Die Weltwirtschaft wird weiter wachsen, aber mit 3,5 Prozent in diesem und 3,7 Prozent im kommenden Jahr nicht mehr so stark wie noch im Herbst erwartet. Da hatte der Internationale Währungsfonds noch mit je 0,3 Prozentpunkten mehr gerechnet. Als Grund nennt Olivier Blanchard, Chefvolkswirt des IWF, die schwächeren Aussichten in China, Russland, Japan und im Euro-Raum - und das trotz des kräftigen Schubs, den die Wirtschaft in den ölimportierenden Ländern vom massiv gesunkenen Ölpreis bekomme. Das gelte auch für den Euroraum:
"Der Rückgang des Ölpreises - das ist sicher eine gute Nachricht. Das wird helfen. Der schwächere Euro ist in dieser Phase auch sehr gut. Beides geht in die richtige Richtung, aber leider sieht auf mittlere Sicht die Zukunft nicht so rosig aus. Investitionen sind schwach, deshalb haben wir die Wachstumsprognose gesenkt, nicht viel, aber eben doch nach unten."
Denn Stagnation und niedrige Inflation seien neben Japan vor allem im Euroraum ein Grund zur Sorge. Hier rechnet der IWF mit einem Zuwachs um 1,2 statt 1,4 Prozent im laufenden Jahr, und auch die deutsche Wirtschaft werde nur um 1,3 Prozent zulegen statt wie bisher erwartet um 1,5 Prozent. Das sehen deutsche Finanzexperten anders: Der ZEW-Index, Barometer für die Konjunkturerwartungen, legte deutlich zu, vor allem wegen des niedrigen Euro und des stark gesunkenen Ölpreises.
China bleibt Wachstumstreiber
Der wiederum bereite Russland große Schwierigkeiten, meint der IWF - neben der Rubel-Abwertung und der Ukraine-Krise. Und ein weiterer Grund für die schlechteren Aussichten weltweit sei das schwächere Wachstum in China. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft hat im vergangenen Jahr nur um 7,4 Prozent zugelegt und damit so langsam wie seit 24 Jahren nicht mehr: 2015 rechnet der IWF mit einer weiteren Verlangsamung - das aber sei positiv. China richte seine Wirtschaftspolitik neu aus, erläutert Horst Löchel, China-Experte der Frankfurt School of Finance and Management:
"Die neue Führung will ja vor allem verhindern, dass es weiter die Politik des billigen Geldes gibt. Die Privatverschuldung in China ist sehr hoch, insbesondere der Unternehmen. Das will man eindämmen. Das bedeutet natürlich auch weniger Wachstum, insbesondere weniger Investitionen, wenn das Geld eben und die Kredite teurer werden. Aber natürlich stimmt es auch: Es soll mehr konsumiert werden, weniger investiert werden, und das schwächt zunächst zumindest mal auch eben das Wachstum, weil die Investitionen in der Vergangenheit einen sehr großen Anteil am chinesischen Wachstum hatten."
Dennoch bleibt China Wachstumstreiber. Das gilt auch für die amerikanische Volkswirtschaft, sagt IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard:
"Die Erholung ist recht stark, und trotz der Aufwertung des Dollar wird sich der Aufwärtstrend fortsetzen."