der Energieeinsparung."
    Sofortprogramm gefordert
    Auch aus Sicht des ehemalige Bundesumweltministers Klaus Töpfer, CDU, wird in Deutschland immer noch zu viel Kohle verstromt. Im ZDF-Morgenmagazin fordert er eine Lösung im nationalen Konsens:
    "Hier ist der Ansatz, was können wir tun, wenn die CO2-Preise nicht steigen, wenn der Handel mit CO2 also nicht in Gang kommt hinreichend, wie können wir es erreichen, dass dennoch eine Kohlepolitik entwickelt wird, die uns eine sichere Energieversorgung einerseits, aber auch einen ernst zu nehmenden und auch beispielgebenden Beitrag zur Klimapolitik zu leisten."
    Braunkohlewerke fahren immer noch volle Kanne
    Die sozialdemokratische Umweltministerin Hendricks will noch vor Ostern Eckpunkte für ein Sofortprogramm auf den Weg bringen. Denn mit den bisher ergriffenen Maßnahmen ist das Ziel, die CO2-Emissionen in Deutschland bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren nicht zu erreichen. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nennt das Sofortprogramm im Fernsehsender n-tv seltsam:
    "Gerade haben wir nämlich heftig ums Erneuerbare-Energien-Gesetz gerungen, haben heftig um die Energiewende gerungen, die im Moment leider erst eine Stromwende ist. Und in dem Zusammenhang hat die Bundesregierung das Ganze so gestaltet, dass die Braunkohlekraftwerke weiterhin volle Kanne fahren können. Das heißt, sie hat das Gegenteil von dem gemacht, was sie jetzt unter dem Eindruck des IPCC-Berichts behauptet machen zu wollen."
    Für Kohlekraftwerke sieht allerdings auch Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth keine Zukunft. Schließlich würden die dann 30 oder gar 40 Jahre lang laufen:
    "Und dann führt das jedenfalls ohne Kohlenstoffabscheidung nicht mehr zu einer Übereinstimmung mit den notwendigen Klimaschutzanforderungen."
    Die Kohlenstoffabscheidung, also CCS, ist in Deutschland zurzeit aber auch keine Option. Umweltverbände und die Grünen warnen eindringlich vor möglichen Risiken, wenn Gas unter der Erde gelagert würde.