Die Klimaerwärmung spielt natürlich eine große Rolle. Einer hat es so gesagt: Alles hängt mit allem zusammen. Der Weltrisikobericht will ja zeigen, welche Länder besonders von Katastrophen bedroht sind und was dagegen zu tun ist. Dabei geht der jetzt fünfte Risikobericht einen besonderen Weg. Forscher der Universität der Vereinten Nationen schauen sich dabei nicht nur die geologischen und physikalischen Größen an, also wie wahrscheinlich ist in einer Region ein Wirbelsturm oder Erbeben? Sondern sie schauen auch auf gesellschaftliche Faktoren, also wie stabil sind die Gesellschaften? Wie gut können sie mit Katastrophen umgehen?
Matthias Garschagen hat diese Methode mit entwickelt und nennt als Beispiel zwei Katastrophen: Einmal das Erdbeben 2010 in Haiti mit über 220.000 Todesopfern, dann ein Jahr später ein Erdbeben in Neuseeland mit ungefähr gleicher Stärke, was zu 180 Todesopfern geführt hat:
"Das Beispiel zeigt doch sehr deutlich, dass sich das Ausmaß einer Katastrophe nicht allein durch die Naturgefahr erklären lässt, sondern viel ausschlaggebender ist die Anfälligkeit einer Gesellschaft und die Fähigkeit einer Gesellschaft, auf Naturgefahren zu reagieren und sich mittel- und langfristig auch daran anzupassen."
Die gefährdetsten Staaten sind Vanuatu, Tonga und die Philippinen. Deutschland liegt auf Platz 146 von 171. Vorbereiten können sich Gesellschaften auf Naturkatastrophen auf vielfältige Art, ein Faktor habe sich aber als besonders wichtig herausgestellt, sagt Martin Bröckelmann-Simon von Misereor: nämlich die Ernährung.
Forscher zeigen Schutzmaßnahmen auf
"Wenn wir das Katastrophenrisiko tatsächlich ernsthaft verringern wollen, müssen wir ernsthaft auch was für höhere Ernährungssicherheit tun. Das ist vielleicht der zentrale Punkt, um den es uns heute gehen soll. Das ist der zentrale Punkt, um den es uns heute gehen soll."
Die Ernährungssituation habe einen sehr großen Einfluss auf die Anfälligkeit von Gesellschaften für Katastrophen und auf ihre Fähigkeit mit den Folgen der Katastrophe umzugehen. Das habe sich bei statistischen Untersuchungen seiner Universität der Vereinten Nationen gezeigt, sagt Forscher Garschagen. Der Entwicklungspolitiker und Biologe Peter Mucke ist Chef der Bündnis "Entwicklung hilft", das den Weltrisikobericht initiiert hat. Mucker erklärt, wie Hunger Katastrophen verschärft:
"Menschen sind Naturgefahren beispielsweise stärker ausgesetzt, wenn die fehlende Ernährungssicherheit sie zur Migration zwingt. In den neuen Siedlungsgebieten blieben ihnen das oft nur die Flächen mit höherem Katastrophenrisiko, beispielweise steile Berghänge oder Flussufer. Und wer hungert, kann weder Vorräte anlegen für den Katastrophenfall anlegen noch langfristige Maßnahmen zur Anpassung an Katastrophenrisiken ergreifen."
Was ist also zu tun? Martin Bröckelmann-Simon von Misereor listete eine ganze Reihe von Maßnahmen auf. Als erstes müsste die Widerstandfähigkeit der Gesellschaften vor Ort gestärkt werden, vor allem die der Bauern:
"Wir empfehlen besonders dezentrale Formen der Lagerhaltung von Nahrungsmitteln, gezielte Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen und auch gezielte Investitionen insbesondere in Trockengebieten in Wasserrückhaltesysteme, in soziale Sicherungssysteme in Form von Mikroversicherungen im ländlichen Raum."