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Weltmeere
Ozeanwellen lassen Erde brummen

Der Mensch kann es nicht hören: das Brummen der Erde. Es findet auf einer sehr tiefen und niedrigen Frequenz statt. Und Forscher haben jetzt herausgefunden, was dafür verantwortlich ist.

Von Haluka Maier Borst |
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    Ozeanwellen schwappen gegen die Kontinentalplatten - und sorgen so für nicht hörbare Vibrationen. (dpa picture alliance/ Christof Martin)
    Es gibt ein paar Dinge, die unser blauer Planet immer tut. Die Erde kreist beständig um die Sonne, stets dreht sich unser Planet um die eigene Achse und die Erde tut noch etwas. Sie brummt. Nun würde man im Radio natürlich zu gern diesen Ton hören. Doch da gibt es ein Problem wie Eléonore Stutzmann, Seismologin am Institut de Physique du Globe de Paris, erklärt: "Dieses Brummen der Erde kann man nicht hören. Denn der Ton hat eine sehr, sehr niedrige Frequenz. Aber man kann sich vorstellen, dass die Erde permanent vibriert und dadurch einen Ton erzeugt. Es ist ähnlich, wie wenn jemand auf einer Hängebrücke umherhüpft. Wenn er das genau im richtigen Rhythmus tut, beginnt die Brücke mitzuschwingen."
    Doch während beim Schwingen einer Brücke klar ist, was es ausgelöst hat, sieht das beim Schwingen der Erde anders aus. Die Erde brummt zu jeder Zeit, ganz egal, ob es gerade ein Erdbeben gab oder auch nicht. Seitdem Forscher in den 1990er-Jahren dieses Kuriosum entdeckten, gab es verschiedene Theorien darüber, was hinter dem Geräusch steckt. Letztlich galten aber vor allem zwei Mechanismen als wahrscheinlich. Beide sehen in den Wellen auf unseren Meeren den Auslöser. Fraglich war jedoch, wie genau die Meereswellen diese besonders tiefe und niedrige Frequenz bekommen, um das Brummen zu verursachen. Stutzmann: "Der eine Mechanismus ist, dass eine Welle auf eine andere Welle auf offener See prallt und dabei lange Wellen mit sehr niedriger Frequenz entstehen, die ihre Frequenz wiederum auf die Erde übertragen. Die Konkurrenzthese hingegen besagt, dass Wellen an der Küste ankommen, zurück ins offene Meer schwappen und genau in diesem Moment es dann passiert. Wenn die Wellen zurücklaufen, reiben sie am unterseeischen Kontinentalabhang, bekommen dadurch eine sehr niedrige Frequenz und lösen anschließend seismische Wellen mit der gleichen Frequenz aus."
    Die Wellen schwappen gegen die Kontinentalplatten
    Eléonore Stutzmann hat nun in einer neuen Studie versucht, zu klären, welche der beiden Thesen die richtige ist. Dazu nutzte die Forscherin ein Computerprogramm, das zunächst aus den gemessenen Winden über den Ozeanen berechnet, wie stark und mit welcher Frequenz es auf der Meeresoberfläche schwappt. Anschließend schaute sie, ob diese Wellen geeignet wären, um die Erde über den einen oder den anderen Mechanismus zum Brummen zu bringen.
    Das Ergebnis der Studie: Nur das Schwappen der Wellen gegen die Kontintentalplatten erzeugt Frequenzen, die dem Brummen entsprechen. Wellen, die einfach auf offener See gegeneinander schwappen, können nicht für die besonders tiefen Frequenzen im Brummen der Erde sorgen. Ihnen fehlt gewissermaßen der Bass. Doch auch wenn das Rätsel um die Hauptursache des Brummens dank Eléonore Stutzmann gelöst ist, die Forscherin sieht noch eine Menge offener Fragen: "Es gibt viele Dinge, die wir nach wie vor nicht verstehen. Ja, wir können den Großteil des Brummens erklären. Aber dann bleibt da noch die Frage, ob ein Teil des Brummens doch durch etwas ganz anderes verursacht wird. Zum Beispiel könnte das ein starker Sturm oder auch ein Hurrikan an Land sein, der so heftig auf die Erde drückt, dass er einen gewissen Teil dieses Geräusches auslöst." Unsere Erde wird also weiter brummen. Wie tief oder hoch sie dabei klingt, das könnte vielleicht mit dem zusammenhängen, was gerade auf ihrer Oberfläche passiert.