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Weltwirtschaftsforum
Deutschland ist Innovationsweltmeister

Die deutschen Unternehmer sind risiko- und innovationsfreudig, die Bundesrepublik gibt viel Geld für Forschung aus. Kein anderes Land, so das Weltwirtschaftsforum, ist innovationsfähiger als Deutschland, was auch die Zahl der Patente belegt. Bei der Wettbewerbsfähigkeit haben allerdings die USA die Nase vorn.

Von Dietrich Karl Mäurer | 17.10.2018
    Deutschland ist unschlagbar bei der Innovationsfähigkeit, hinkt aber bei der Nutzung von Informationstechnologien hinterher.
    Deutschland ist unschlagbar bei der Innovationsfähigkeit, hinkt aber bei der Nutzung von Informationstechnologien hinterher - so das Weltwirtschaftsforum (imago / Ikon Images)
    Kein Land ist so innovationsfähig wie Deutschland - zu dieser Einschätzung kommt das Weltwirtschaftsforum, das für seinen Globalen Wettbewerbsbericht 2018 die Bedingungen in 140 Ländern miteinander verglichen hat. Ausschlaggebend für das gute Abschneiden der Bundesrepublik waren die Ausgaben für Forschung, wissenschaftliche Veröffentlichungen und die Zahl der angemeldeten Patente. Doch nicht nur dies wurde berücksichtigt, erläutert Silja Baller, Ökonomin beim Weltwirtschaftsforum:
    "Wenn wir von Innovationssystem sprechen, dann sehen wir das relativ breitgefächert. Also wir schauen praktisch den ganzen Prozess an von dem Punkt, wo jemand die Idee hat, bis zu dem Punkt, wo ein Produkt auf den Markt kommt. Und da ist Deutschland eben bei allen diesen Faktoren extrem gut aufgestellt. Vielleicht ein Faktor, der etwas überraschender ist. Deutschland hat sehr anspruchsvolle Käufer, was Firmen zu Innovationen anregt. Also auch da schneidet Deutschland sehr gut ab."
    Bei IT-Nutzung rangiert Deutschland auf dem 31. Platz
    Allerdings ergibt die Analyse für Deutschland nicht nur Bestnoten. Sie offenbart auch, wo Nachholbedarf besteht, so Silja Baller. "Deutschland ist relativ abgeschlagen was die Annahme von Informationstechnologien angeht. Da ist Deutschland nur auf dem 31. Platz. Relativ weit weg von Südkorea zum Beispiel. Und wo es da Lücken gibt ist vor allem was die Bereitstellung von Glasfasertechnik angeht, aber auch zum Beispiel Abonnements für Breitbandtechnologie, mobile Breitbandtechnologie. Da liegt Deutschland relativ weit hinten."
    Die zunehmende Digitalisierung bringe gravierende Veränderungen. Die Gesellschaften müssten auf diese "Vierte Industrielle Revolution" reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben, so heißt es in dem Bericht, der bereits seit 1979 veröffentlicht wird.
    Ein Vergleich der diesjährigen Ergebnisse mit den bisherigen Resultaten sei im übrigen nicht möglich. Denn die Kriterien für den Ländervergleich wurden wegen der Digitalisierung verändert und erweitert. Insgesamt fast 100 Faktoren in zwölf Bereichen fließen nun in die Studie ein:
    "Wir schauen nach wie vor an: Wie stark sind die Institutionen in einem Land, wie stark ist das makroökonomische Umfeld, wie stark ist die Gesundheit, wie gut ist das Bildungssystem etc. Wir haben dann aber auch dieses Jahr viel mehr so genannte weichere Faktoren mit einbezogen. Also da gehören digitale Kenntnisse dazu, da gehört dazu, wie kritisches Denken gefördert wird in Schulen zum Beispiel. Das sind alles Faktoren die im Endeffekt für Innovationen
    USA und Singapur wettbewerbsfähiger als Deutschland
    Trotz seines hervorragenden Innovationssystems landet Deutschland in der Gesamtwertung auf Platz drei - hinter den USA und Singapur. Die Vereinigten Staaten punkteten vor allem mit einer - dank einer lebendigen Unternehmenskultur - besonders anpassungsfähigen Wirtschaft. Das gute Ergebnis der USA habe jedoch wenig mit der aktuellen Politik der Trump-Administration in Washington zu tun, sagt Silja Baller vom Weltwirtschaftsforum:
    "Man muss natürlich im Kopf behalten, dass die Indikatoren, die wir in dem Index reflektieren, hauptsächlich Langzeitfaktoren sind. Das sind Systeme, die über lange Jahre gewachsen sind. Das sind Investitionen, die sich jetzt auszahlen, die vor mehreren Jahren gemacht wurden. Das reflektiert nicht unbedingt die Tagespolitik."
    Am schlechtesten schneiden im globalen Wettbewerbsbericht des Weltwirtschaftsforums übrigens Haiti, Jemen und der Tschad ab.