"Ich bin sehr froh, dass die Fluglärmkommission heute den Weg frei gemacht hat für den Probebetrieb von Lärmpausen."
Dem hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir von den Grünen ist die Erleichterung deutlich anzumerken. Denn seine Lärmpausen-Idee nimmt die wichtigste politische Hürde - die Fluglärmkommission von 32 Anrainer-Gemeinden des Rhein-Main-Airports.
Lob von der Fluglärmkommission
Thomas Jühe, Bürgermeister von Raunheim und Vorsitzender der Fluglärmkommission lobt ausdrücklich die Mitarbeiter des Al-Wazir-Ministeriums, die die Idee entwickelt haben:
"Wir honorieren, dass ihr diesen Aufschlag gemacht habt. Denn einen mutigen Schritt zu gehen, kann immer auch bedeuten, dass man dafür abgestraft wird für das, was man da initiiert hat. Der Faule wird in der Regel nicht abgestraft. Und da wollten wir schon ein klares Signal setzen, dass wir den Mutigen belohnen wollen."
Lärmpausen bedeutet konkret, dass der Flugverkehr in den Randzeiten des Nachtflugverbotes auf bestimmten Start-und Landebahnen gebündelt wird. Einzelne Pisten bleiben bei Westwind zwischen 5 und 6 Uhr morgens sowie von 22 Uhr bis 23 Uhr abends zusätzlich geschlossen. Rund 44.000 Menschen in Frankfurt am Main und Offenbach können damit ab April in einem einjährigen Probebetrieb an drei von vier Tagen mit insgesamt sieben Stunden Nachtruhe rechnen. Melanie Heilig, Gesundheitsdezernentin der Mainmetropole und Mitglied der Fluglärmkommission:
"Natürlich, als Frankfurter Umweltdezernentin bin ich froh über die Prüfung dieser Variante. Denn 44.000 Bewohner im Frankfurter Süden, die ja hoch belastet sind von diesem Lärmpausenmodell, das ja erst zur Prüfung ansteht, könnten entlastet werden."
Fünf Modellvarianten in der ursprünglichen Auswahl
Die Fluglärmkommission hatte insgesamt fünf Modelle für Lärmpausen geprüft. Letztlich hielt das Gremium lediglich die Variante 4 für akzeptabel. Sie soll nun soll mithilfe der Deutschen Flugsicherung (DFS) ab April in den Probebetrieb gehen, bei Westwind, der am Frankfurter Flughafen an drei von vier Tagen weht. Flughafen-Betreiber Fraport hat bereits seine Zustimmung signalisiert.
Ein Wermutstropfen: Das Lärmpausen-Modell entlastet zwar Menschen von Fluglärm, doch auf der anderen Seite kommen für Bewohner etwa der Stadt Neu-Isenburg insbesondere am Abend Belastungen hinzu. Das sei in der Fluglärmkommission kritisch diskutiert worden, so Thomas Jühe, Vorsitzender des Gremiums. Doch unter dem Strich habe die Entlastung für die Großstädte Frankfurt am Main und Offenbach den Ausschlag gegeben:
"Damit ergibt sich für uns mehrheitlich: Wir erachten das nicht als willkürlich und würden uns dagegen stellen, sondern wir können das nachvollziehen."
Bürgerinitiativen sind nicht zufrieden
Viele Bürgerinitiativen des Rhein-Main-Gebietes lehnen das Lärmpausen-Modell weiterhin ab. Ihnen ist die Entlastung nicht groß genug. Sie fordern eine sogenannte Variante 8 - ein achtstündiges Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens. Doch das sei aus rechtlichen und aus politischen Gründen zurzeit nicht durchsetzbar, so die Fluglärmkommission. Hessen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir freut sich nun über die Erprobung eines Modells, das es weltweit so noch nicht gibt:
"Wenn wir in den Probebetrieb gehen, dann wäre Frankfurt der erste internationale Großflughafen, der zusätzlich zu einem absoluten Nachtflugverbot Lärmpausen einführt. Bisher gibt es Lärmpausen-Modelle an Flughäfen und es gibt Nachtflugverbote. Wir wären der erste Flughafen überhaupt, der beides macht."