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Weltraum-Roboter-Turnier
"Wir können uns sehr viel weiter hinauswagen"

Weltraum-Roboter erkunden die Oberfläche eines fiktiven Planeten - in der Nähe von Bonn. Zehn Teams haben ein Jahr lang an den Rovern getüftelt und zeigen jetzt in einem Turnier, was ihre Fahrzeuge können. Was die größten Herausforderungen dabei sind, verrät Thilo Kaupisch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im DLF.

Thilo Kaupisch im Gespräch mit Lennart Pyritz |
    Beim ersten DLR SpaceBot Cup traten robotische Systeme von zehn Teams aus ganz Deutschland gegeneinander an.
    Beim ersten DLR SpaceBot Cup traten robotische Systeme von zehn Teams aus ganz Deutschland gegeneinander an. (DLR)
    Lennart Pyritz: Es gilt, eine Mission in unbekanntem Gelände zu bestehen: In Hürth erkunden seit heute Morgen Weltraumroboter die Oberfläche eines fiktiven Planeten. Von Buxtehude bis Oberpfaffenhofen, von Bonn bis Berlin haben zehn Studenten-Teams aus ganz Deutschland ein Jahr lang an den Rovern getüftelt. Veranstalter des "SpaceBot Camps" ist das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Vor der Sendung habe ich Thilo Kaupisch, den Organisator des Camps beim DLR, per Telefon auf dem künstlichen Planeten erreicht. Ich habe zuerst gefragt, welche Aufgabe die Roboter dort erwartet!
    Einstündige Mission
    Thilo Kaupisch: Wenn die Roboter auf dem Planeten gelandet sind, wird jeder einzelne für sich in einer einstündigen Mission das Gelände erkunden, auffällige Objekte identifizieren, finden, in die innere Karte eintragen und diese dann, so die Zeit und die Funktionalität es dann hergibt, einsammeln und oben auf dem Kraterrand mit einem anderen Objekt zusammenmontieren. Das beinhaltet damit eigentlich alle Aspekte, die heute notwendig sind für eine solche Raumfahrtmission, nämlich Infrastrukturaufgaben, Erkundung der Oberfläche und Handhabung und sich selbst zurechtfinden.
    Pyritz: Gab es Vorgaben für den Bau dieser Roboter? Und wie sehen sie aus?
    Die Hindernisse
    Kaupisch: Die Roboter hatten die Einschränkungen, die der Planet im Grunde vorgibt, und wie wir dorthin kommen würden. Das bedeutet, es sollte eine Kommunikationsverbindung möglich sein, die nicht kabelgebunden ist. Diese Telekommunikationsverbindung geht durch eine simulierte Funkstrecke. Man weiß das ja vielleicht oder man hat es schon mal gehört, dass, wenn man zum Mond oder zum Mars oder zu einem anderen Himmelskörper Funksignale schickt, haben die eine gewisse Laufzeit. Das heißt, wir haben Verzögerungen darin, wir haben auch Störungen und Verbindungsausfälle. Das stellen wir alles nach, das war einer der schwierigsten Aspekte, die bearbeitet werden mussten. Darüber hinaus ist unsere Rakete nicht unendlich leistungsfähig. Das heißt, wir haben eine Gewichtsgrenze gesetzt, maximal 100 Kilogramm durften die Roboter einzeln oder, wenn es ein Team von Robotern ist, zusammen wiegen, damit wir die auch auf unserer Planetenoberfläche sozusagen absetzen können. Weiterhin hat der Planet, den wir besuchen, noch kein GPS-Satellitensystem und dementsprechend war Satellitennavigation auch nicht erlaubt, wäre hier in der Halle auch gar nicht möglich gewesen.
    Pyritz: Gibt es so etwas wie einen Anschlusswettkampf für die Roboter, die am besten abschneiden?
    "Technologisches Schaufenster"
    Kaupisch: In diesem Camp wird erst mal eine Leistungsschau stattfinden. Das heißt, über das vergangene Jahr haben die Teams von Universitäten und Forschungsinstituten diese Systeme für dieses sehr anspruchsvolle Szenario entwickelt und gebaut und auch funktionsfähig gemacht. Das dient uns im Grunde als technologisches Schaufenster, das heißt, wir sehen, was ist heute überhaupt möglich, nicht nur was den Stand der Technik angeht, sondern was auch möglich ist, wenn man die heutige Technologie ausreizt. Weil, viele Teams haben ihre Systeme wirklich an Grenzen gebracht, die heutzutage Alltagsprodukte nicht erreichen können. Das ist das eine, was ist heute möglich. Des Weiteren wollen wir natürlich sehen, wo sind Defizite, die wir mit Forschungsförderung – denn wir sind ja auch ein Projektträger in dem Sinne – Lücken füllen können, die gefüllt werden müssen, damit Deutschland an internationalen Raumfahrtmissionen teilnehmen kann.
    Pyritz: Vielleicht können das noch mal konkret machen, inwieweit können solche Übungsszenarien wertvolle Informationen und Erfahrung für reale Weltraum-Missionen liefern?
    Kosten sparen
    Kaupisch: Solche Übungsszenarien können insofern einen Dienst leisten an der Verifizierung der Technologie, als dass wir wirklich ziemlich viele Schwierigkeiten künstlich hinzufügen können. Wenn etwas schief läuft, kann man natürlich sehr direkt sagen, okay, hier vorne ist jetzt dieser Kondensator durchgebrannt und es ist jetzt kein Softwarefehler, das ist sehr viel schwieriger, wenn man die Mission bereits gestartet hat und der Roboter ist viele Millionen Kilometer weit weg. Also, wir sparen sozusagen Kosten, wir können uns sehr viel weiter hinauswagen, was die Technologie angeht, wir können größere Risiken eingehen und damit gegebenenfalls herausfinden, dass eine Technologie, die als sehr riskant eingeschätzt wurde, auch vielleicht gar nicht so riskant ist, und wir feststellen, dass die Technologie robuster ist, als wir vorher angenommen haben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.