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Weltpremiere des neuen Bond-Films
Moderner Mythos mit Adrenalin-Garantie

Daniel Craig, Christoph Waltz und natürlich auch royale Prominenz werden bei der Weltpremiere des neuen James-Bond-Films "Spectre" auf dem roten Teppich in London erwartet. Ob spektakuläre Stunt-Szenen, humorvolle Dialoge oder großartige Landschaftsaufnahmen - für unsere Rezensentin steht fest: Der neue Bond ist ganz großes Kino.

Von Gabi Biesinger | 26.10.2015
    Monica Bellucci (Lucia Sciarra) und Daniel Craig (James Bond) in einer Szene des neuen 007-Agententhrillers "Spectre".
    Monica Bellucci (Lucia Sciarra) und Daniel Craig (James Bond) in einer Szene des neuen 007-Agententhrillers "Spectre". (Sony Pictures 2015 / dpa )
    Während Sam Smith den neuen Bond-Song säuselt, zeigt uns Daniel Craig im surrealen Vorspann umschlungen von vielen Tintenfisch-Tentakeln seinen gestählten Body – völlig oben ohne. Ansonsten bleibt Bond meist bekleidet, hat aber schon von dem Titelsong den ersten Stadtteil in Schutt und Asche gelegt.
    Halsbrecherische Verfolgungsjagd vor historischer Kulisse
    Es ist einer der spektakulärsten Stunt-Szenen der Bond-Geschichte: Über einer mexikanischen Plaza prügelt Bond sich fast fünf Minuten mit zwei Typen im offenen Hubschrauber, der steuerungslos über einer riesigen Menschenmenge schlingert. Adrenalin-Garantie gleich zu Beginn und auch beim Drehen war das eine Wahnsinnssequenz schildert Regisseur Sam Mendes – mit 2.000 Komparsen, neun Kameras, drei Hubschraubern:
    "Dieser gemeinsame Geist, die Energie, die Liebe zum Film, das Gefühl, ein Teil dieses modernen Mythos zu sein, das unterscheidet Bond-Drehs von allen anderen Filmen. Ich glaube, das werde ich auch nirgendwo anders erleben."
    Flott geht es auch in Rom zu, bei einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd vor historischer Kulisse. Zur bombastischen Musik des Film-Orchesters tänzeln die beiden Sportwagen fast wie Ballerinas. Die Panoramen, die Landschaftsaufnahmen sind ganz großes Kino und in der marokkanischen Wüste tragen Bond und sein Girl natürlich beige.
    Ein wahres Seh-Vergnügen und unglaublich stylisch
    Der Film ist in den liebevollen Details, im Tempo, in den Kostümen so unglaublich stylisch, dass es ein wahres Seh-Vergnügen ist. Und die Firmenlogos vom Product Placement kann man getrost übersehen. Der Humor ist gerade richtig dosiert.
    Quartiermeister Q darf dieses Mal aus seinem unaufgeräumten Labor, wo er feuerspeiende Autos erfindet, auch ein bisschen raus. Wobei ihm gar nicht geheuer ist, dass Bond ihn bei einer seiner Extratouren zum Komplizen machen will. "Ich habe ein Haus abzubezahlen und zwei Katzen zu versorgen", bringt Q entsetzt vor. Q-Darsteller Ben Wishaw hatte einen Riesenspaß beim Dreh und ist gespannt auf den Film, denn viele der Schauspieler sehen ihn heute Abend bei der Premiere auch zum ersten Mal.
    Bond im Kampf gegen Massenüberwachung
    Traditionell rettet Bond die Welt ja vor Atombomben oder ähnlich herkömmlichen Gefahren. Doch dieses Mal torpediert Bond Pläne zur Massenüberwachung in Big Brother-Manier. Da umweht ihn und seine letzten aufrechten Mitstreiter fast die Aura von Geheimdienst-Enthüller Edward Snowden. Klar gehen wir mit der Zeit, meint Filmschurke Christoph Walz, alias Franz Oberhauser:
    "Die Methoden ändern sich, die Gefahren – so wie in unserem echten Leben ja auch."
    Doch Gefahren lauern dieses Mal nicht nur in der weiten Welt, sondern auch innerhalb des Geheimdienstes. Als großartiger Bürohengst stößt Andrew Scott als Chef der Nationalen Sicherheitsbehörde mit dem Kürzel "C" dieses Mal zum Bond-Film-Personal. Er soll 007 wegrationalisieren. Bonds Chef M is not amused: 'Wir sind noch nicht fertig miteinander.'
    Und wie sieht es mit Daniel Craig selbst aus? Ist der nach zehn Jahren und vier Filmen mit Bond am Ende? Hat er sich schon entschieden, ob er weitermacht?
    "Nein. Ich genieße erst mal das, was gerade passiert. Keine Ahnung. Wer weiß."