Mit einem emotionalen Appell hat sich die 16 Jahre alte Klimaaktivistin Greta Thunberg an die beim Weltwirtschaftsforum versammelten Topmanager und Spitzenpolitiker gewandt. Im Schweizer Davos rief sie zu sofortigen Maßnahmen gegen den Klimawandel auf.
"Ich möchte, dass ihr in Panik geratet"
Am Morgen sprach Greta Thunberg zu den Wirtschaftsbossen und Spitzenpolitikern auf dem Weltwirtschaftsforum bei einer Diskussionsrunde zum Thema Klimawandel. Die war nicht öffentlich. Doch weil die 16-jährige Schülerin mit den Pippi-Langstumpf-Zöpfen will, dass ihre Botschaft in die Welt getragen wird, lud sie danach zu einer Pressekonferenz und wiederholte dort ihre Rede, Wort für Wort:
"Unser Haus brennt. Ich bin hier zu sagen, dass unser Haus brennt."
Die Schwedin meinte damit die Tatenlosigkeit der Erwachsenen angesichts der Klimakrise. Mit unmissverständlichen Worten forderte sie die beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Wintersportort Davos versammelten Mächtigen auf, die im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbarten Ziele endlich umzusetzen:
"Jetzt ist nicht die Zeit für Höflichkeiten und darauf zu achten, was man sagen darf und was nicht. Nun ist die Zeit, Klartext zu sprechen. So wie die Klimakrise die größte und komplexeste Herausforderung ist, der die Menschheit je gegenüberstand, so einfach ist die Lösung, dass sogar ein kleines Kind sie versteht. Wir müssen den Ausstoß von Treibhausgasen stoppen.
Greta Thunberg sprach entschieden und konzentriert. Nach jedem Absatz huschte ein schüchternes Lächeln über ihr Gesicht.
"Die Erwachsenen sagen immer, wir müssen den jungen Menschen Hoffnung machen, aber ich will eure Hoffnung nicht. Ich möchte nicht, dass ihr hoffnungsvoll seid. Ich möchte, dass ihr in Panik geratet. Ihr sollt die Angst spüren, die ich jeden Tag spüre. Und ich möchte, dass ihr handelt. Dass ihr so handelt wie in einer Krise. Ich möchte, dass ihr so handelt, als wenn unser Haus brennen würde. Denn es brennt bereits."
"Die wirklich wichtigen Leute benötigen wohl noch mehr Druck"
Noch sei Zeit alles zu ändern, sagt Greta Thunberg. Noch immer könnten wir das schaffen. Und sie schrieb den Wirtschaftsbossen ins Stammbuch:
"Wir müssen fast alles in unserer gegenwärtigen Gesellschaft ändern. Je größer Euer CO2-Fußabdruck ist, umso stärker steht ihr in der Pflicht. Je größer eure Organisation, umso größer eure Verantwortung."
Ihre Botschaft also ganz ähnlich wie auf dem Uno-Klimagipfel im Dezember in Kattowitz, auf dem sie zu den Delegierten gesprochen hatte. - Ich wollte von Ihr wissen, ob sie den Eindruck habe, dass die beim Weltwirtschaftsforum versammelten, Ihre Worte gehört und verstanden haben. Sie antwortete:
"Ja, ich denke, ich wurde schon gehört, aber die wirklich wichtigen Leute benötigen wohl noch mehr Druck, damit sie nicht so weitermachen, wie bisher."
Aktion "Schulstreik fürs Klima"
Seit gut einem halben Jahr schwänzt die Schwedin jeden Freitag die Schule, um vor dem Parlament in Stockholm einen Klimastreik durchzuführen. Auch in Davos hielt sie an dieser Tradition fest. Nach der Medienkonferenz lief Greta Thunberg in Richtung des abgeschirmten Kongresszentrums, unterm Arm ein Schild mit den Worten: "Schulstreik fürs Klima". Sie setzte sich in den Schnee, stellte das Schild neben sich auf. Ein paar Schweizer Schüler gesellten sich zu ihr:
"Ich finde es ist sehr wichtig, dass wir jetzt handeln und darum sitze ich hier und streike mit ihr, dass wir etwas bewirken können." "Ja, sie setzt da wirklich ein großes Zeichen und das zeigt auch, dass man als Einzelperson doch so weltweit etwas bewegen kann."
Nach Davos ist Greta Thunberg übrigens mit der Eisenbahn gereist, denn Flugzeuge stoßen zu viel CO2 aus, sagte sie. Nun steht die Heimreise an, natürlich mit dem Zug, gut 32 Stunden lang. Von Davos nach Stockholm.